Unterpindhart
Begehrtes Gleisstück für "Wuffi"

Wolfgang Kamm gewinnt den 23. Hallertauer Kleinkunstpreis

11.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:12 Uhr
Kabarettist, Musiker, Schauspieler: Wolfgang "Wuffi" Kamm zeigte Auszüge aus seinem Programm "di kennt ja koana". −Foto: Foto: Kellerer

Unterpindhart (DK) Ein ausrangiertes Stück Bahngleis der legendären Hallertauer Bockerlbahn und ein erklecklicher Geldpreis ist alljährlich das Begehr von Kleinkünstlern aus der ganzen Bundesrepublik.

Der 23. Hallertauer Kleinkunstpreis - am Mittwochabend ausgetragen auf offener Bühne im Rockermeier-Brettl - blieb heuer in Bayern, und zwar bei demjenigen, der die kürzeste Anreise hatte: Der Oberpfälzer Wolfgang "Wuffi" Kamm aus Hohenschambach bei Hemau heimste die begehrte Trophäe ein - und war überwältigt, gerührt und total baff. "Das hätte ich mir nicht träumen lassen - meine Frau hat scho g'sagt, es wär gut, wenn du mit 500 Euro (der vierte Preis) heimkommst - aber dass des glei so nausgeht. ", sagte er im Interview mit unserer Zeitung und rang dabei noch immer um Fassung.

Aber: Der Jury und dem Publikum, die in unterschiedlicher Gewichtung über die Preisvergabe abstimmen, hat nun mal sein neues Programm "di kennt ja koana", das er in Auszügen präsentierte, am besten gefallen, und so wurde er gleich mit dem dreifachen Geldbetrag bedacht. Und auch das mit dem "di kennt ja koana" sollte sich bald schon ändern, dem der Gewinner bekommt einen Auftritt im Programm der neuen Saison des Pindharter Brettls.

Unprätentiös und bescheiden kommt er daher, der "Wuffi", mit Gitarre und in grünem Hemd erzählt er kleine Geschichten mit großer Pointe wie einst ein Fredl Fesl, besticht durch teilweise absurde Komik wie in seinem Lied "A Bierflaschn is a bloß a Mensch" oder durch gekonnte Parodien. Eine Figur - freilich mit reellem Hintergrund ("die gibt's alle in echt") ist der Kraus Sepp, ehemaliger Kollege des gelernten Handwerkers Kamm und ob der Integrationswilligkeit des neuen syrischen Kollegen irritiert: "Ja, wenn sich der so integriert, dann nimmt er uns jetzt auch noch die Vorurteile weg", empört sich der Sepp alias "Wuffi". Eine Glanznummer, bei der das Publikum Tränen lachte, ist auch die des indischen Pfarrers, den Wolfgang Kamm liebevoll parodiert. Als Pfarrer "Ranga" mit ostasiatischem Akzent preist er das "Icross 4" - ein schlichtes Holzkreuz - "mit Buß-App" an, das sogar den Nachrichtendienst "Gott's App" und das Spiel "Tebartz-Mania" beinhaltet.

Jetzt darf sich "Wuffi" also das Gleisstück aus der Hallertau ins Regal und damit zum Oberpfälzer Kabarettpreis "Die Läuferin" stellen, den er im vorigen Jahr schon aus den Händen von Lizzy Aumeier entgegennehmen durfte.

Nicht leer ausgegangen und mit einem Geldpreis - gesponsert von der Hallertauer Volksbank - bedacht wurden auch die drei Mitkonkurrenten: Auf dem zweiten Platz landete Christian Bumeder alias "Bumillo" aus München. Der Turmschreiber und Deutscher Meister im Poetry Slam (2009) empörte sich erzählend und rappend über die deutsche "Empörungswut" und empfahl einfach mal ein kräftiges "Tataaa" als Gegenmaßnahme oder die Installation einer "Notfalls-Kabanossi" im öffentlichen Raum.

Einblicke in ihr Privatleben gewährte die Drittplatzierte Franziska Wanninger dem amüsierten Publikum: Unter die Kategorie "Held" fällt bei ihr eindeutig der Mann, der "a Gurkenglasl ordentlich zuaschraubt und seinen Teller selber in den Geschirrspüler räumt", und gänzlich neu interpretierte sie das Pippi-Langstrumpf-Lied, eine Heldin aus der Kindheit, "wo die Mutter schon ganz früh abgehauen ist und sich der Vater in der Südsee rumtreibt. Und bei der Viecher in der Wohnung rumscheißen dürfen. "

Astreine Comedy schließlich präsentierte der vierte Bewerber im Bunde, Boris Stijelja, der etwas hibbelig und hyperaktiv, aber schauspielerisch einwandfrei anschaulich mit seiner serbisch-kroatischen Herkunft kokettierte. Erst vor 13 Jahren hat er Deutsch gelernt, sich aber durchaus schon diverse Dialekte angeeignet. Stolz ist er aber, dass er in seiner Heimatstadt Split im Jahr 1990 der erste war, der einen Computer, einen Commodore 64, bekam: "Das war der erste Computer auf dem Balkan - die Nachbarn dachten, wir schaffen beim Geheimdienst. "

Die Krone aufgesetzt hat der Veranstaltung einmal mehr Kabarettist Wolfgang Krebs, der die Preisverleihung zum dritten Mal moderierte. In seinen multiplen Paraderollen als "Ministerpräsident" Stoiber respektive Seehofer des "ehemaligen Bayern" zeigte der Kabarettist Ausschnitte aus seinem aktuellen Programm und freute sich sichtlich, dem "sehr versehrten Publikum" die Preisträger bekanntgeben zu dürfen.
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Ellen Kellerer