"Mixa braucht jetzt Freunde"

17.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Augsburg (DK) Der Wunsch von Walter Mixa seinen Rücktritt als Bischof annullieren zu lassen, sorgt für heftige Reaktionen nicht nur in seiner Heimatdiözese. Der langjährige Chef des deutschsprachigen Programms von Radio Vatikan, der Jesuit Pater Eberhard von Gemmingen, attestierte Mixa "Wirklichkeitsverlust". der 69-Jährige brauche "jetzt Freunde, die ihn an der Hand nehme und sagen, so geht es nicht".

Diese Freunde hat er zwar, ob er allerdings gewillt ist, auf sie zu hören, ist mehr als fraglich: "Er tut sich schwer, Rat von anderen anzunehmen. Wenn er das Gefühl hat, jemand versucht ihm eine Meinung aufzudrängen, dann schaltet er sofort auf stur", sagt ein Seelsorger, der Mixa seit vielen Jahren verbunden ist.
 

Gestern hat sich auch eine Gruppe von Jungpriestern aus dem Bistum Augsburg zu Wort gemeldet, die Mixa wegen seiner Ichbezogenheit attackieren: "Dass Sie jetzt versuchen, sich als unschuldiges Opfer zu stilisieren, ist für uns und sicher für viele Mitchristen unverständlich und befremdlich." Mixa solle sich "zum Wohl der Kirche" aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Gleichzeitig würdigen die Kapläne das frühere Wirken Mixas: "Wir haben Sie als Seminaristen und Jungpriester als engagierten Hirten erlebt."

Mixa hatte seinen Rücktritt in Frage gestellt, weil er unter bei der Unterzeichnung des Angebotes vom 21. April massiv unter Druck gesetzt worden sei. Namentlich nannte er in diesem Zusammenhang die Vorsitzenden der bayerischen und der deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx und Robert Zollitsch. Zudem, so Mixa, habe er sein Rücktrittsgesuch drei Tage später widerrufen. Der Papst nahm es am 8. Mai dennoch an.

Mit Blick auf den Vorwurf Mixas, er habe ein vorgefertigtes Rücktrittsgesuch unterschrieben, heißt es aus Kreisen des Augsburger Ordinariats, Mixa habe den vorbereiteten Textentwurf mehrfach geändert. Unverhohlener Ärger herrscht in der Bistumsleitung zudem über die Unzuverlässigkeit Mixas, die in den vergangenen Wochen bereits von Priestern häufig angesprochen worden war. Noch am Tag bevor Mixa die massiven Vorwürfe gegen die Marx und Zollitsch sowie die Bistumsleitung in Augsburg im Zusammenhang mit seinem Rücktritt an die Öffentlichkeit getragen hatte, soll er versprochen haben, sich nicht mehr öffentlich zu äußern. Offiziell gibt sich die Leitung des Bistums inzwischen sehr zugeknöpft. Es werde keine weitere Stellungnahme zum fall Mixa geben, hieß es im Ordinariat gestern.

Inzwischen zeichnet sich ab, dass Mixa sein 40. Weihejubiläum als Priester am 18. Juli nun auch nicht in privatem Kreis begehen kann: Die Feier im Exerzitienhaus Leitershofen bei Augsburg ist abgesagt.