Halsbach
Zwei Wohnungen und ein Himmelsbote

Mesnerin Else Heigl berichtet über die Schutzengelkirche von Halsbach

10.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:34 Uhr
Lukas Schönach
Die Schutzengelkirche in Halsbach hat einen aufwendig verzierten Altar (großes Bild). Damit alles seinen Gang geht, schaut Else Heigl als Mesnerin nach dem Rechten (oberes Bild). Sie schätzt vor allem, dass die Gläubigen bei den Gottesdiensten nah zusammen sitzen und die Messen persönlicher sind. Auf dem Dach der Kirche dreht sich der goldene Engel. −Foto: Schönach

Halsbach - Else Heigl hat das Fieber gepackt.

Ihre Aufgaben sind für sie mehr als Arbeit - sie sind eine Herzensangelegenheit. "Ich bin da einfach voll dabei und stehe dahinter", lächelt sie. Seit 2007 kümmert sie sich in der Schutzengelkirche Halsbach um alles, was so anfällt: dem Pfarrer vor den Gottesdiensten beim Anziehen helfen, putzen, die Kirche im Sommer mit Blumen dekorieren. Dass die Mesnerin bei all dem weiß, was sie macht und wovon sie spricht, merkt man sofort. Sie scheint jeden Winkel zu kennen. Und im Ernstfall hat sie ein Buch über die Kirche unter dem Arm. "Schutzengelverehrung im altbayerischen Halsbach" steht darauf. Beim Besuch unserer Zeitung in der Schutzengelkirche schlägt sie das aber kaum auf.

Denn schon bevor die dunkle Holztür der Kirche aufgeht, hat Heigl eine Geschichte parat. Das Kreuz an der Wand habe die Familie Fitz aus Hörzhausen vor ein paar Jahren gespendet. Sie hatten keine Verwendung mehr dafür, es stand unbeachtet im Holzschuppen. "Dann hat es jemand aus Hörzhausen restauriert und wir haben es befestigt. " Es hängt genau in der Mitte des Gebäudes, auf dessen Seite man nicht nur den Kirchen-Eingang sieht. Direkt angeschlossen ist ein Wohnhaus. Noch heute leben zwei Parteien neben und an der Schutzengelkirche. Bis 2007 bewohnte die Räume im ersten Stock die ehemalige Mesnerin. Als sie verstarb, wurde der Posten vakant. "In Halsbach wollte sich keiner so richtig um die Kirche kümmern, also habe ich das übernommen", erzählt Heigl. Wie viele im Schrobenhausener Ortsteil wollte sie den Gottesdienst alle zwei Wochen am Mittwochmorgen auf keinen Fall über Bord werfen. Um 8 Uhr finden dann mindestens zehn Gläubige den Weg in die Schutzengelkirche.

Deutlich mehr waren es im vergangenen Jahr, als im Oktober das 300-jährige Bestehen der Kirche begangen wurde. Zahlreiche Seelsorger feierten mit Gläubigen die Kirche, die seit 1719 mitten im Ort steht.

Ganz so lange gibt es die kleine Orgel noch nicht. Auf der Empore über dem Eingang spielt heute keiner mehr während der Heiligen Messen. "Als der Zahnarzt Euba die an die Halsbacher gespendet hat, kam ab und an noch sein Sohn vorbei und sorgte für Musik. "

Macht man sich weiter auf den Weg in Richtung Altar, kommt der Besucher an etwas anderem vorbei, das die Priester in der Schutzengelkirche nicht mehr benutzen: Zur Kanzel führt - wie früher - keine Treppe mehr hinauf. Damals hatten die Kinder da schon Spaß beim Rätseln, erinnert sich Else Heigl. "Die haben dann immer wissen wollen, wie der Herr Pfarrer da rauf gekommen ist. "

Ähnliches fragt man sich beim Bild des Altars. Wer hat es dort hingemalt? Das Bild gestaltete Ignaz Baldauf, der 1755 Hofmaler des Fürstbischofs von Augsburg wurde. Der Altar daneben ist - qua des Kirchennamens - mit zahlreichen Engelsköpfen verziert. Darunter, auf dem Altartisch, stehen zwei vergoldete Tafeln, Reliquiare. "Auf den verzierten Altar sind wir einfach stolz", freut sich Heigl.

Sie lüftet auch das Geheimnis, das sich hinter dem Altar verbirgt: Ein schmaler Raum, heute nutzen ihn die Gläubigen als Lager, war einmal ein Beichtstuhl. Meistens erzählten die Menschen dem Priester beim Schutzengelfest ihre Sünden. "Da kann ich mich noch ganz früher daran erinnern. "

Woher die Kirchenglocken stammen, das kann Else Heigl aus dem Stegreif nicht sagen: Aber sie hat ja das Buch mitgebracht, das der kürzlich verstorbene Pfarrer Robert Walter in die Wege geleitet hat: Die Glocken kamen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Halsbach, ursprünglich stammen sie aus Neuburg an der Donau. "Das geht alles automatisch, ich muss nur das Viertelvorläuten übernehmen", berichtet die Mesnerin.

Diesen Dienst muss Heigl - da alle Gottesdienste wegen der Corona-Krise abgesagt sind - im Moment nicht übernehmen. Trotzdem schaut sie fast jeden Tag in der Schutzengelkirche nach dem Rechten. Dann begegnet sie, wie am vergangenen Sonntag, immer wieder Menschen, die vom Gebäude begeistert sind. Eine Familie aus Aichach sei da gewesen und schaute sich die Kirche an. "Von außen wirkt sie ja unscheinbar, drinnen sind die Besucher hin und weg. " Und in der Tat: Aus der Ferne erkennt man nur den Kirchturm mit dem vergoldeten Engel darauf. Er richtet sich je nach Wetter aus. Die Kugel, auf dem der Gottesbote sitzt, symbolisiert den Erdball. Bei der Renovierung um das Jahr 2006 - im Oktober deckte man damals das Kirchendach Schritt für Schritt neu ein - brachte man auch ihn auf Vordermann. "Der Engel ist schon etwas Besonderes", meint Heigl.

Bis sie ihr ganz persönliches Highlight aufbaut, geht noch etwas Zeit ins Land. Die Krippe stellt die Mesnerin im Dezember auf, stolz ist sie das ganze Jahr über. "Hans Götz von der Sparkasse hat sie uns gespendet. Die Figuren sind uns von den Menschen geschenkt worden. " So leisteten Heigls Enkel auch einen Beitrag und kauften von ihrem Taschengeld zwei Schäfchen. "Das alles: Die Kirche, die Arbeit und die Krippe macht einfach Spaß", sagt Heigl.

SZ

Lukas Schönach