Eichstätt
Plädoyer für klare Sprache

Launig, aber wenig inspirierend: Philipp Rösler hält Festvortrag an der KU Eichstätt-Ingolstadt

29.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr
Festredner am "Dies Academicus": Philipp Rösler. −Foto: Schneider

Eichstätt (DK) Der Anfangslacher saß: Er sei wohl der Einzige im Raum, der seine Patentante geheiratet habe. Und das kam so: Als Philipp Rösler als junger Arzt an ein evangelisches Krankenhaus kam, war er ziemlich beeindruckt von den Mitarbeitern.

Angesichts von Leid, Krankheit und Tod habe er sie gefragt: "Wie haltet ihr das aus" Es war der Glaube, der ihnen half. Daheim sprach er mit seiner damaligen Freundin Wiebke darüber, einer Katholikin. Es folgte die Taufe, Wiebke wurde erst seine Patentante, später seine Ehefrau.

Philipp Rösler, 44 Jahre alt, früherer Gesundheitsminister, Vizekanzler und FDP-Vorsitzender, hat sich kaum verändert. Er sieht immer noch jugendlich aus wie eh und je - und das weiß er. Als Arzt und Politiker habe er das gerne mit einer hochgestochenen und gestelzten Sprache zu kompensieren versucht. "Das war nicht meine klügste Entscheidung." Man habe ihn für altklug gehalten, und so habe er die Distanz zwischen sich und den Bürgern vergrößert. Und damit war er angelangt beim Kern seines Festvortrags mit dem Thema "Vertrauen in einer komplexen Welt". Den hielt er gestern anlässlich des "Dies Academicus", dem akademischen Feiertag der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, vor Vertretern von Politik, Wissenschaft und Kirche.

Wird die Distanz größer, dann vertrauen die Menschen den Politikern nicht mehr, sagte Rösler. Dabei sei genau das immens wichtig - gerade in Zeiten wie diesen. "Es gab schon immer technologische Veränderungen, aber die Geschwindigkeit ist eine andere." Spätestens wenn es um die Zukunft der Arbeit ginge, würden die Menschen unruhig, bekämen Angst und machten sich Sorgen. "Und dann suchen sie Orientierung, bei Politikern, Unternehmern oder Wissenschaftlern." Wenn jedoch auch in die kein Vertrauen mehr gesetzt werden könne, "dann wird es eng".

Einen weiteren Artikel zur Veranstaltung finden Sie hier.

Für manche sei die Welt von heute nicht nur komplex, sondern geradezu erschreckend kompliziert. "Und dann gibt es solche, die die Dinge so lange vereinfachen, so dass irgendwann aus einer Wahrheit eine Lüge wird." Das sei hochgefährlich. Als Beispiel nannte er die These, dass der Welthandel Jobs vernichte. "Das ist so simpel wie dumm und falsch." Und alles andere als lustig, immerhin habe es jemand mit dieser Vorstellung ins höchste politische Amt geschafft. Rösler nannte seinen Namen nicht, meinte aber US-Präsident Donald Trump. Man müsse den Menschen die Dinge so einfach wie möglich erklären, "am besten auf Deutsch".

Außerdem, so Rösler, gebe es zwei Sorten von Politikern. Die einen, die ein feines Näschen für die Stimmung von heute und morgen hätten - "ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell". Und die anderen mit innerem Kompass, die dafür arbeiteten, sich Mehrheiten zu verschaffen, und nicht anderen Meinungen hinterherlaufen. "Aber Hinterherläufer können niemals Führer sein." Sein Ratschlag, "wobei ich ja auch nicht immer nur erfolgreich war": Den Menschen alles vernünftig und plausibel erklären, das gelte für Politiker wie Wissenschaftler gleichermaßen. "Der gesunde Menschenverstand ist auch nicht so schlecht."