Ingolstadt
"Jeder wie er kann"

Beim g'scheiterhaufen-Theater Ingolstadt steht das Improvisieren im Mittelpunkt - auch für Kursteilnehmer

29.07.2019 | Stand 23.09.2023, 8:00 Uhr
In den Ingolstädter Workshops geht es auch um das Thema "Körperlichkeit". −Foto: g?scheiterhaufen

Ingolstadt (DK) "Mach bitte kein Theater", heißt es im Volksmund, "führ dich nicht so auf." Die negative Konnotation des Schauspielmedium können Daniela Richter, Andreas Richter und Nicole Titus nicht nachvollziehen.

Denn genau das ist es, was die drei vom Improvisationstheater g'scheiterhaufen wollen: Theater machen und ihre Stücke "aufführen".

Egal ob jung oder alt, von hier oder ganz wo anders, mit oder ohne körperliche Einschränkungen, bei g'scheiterhaufen gibt es für jeden einen Platz. Doch warum eigentlich "g'scheiterhaufen"? Der Name ist eher zufällig entstanden. "Wir trauen uns, auch mal zu scheitern, wollen Wagnisse eingehen. Außerdem sind wir gescheite Leute, also ,g'scheiterhaufen'", erinnert sich Andreas Richter lachend. G'scheiterhaufen ist mittlerweile nicht nur ein Schauspielensemble, es ist auch eine Theaterschule. Im Zentrum steht meistens das Improvisationstheater, aber auch Schauspiel allgemein wird unterrichtet. "Theater ist so viel mehr, als durchgehend auf der Bühne zu stehen. Es geht um Teamgeist, Vertrauen und darum, die eigene Körperlichkeit zu erfahren", sagt Daniela Richter, die gemeinsam mit ihrem Mann Andreas das g'scheiterhaufen-Theater und später auch die Theaterschule ins Leben gerufen hat. Seitdem hat sich im Ensemble wie bei den Kursen viel geändert. "Wir sind viel professioneller geworden, bilden uns ständig fort", berichtet Andreas Richter.

Auch die Schauspielerin und Theaterpädagogin Nicole Titus gehört heute zum g'scheiterhaufen-Team und gibt Workshops. "Wir fördern mit dem Schauspielunterricht die geistige und körperliche Fitness der Teilnehmer", erklärt sie. Die Kurse sind für alle Altersstufen geeignet. "Kinder sind unbeschriebene Blätter, aber ältere Menschen bringen einen beeindruckenden Erfahrungsschatz mit."

Besonders wichtig ist es den drei Mitgliedern von g'scheiterhaufen, dass ihre Kursteilnehmer Hemmungen ablegen. Oft bestünden gerade zu Beginn enorme Berührungsängste. "Das wird beim Schauspiel schnell überwunden. Wir umarmen uns, kommen uns ganz nah", sagt Andreas Richter. Grenzen werden dabei schnell überwunden. "In unserer Gesellschaft gibt es starre Rollenbilder, wir haben klare Regeln, wie wir uns verhalten sollen. Beim Theater werden diese Regeln aufgehoben und man kann sich in einem geschützten Raum ausprobieren", so Daniela Richter.

Gerade das Improvisationstheater bietet dabei große Freiheiten. "Es ist wie Tennisspielen. Mein Partner wirft mir einen Ball zu und ich entscheide selbst, was ich daraus mache", beschreibt Daniela Richter die besondere Form des Schauspiels. Es gibt keine vorgegebenen Szenen, alle Stücke entstehen aus den Interessen der Kursmitglieder.

Informationen über das umfangreiche Kursangebot gibt es online unter theaterschule.gscheiterhaufen.de.

Anna Hecker