Ingolstadt
Fortbestand des Bluesfests ist gesichert

Rückblick auf ein Jubiläumsjahr in Ingolstadt mit hochwertigem Programm

29.07.2019 | Stand 23.09.2023, 8:00 Uhr
  −Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Das 30. Ingolstädter Bluesfest ist zu Ende. An 18 Abenden waren in der Neuen Welt und im Kulturzentrum Halle neun 20 Bands und Solisten aus aller Herren Länder aufgetreten.

Walter Haber, der einstige Initiator und langjährige Organisator des Festivals, war zwar wie in den zurückliegenden Jahren auch heuer wieder für das Programm verantwortlich, die Durchführung lag 2019 jedoch erstmals in Händen der Ingolstädter Veranstaltungs-GmbH.

Acht von 18 Terminen waren - trotz der Hitze und der dadurch großen Konkurrenz durch die Freibäder ringsum - ausverkauft. Das hatte eine Auslastung von zwei Dritteln zur Folge, die zum einen mit der Qualität der Künstler, zum anderen aber auch mit der zeitlichen Komprimierung des Angebots erklärt werden kann.
Fragt man Haber nach seinem ganz persönlichen Resumée, nennt er zwei Grundtendenzen, die heuer ganz deutlich zu Tage getreten seien. "Wenn die ersten Konzerte gut sind, zieht das im Verlauf des Festivals immer mehr Leute an und es ergibt sich ein Flow. Und als zweites: Nachdem wir das Festival in den letzten Jahren stilistisch geöffnet haben, haben wir heuer ganz deutlich gemerkt, dass die Besucher bei den Konzerten aus den Randbereichen des Blues zurückhaltender waren. Nicht alles wurde gleich gut angenommen. Sehr beliebt waren nach wie vor Bands, bei denen ein charismatischer Frontmann, am besten ein Gitarrist, im Zentrum steht."

Seine persönlichen Favoriten seien eindeutig Chris O'Leary und Chris Bergson gewesen. Da habe einfach alles gepasst. "Das waren für mich die großen Überraschungen", sagt er. "Gleich danach kommt eine zweite Gruppe von Bands, die ich für mich bereits vorab als Highlights eingeplant hatte und die meine Vorahnung dann auch bestätigt haben. Dazu gehören Big Daddy Wilson, The Como Mamas, Wellbad, Delta Moon, Jonathon Long und die Honey Island Swamp Band."

Matthias Neuburger, als Bereichsleiter für die Neue Welt und das Kulturzentrum Halle neun bei der Ingolstädter Veranstaltungs-GmbH heuer erstmals auch für das Bluesfest zuständig, sieht das ähnlich. Bands, die ihre Musik nicht nur spielen, sondern tatsächlich verkörpern und leben, findet er am spannendsten. Dass er deswegen wie Haber ebenfalls Long, Wellbad und Bergson auf die ersten Plätze seiner Rankingliste setzen würde, liegt auf der Hand.

Inwieweit wird Walter Haber in Zukunft beim Bluesfest noch mitmischen? Wird es das Bluesfest weiterhin überhaupt noch geben?

Fragen dieser Art waren eigentlich während des ganzen Festival immer wieder in Besucherkreisen diskutiert worden. Nun gibt es dazu eindeutige Aussagen. Tobias Klein, Chef der Ingolstädter Veranstaltungs-GmbH: "Im nächsten Jahr wird Blues in der Neuen Welt sicher wieder eine Rolle spielen. Wie und in welcher Form, das werden wir mit den Erfahrungen des diesjährigen Festivals nach der Sommerpause planen." Matthias Neuburger: "Es wird weiterhin ein Bluesfestival in der Neuen Welt geben. Erklärtes Ziel ist es, ein Programm zu gestalten, mit dem man das bisherige Publikum, das das Festival über Jahrzehnte begleitet hat, zu halten. Wir werden aber auch die Fühler ausstrecken, um neue, jüngere Publikumsschichten dazuzugewinnen. Walter Haber wollen wir unbedingt als Berater halten. Seine jahrzehntelange Arbeit ist ein Riesenerbe, das anzutreten nicht ganz einfach ist." Im September werde es ein Gespräch mit Haber geben über das, was 2020 stattfinden soll. "Ich will auf jeden Fall versuchen zu verhindern, dass er komplett aussteigt", so Neuburger. Eines freilich stehe bereits jetzt fest: Konzertbeginn in der Neuen Welt werde künftig um 20 Uhr sein, Konzertende um 22 Uhr.

"Ich werde mich komplett vom Bluesfest zurückziehen", sagt Haber zu diesem Thema. Da gebe es kein Zurück mehr. Wenn man darauf Wert lege, werde er gerne noch Empfehlungen hinsichtlich der Verpflichtung von Bands und Künstlern aussprechen, sich aber ansonsten heraushalten. "Ich habe vor einiger Zeit die Neue Welt abgegeben, und jetzt ist es an der Zeit, das Bluesfest abzugeben. Ich werde ja schließlich auch nicht jünger und merke ganz deutlich, wie gut es mir tut, kürzer zu treten." Nur den Kabaretttagen, für die Haber ja ebenfalls verantwortlich zeichnet, bleibe er noch eine geraume Zeit treu. Die seien für 2020 komplett fertig, und auch die für 2021 wolle er noch organisieren, dann aber sei auch damit Schluss. - Womit dann also auch in diesem Bereich die Ingolstädter Veranstaltungs-GmbH gefordert wäre.

 

Karl Leitner