Ingolstadt
Halswirbelbruch beim Rutschen

Unglücksfall im Ingolstädter Freibad gibt der Polizei noch Rätsel auf - Bleibt 19-Jähriger querschnittsgelähmt?

07.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:06 Uhr
Auf dieser Rutsche passierte der tragische Unfall. Die Benutzungsregeln sind vorgegeben. −Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Tragisch hat der Ausflug eines jungen Mannes aus dem Kreis Eichstätt ins Ingolstädter Freibad geendet.

Wie die Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte, hatte der 19-Jährige bereits am 26. Juli die Familienrutsche in der Freizeitanlage benutzt und sich dabei einen Halswirbel gebrochen. Er muss mit einer Querschnittslähmung rechnen.

Was genau zu dem Unfall geführt hat, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Der 19-Jährige war nach bisherigen Erkenntnissen an jenem Freitagabend wohl mit Bekannten im Freibad, um sich zu erfrischen und Spaß zu haben. Dabei benutzte er kurz nach 19 Uhr offenbar auch die in leichter Wellenform nach unten führende Familienbreitrutsche - eigentlich eine relativ harmlose Angelegenheit. Laut einer seitlich angebrachten Informationstafel endet sie in einem 1,05 Meter tiefen Becken, der Schwierigkeitsgrad bei der Benutzung ist als "Leicht" eingestuft, als erlaubte Rutschhaltung ist "Rückenlage Füße voraus" angegeben. Kinder unter sechs Jahren dürfen die Rutsche laut Aushang nicht benutzen.

Ob der 19-Jährige sich an die Vorgaben hielt, ist noch unklar. Ein Augenzeuge, der nach dem Vorfall geholfen hatte, den Verunglückten über eine Treppe aus dem Wasser zu ziehen und neben dem Becken abzulegen, sprach davon, seine Freunde hätten ihn in Bauchlage nach unten rutschen sehen. Andere Aussagen gehen dahin, er sei auf Knien ins Wasser geglitten.

So oder so bleibt die Frage, wie der junge Mann sich dabei so schwer verletzen konnte, angeblich soll sein sechster Halswirbel gebrochen sein. Andere Badegäste hatten sofort reagiert und den Schwimmmeister zu Hilfe geholt, da treibe jemand im Wasser, der sich und seine Beine nicht mehr bewegen könne. Wenig später war der Rettungsdienst zur Stelle, auch ein Rettungshubschrauber kreiste über dem Freibad, landete aber nicht. Der Schwerverletzte kam ins Krankenhaus, er wurde operiert. Er befindet sich derzeit in einer Spezialklinik in Mittelfranken.

Die Polizei hatte erst vorige Woche "mit erheblicher Verspätung" von dem Unglück erfahren, wie es gestern auf unsere Anfrage hieß. Die Ermittlungen seien daher noch ganz am Anfang, erklärte Peter Grießer vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt.

Bleibt festzustellen: Wie sicher ist die Rutsche? Thomas Hehl, Chef der Ingolstädter Freizeitanlagen, bedauert den Vorfall sehr. "Das ist ein absolut tragisches Ereignis", sagte er. "Diesen Rutschentyp gibt es zigfach in Deutschland, ohne dass bisher was passiert ist. " Seit Inbetriebnahme dieser Anlage in der Saison 2010 habe es nichts dergleichen gegeben. "Bei korrekter Nutzung ist das alles vollkommen sicher, wir können uns das Ganze nicht erklären. Die Anlage ist vom TÜV abgenommen und wird regelmäßig überprüft. Wir werden selbst noch eine Unfallanalyse vornehmen. "

Hehl kann dabei auf ein Video zurückgreifen, denn eine Kamera an der Rutsche dokumentiert das Geschehen. Diese Aufnahme sei gesichert, bestätigte er auf Nachfrage, "wir können sie aber nicht einfach so sichten", sagte er mit dem Hinweis auf den Datenschutz. Sie steht damit aber auch der Polizei zur Verfügung - ihre Auswertung dürfte Klarheit über den genauen Unfallhergang bringen.

Horst Richter