München
Trickserei oder ganz normales Marketing?

Grünen-Politiker wirft Münchner Flughafenbetreiber vor, den Bedarf für eine dritte Startbahn vorzutäuschen

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

München (DK) Braucht der Münchner Flughafen im Erdinger Moos eine dritte Startbahn? "Nein!", sagt der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl und wirft der Betreibergesellschaft FMG vor, sich zusätzliche Auslastung zu erkaufen, um einen Bedarf vorzutäuschen.

Rund 34 Millionen Euro seien allein 2013 und 2014 ausgegeben worden, um neue Streckenangebote zu fördern, sagt Magerl. Er spricht von einem "verzweifelten Versuch, in der Startbahndebatte das Ruder herumzureißen". Die Betroffenen sehen das indes ganz anders und widersprechen.

"Die FMG tut so, als platze ihr Flughafen aus allen Nähten. Gleichzeitig erkauft sie sich für irre viel Geld zusätzlichen Flugverkehr. Das hat vor dem Hintergrund der Startbahndebatte eine politische Dimension", sagt der in Freising wohnende Abgeordnete. Als Biologe hat er einen besonderen Bezug zum Erdinger Moos. Seine Doktorarbeit hatte den Lebensraum der dortigen Vogelwelt zum Thema. Der Grünen-Politiker zählt schon lange zu den Gegnern des Flughafenausbaus.

Magerl war auf das Thema aufmerksam geworden, als im vergangenen November eine Billigfluglinie ihren Betrieb am Münchner Flughafen aufnahm. Flughafenchef Michael Kerkloh hatte damals ein Förderprogramm erwähnt, mit dem der Anbieter für maximal drei Jahre unterstützt werden sollte. Der Grünen-Politiker stellte daraufhin eine Anfrage im Landtag, was es damit auf sich habe. In der Antwort erfuhr er nun, dass in den Jahren 2013 und 2014 durchschnittlich jeweils 9000 Flugbewegungen mit insgesamt rund 34 Millionen Euro bezuschusst worden seien.

Wie Magerl vermutet, solle damit der Bedarf für eine dritte Startbahn untermauert werden. "In Wirklichkeit ist die Zahl der Flugbewegungen von 2009 bis 2014 rückläufig, mit Ausnahme von 2011", argumentiert er. Ohne die Förderungen wäre das noch offensichtlicher, was in der Debatte um die dritte Startbahn durchaus relevant sei.

Die Flughafenbetreiber verweisen indes nicht nur darauf, dass die Zahl der Starts seit 2015 wieder steigt. Was die angeblich skandalösen Zuschüsse betrifft, streitet die FMG die Zahlungen gar nicht ab. Nur: "Es handelt sich um eine befristete Marketingunterstützung, die es bereits seit 1994 gibt", sagt Sprecher Edgar Engert. "Solche Zuschüsse zur Bekanntmachung neuer Verbindungen sind europaweit branchenüblich und völlig legal." Gefördert würden allein neue Strecken, die langfristig rentabel sind. "Davon profitiert nicht nur der Standort Bayern, sondern auch die Bevölkerung, weil sie ohne Umsteigen neue Zielorte erreichen kann." Im Prinzip würden alle Flughafenbetreiber so arbeiten. "Das ist eine ganz normale Sache."

Ähnlich ist die Auffassung im bayerischen Finanzministerium. "Das ist unredlich, was Herr Magerl da vorträgt", urteilt Sprecherin Tina Dangl. Eine solche Förderung gelte als Standardmaßnahme. Sie diene letztlich der Ertragssteigerung. "Es handelt sich deshalb nicht um eine Subvention und auch nicht um staatliche Gelder." Mit der dritten Startbahn habe das Ganze gar nichts zu tun.

Christian Magerl gibt sich mit diesen Antworten indes nicht zufrieden. In den nächsten Tagen will er mit einer weiteren Anfrage nachlegen.