Wenn Jesus zur Marke wird

Aichacher Geschäftsmann sichert sich Markenrechte an INRI und vertreibt Kleidung mit religiösem Schriftzug<?ZE>

14.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:09 Uhr
Am Sisi-Schloss in Unterwittelsbach bei Aichach fand der erste Fototermin für die INRI-T-Shirts statt. Als Fotograf für das Shooting war Luca Fröhlingsdorf aus Stuttgart engagiert. −Foto: Weber

Aichach - Die Buchstaben INRI. soll einst oben am Kreuz angebracht gewesen sein, an dem Jesus gekreuzigt wurde. Die Abkürzung ist Teil der meisten Abbildungen des Gekreuzigten. Nun ist sie auch eine Marke.

 

Der Aichacher Immobilien-Investor Werner Lustig hat sich den Begriff als EU-weite Marke gesichert und will nun Produkte mit dem entsprechenden Schriftzug auf den Markt bringen. Die ersten T-Shirts hat er bereits produzieren lassen. Zur Vermarktung fand ein jetzt ein Fotoshooting am Sisi-Schloss in Unterwittelsbach statt - mit dabei war unter anderem Model Nadine Berneis, Miss Germany 2019.

"Jeder sollte seinen Glauben auf dem Herzen tragen", findet Werner Lustig. Deshalb steht auf den ersten Shirts, die grundsätzlich in schlichtem Weiß gehalten sind, vorne auf der Brust mittig der INRI-Schriftzug in goldener Farbe. Auf der Rückenseite ist ein farbiges Bild des Porträts des Turiner Grabtuchs zu sehen. Lustig ließ es für den Druck extra von einer Künstlerin nachzeichnen. Der innere Nackenbereich ist zudem mit dem goldenen Schriftzug "Consummatum est" versehen, zu deutsch: "Es ist vollbracht." Das sollen die letzten Worte Jesu am Kreuz gewesen sein.

Die Abkürzung INRI bringt für Christen eine große Bedeutung mit sich. Der römische Statthalter Pontius Pilatus soll sie oben am Kreuz Christi angebracht haben lassen, um den Rechtsgrund der Verurteilung Jesu anzugeben. Nach römischem Recht mussten drei Daten amtlich vermerkt werden: der Name, die Herkunft und die Schuld. INRI ist lateinisch und stellt die Initialen der Aufschrift "Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum" dar, übersetzt: "Jesus von Nazareth, König der Juden".

Die Herkunft des Turiner Grabtuchs wiederum ist seit jeher Gegenstand einer theologischen und historischen Debatte - denn es soll sich dabei um das Tuch handeln, in dem Jesus nach der Kreuzigung begraben wurde. Das Leinentuch, das ein Ganzkörper-Bildnis der Vorder- und Rückseite eines Menschen zeigt, wird in der Grabtuchkapelle des Turiner Doms aufbewahrt.

Werner Lustig bezeichnet sich selbst als gläubigen Menschen, fünf Jahre lang war er als Ministrant aktiv, berichtet er. Daher kam ihm auch die Idee, die Abkürzung als Marke schützen zu lassen. Nach Absprache mit einer Kanzlei, mit der er in rechtlichen Fragen zusammenarbeitet, war klar: Das ist grundsätzlich möglich. In vier Nutzerklassen konnte sich der 58-Jährige daraufhin die EU-weiten Markenrechte sichern: Lederwaren, Textil, Kosmetika und Getränke. 2016 gründete er die INRI UG, die im Frühjahr dieses Jahres in die INRI GmbH umgewandelt wurde. Über dieses Unternehmen werden die entsprechenden Produkte künftig vertrieben. Denn es sollen sowohl weitere INRI-Shirts kommen als auch andere Waren mit der Abkürzung.

"Die Geschichte ist verrückt und einzigartig", sagt Werner Lustig. Er selbst sei überrascht gewesen, dass man sich eine derartige Marke sichern könne. Er ist aber auch ein Macher und mag es nach eigenen Angaben, originelle Ideen in die Tat umzusetzen. Man müsse sich halt einfach trauen und es machen, findet er. "Der Glauben versetzt Berge, und danach handle ich auch", sagt der Aichacher.

Spätestens ab Ende Oktober soll es die ersten Shirts in einem Webshop, bei ausgewählten Einzelhändlern und auf Messen zu kaufen geben. Der endgültige Preis steht bisher noch nicht fest. Produziert werden die T-Shirts in Bangladesch. Er habe ein produzierendes Unternehmen ausgesucht, das sich vor Ort für gute Arbeitsbedingungen einsetze und gemeinnützig engagiere, erklärt der Geschäftsmann. Er selbst hat nach eigenen Worten vor, künftig einen Teil des Erlöses aus dem INRI-Geschäft gemeinnützig einzusetzen.

DK

Nayra Weber