Kühbach
Kühbacher Firmenchefs gestehen Betrug

Ab 2003 ging es mit "Förster Formen" bergab – jetzt drohen den ehemaligen Inhabern bis zu fünf Jahre Haft

11.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:11 Uhr

Kühbach/Augsburg (DK) Wegen Insolvenzverschleppung, doch vor allem wegen gewerbsmäßigen und gemeinschaftlich begangenen Betruges in besonders schwerem Fall müssen die beiden ehemaligen Kühbacher Unternehmer Ralf und Wolfgang Förster voraussichtlich für knapp fünf Jahre hinter Gitter.

Dies ist das Ergebnis von Einigungsgesprächen zwischen den Richtern der Zweiten Großen Strafkammer am Augsburger Landgericht, der Anklagevertretung und der Verteidigung. Grundlage ist das vollständige Geständnis der Brüder. Ein dritter Angeklagter wird mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.

Neben den Familien der Angeklagten verfolgten auch interessierte Aichacher und Kühbacher sowie ehemalige Mitarbeiter von „Förster Formen“ den Verhandlungsauftakt. Bei manchen klingt ein gewisses Verständnis für die Angeklagten durch: „Sie sind da reingerissen worden“, lautete eine Aussage. „Sie wollten die Firma retten“, eine andere. Tatsächlich wurde bei der über einstündigen Verlesung der Anklageschrift vor allem eines deutlich: Die Brüder Förster waren schon lange nicht mehr Herr des Geschehens und hätten das kriminelle Geflecht aus diversen Leasing- und Rück-Leasingsverträgen selbst auch gar nicht abschließen können.

In den frühen 1980er Jahren müssen Wolfgang und Ralf Förster, damals noch blutjung, nach dem plötzlichen Unfall des Vaters das Kunststoff verarbeitende Unternehmen übernehmen. Zunächst geht es bergauf: Aus anfänglich sechs Mitarbeitern werden bis kurz nach der Jahrtausendwende 90 Arbeiter und Angestellte, der Umsatz klettert teilweise auf über vier Millionen Euro pro Jahr.

Der Anfang vom Ende lässt sich auf das Jahr 2003 datieren: Damals wächst Wolfgang Förster der kaufmännische Teil der Betriebsleitung über den Kopf – man stellt Wilfried F. als Geschäftsführer ein. Dieser ist wegen Wirtschaftsdelikten vorbestraft, und als nach dem Teilabsprung eines Großkunden im Jahr 2007 der Umsatz einbricht, ist es Wilfried F., der neue Wege anpreist. Der Anklageschrift ist zu entnehmen, dass F. ein kompliziertes Geflecht zur Kapitalbeschaffung entwirft und die Brüder, die eigentlich schon Mitte 2007 Insolvenz anmelden wollen, immer wieder zum Weitermachen überredet. Er selbst profitiert davon durch ein üppiges Festgehalt, verschiedene Vermittler verdienen sich über Provisionen satte fünfstellige Beträge hinzu. Das Schneeballsystem fliegt auf, als die von einer GmbH kurzfristig in eine KG umgewandelte Gesellschaft im Oktober 2010 doch Insolvenz anmeldet – wenig später werden Ralf und Wolfgang Förster festgenommen.