Ingolstadt
Engpässe bei Influenza-Tests

Klinikum Ingolstadt erhielt keine Lieferung mehr - Grippewelle mit bundesweit 751 Toten ebbt langsam an

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Ingolstadt (DK) Die landesweite Grippewelle ebbt ab, ist aber noch längst nicht überwunden. Der Krankenstand erreicht diese Saison ein Zehnjahreshoch und legte Teile der Wirtschaft lahm. Derweil kam es zu Engpässen bei den Labortests, sodass die Diagnostik zeitweise anhand der Symptome erfolgte.

"Tatsächlich ist es deutschlandweit ab Mitte Februar zu Lieferengpässen der Influenza-Testbestecke gekommen", bestätigte Katja Vogel vom Klinikum Ingolstadt unserer Zeitung vorliegende Informationen. Das Haus sei von dem - in diesem Fall sehr kurzen - Lieferverzug ebenfalls betroffen gewesen. "Das Klinikum hat sich daraufhin mit dem Lieferanten auf eine kontinuierliche Teillieferung geeinigt, sodass es zu keinen weiteren Einschränkungen gekommen ist." Im Moment gebe es keine Lieferschwierigkeiten mehr, teilte die Sprecherin mit.

Die aktuelle Grippewelle hatte zum Jahreswechsel begonnen und Ende Februar ihren Höhepunkt erreicht, das Schlimmste dürfte überstanden sein. Das Robert Koch-Institut meldete in seinem Bericht für vergangene Woche bundesweit 44 562 labordiagnostisch bestätigte neue Influenza-Infektionen, 7254 Patienten lägen im Krankenhaus. In der Vorwoche seien es noch fast 46 400 Fälle gewesen. Zum Stichtag 20. März summiert sich die Zahl der Grippeerkrankten seit Anfang Oktober auf 270 730, wobei 751 Todesfälle registriert sind. Die Mehrheit der Verstorbenen (86 Prozent) seien 60 Jahre oder älter gewesen. Die tatsächliche Zahl der Grippeerkrankungen dürfte aber weit höher liegen, weil längst nicht jeder Betroffene spezifisch getestet worden ist.

Für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh, die Neumeldungen bewegen sich weiter auf hohem Niveau - eine Situation, die sich noch Wochen hinziehen kann. Die Betriebskrankenkassen (BKK) wiesen am Freitag darauf hin, dass im Februar so viele Arbeitnehmer wegen Krankheit fehlten wie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Der Krankenstand sei bei 6,2 Prozent gelegen, jeder Dritte blieb wegen Grippe oder eines anderen Atemwegsinfekts daheim. Im Vergleich zu den letzten vier größeren Grippewellen 2009, 2013, 2015 und 2017 liege der diesjährige Wert "mit Abstand" an der Spitze. Die meisten Fehltage sind laut Angaben der BKK in Rheinland-Pfalz sowie im Saarland angefallen, die wenigsten grippalen Infekte gab es in Hamburg, Bayern und Baden-Württemberg.

Die bundesweite Entspannung bildet sich auch in der Region Ingolstadt ab. In der Stadt wurden diese Woche nur 14 Neuinfektionen gemeldet, in der Kalenderwoche 9 waren es noch 75 gewesen. Im Kreis Eichstätt sank die Zahl im selben Vergleichszeitraum von 86 auf 19, im Landkreis Kelheim von 93 auf 52, im Raum Neuburg-Schrobenhausen von 30 auf 10, im Kreis Pfaffenhofen von 179 auf 72, im Kreis Neumarkt von 224 auf 53 und im Kreis Roth von 102 auf 33. Am Ingolstädter Klinikum hatte es am 12. März noch 39 Grippe-Diagnosen gegeben, am Donnerstag waren es nur noch 16. Wie stark die Grippewelle tatsächlich grassiert, zeigt die Gegenüberstellung mit den Zahlen des Vorjahres (siehe Grafik).

Das Robert Koch-Institut als zentrale Einrichtung der Bundesregierung zur Krankheitsüberwachung und -prävention verlässt sich bei Erhebungen zum Thema Influenza nicht allein auf Mitteilungen aus Arztpraxen und Krankenhäusern. Auf der Internetplattform https: 'grippeweb.rki.de/ sammelt es seit März 2011 Informationen direkt aus der Bevölkerung. Nach dem Motto "Spenden Sie der Wissenschaft jede Woche eine Minute" bitten die Experten um Hinweise auf neu aufgetretene Atemwegserkrankungen mit Symptomen wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen oder Fieber - oder ob dies nicht der Fall war. Die nach einer Registrierung anonym erhobenen Daten gehen in die Auswertungen des Instituts ein. Dessen Influenza-Wochenbericht ist von jedermann online abrufbar.