Ergebnis einer flüchtigen Begegnung

Mundarträtsel: Stiagnglanderrass sagt man in Bayern zu einem Mischlingshund

11.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:25 Uhr

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Seit einer Woche nun läuft unser großes bairisches Mundarträtsel. Dabei fragen wir täglich in einer Anzeige nach der Bedeutung eines bairischen Wortes. Und die Resonanz darauf ist überwältigend. Täglich rufen Hunderte von Leserinnen und Lesern an. Die meisten kennen die richtige Antwort. Und an jedem Tag konnte sich ein Anrufer über den Gewinn von 50 Euro freuen. Die richtige Antwort bringen wir ja bereits stets in der folgenden Ausgabe unserer Zeitung. Darüber hinaus haben wir aber auch noch versprochen, eine Erklärung für die Herkunft der Wörter zu liefern. In diesem Zusammenhang haben wir eine kompetente Wissenschaftlerin gefunden, die uns dabei unterstützt. Dr. Edith Burkhart-Funk von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat uns folgende Herkunftserklärung für die ersten fünf Wörter, nach denen wir gefragt haben, zugesendet. Dabei kann es durchaus sein, dass sich die Schreibweise der Wörter, wie sie uns Harri Deiner vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte geliefert hat, von der unterscheidet, die die Bayerische Akademie der Wissenschaften in ihrem Bayerischen Wörterbuch und in den folgenden Erklärungen verwendet.

Stiagnglander-
rass
: Bei Mischlingshunden handelt es sich in der Regel um keine gezielten Züchtungen. Sie sind in aller Regel das Ergebnis einer von den Herrchen oder Frauchen nicht beabsichtigten Begegnung eines Hundepärchens, die sich so im Vorbeigehen abspielt, wie sich auch Menschen flüchtig auf der Treppe zum Beispiel eines Mehrfamilienhauses treffen. So eine flüchtige Begegnung wird in dem humoristischen Bild des Stiegengeländers (Stiege ist ein älteres Wort für Treppe) wiedergegeben.

Striezi (Der Duden schreibt das Wort "Strizzi"): Wie im Duden steht, ist die Herkunft des Wortes ungeklärt und unter Sprachwissenschaftlern umstritten . Es handelt sich möglicherweise um ein italienisches Lehnwort (so sieht es Josef Denz in seiner Dissertation). Denkbar ist auch die Herkunft aus dem Slawischen (so spekuliert Ludwig Zehetner) oder aus der Gaunersprache, dem Rotwelschen (so sieht es Ludwig Merkle). Sicher ist nur, dass es kein deutsches Wort germanischen Ursprungs ist, alles andere ist Spekulation.

gschaftln (wichtigtuerisch sein): Wie die Wörter "Geschäft", "geschäftig" ist auch diese Bildung vom Verb schaffen (etwas herstellen, zuwege bringen) abgeleitet. Die Endung -eln drückt die ständige Wiederholung einer Tätigkeit aus, wie auch bei Verben wie sticheln (zu stechen), blinzeln, schlegeln (zu schlagen), hecheln. Man nennt diese Bildungen Iterativ- oder Intensivbildungen. Im Falle von gschaftln wird dadurch auch die penetrante Aufdringlichkeit desjenigen, der gschaftlt, eben des Gschaftlhubers, ausgedrückt.

Schmugeld: Schmu bedeutet laut Duden "relativ harmloser Schwindel, kleiner Betrug, kleine Unkorrektheit". Das Wort kommt aus dem Rotwelschen, so nennt man die Gaunersprache; diese hat das Wort aus dem Jiddischen übernommen. Es handelt sich also um kleine Beträge, die man sich (vielleicht heimlich oder nicht ganz korrekt) zur Seite gelegt hat, um sich kleine Sonderwünsche zu erfüllen.

Rahne (Mehrzahl Rahnen, so auch im Duden, nicht Raaner): Das Wort geht auf ein im Mittelhochdeutschen belegtes Adjektiv zurück, das es in einigen Mundarten, zum Beispiel im Schwäbischen , noch heute gibt: rahn in der Bedeutung "schmal, schlank". Rahne bedeutete ursprünglich also "längliche (rote) Rübe" und wurde dann auf alle roten Rüben übertragen.
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