Schrobenhausen
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RSV-Kettensprenger scheitern an 1000-Kilometer-Nonstop-Tour - Spendentopf für SOS-Kinderdorf auf 2100 Euro angewachsen

22.06.2021 | Stand 26.06.2021, 3:34 Uhr
Morgens um acht war die Welt noch in Ordnung. Bei zunächst idealen äußeren Bedingungen haben die Kettensprenger, die Langstreckenradler des Radsportvereins Schrobenhausen, am vergangenen Freitag ihren 1000-Kilometer-Rekordversuch gestartet: (v.l.) Vereinschef Franz Kistler, Wilhelm Lehmeier, Andreas Babl, Werner Freundl, Michael Freundl, Siegfried Veitinger, Oskar Seidel, Melanie Eichmair, Andreas Schredl und Anton Karmann. −Foto: O. Seidel

Schrobenhausen - Sie wollten es wieder mal wissen - die Kettensprenger vom Radsportverein (RSV) Schrobenhausen.

Können sie 1000 Kilometer - das entspricht der Entfernung von Schrobenhausen nach Rom - nur unterbrochen von kurzen Verpflegungspausen am Stück fahren?

Eigentlich sollte die entsprechende Probe aufs Exempel ja bereits im vergangenen Jahr über die Bühne gehen. Doch Corona machte den Langstreckenradlern schon damals einen Strich durch die Rechnung. Während sie sich vor Jahresfrist mit Rollentrainingsgeräten behalfen, um die entsprechende Strecke anzugehen, sollte heuer das immense Pensum realitätsnäher auf einem 62 Kilometer langen Rundkurs im unmittelbaren Schrobenhausener Umland bewältigt werden. Vorgesehen waren 16 Runden mit in Summe knapp 5000 Höhenmetern.

Weilach, Gachenbach, Peutenhausen, Hörzhausen und Gollingkreuth waren die Stationen ehe Sandizell erreicht wurde. Über Malzhausen, Langenmosen, Edelhausen, Oberarnbach und Brunnen wurde Waidhofen angesteuert. Von dort ging es über Mühlried und Aresing zurück zum Startpunkt.
In Angriff genommen wurde die Mammutaufgabe in den Morgenstunden des vergangenen Freitags in Weilach von Melanie Eichmair (Gachenbach), Michael Freundl (Weilach), Werner Freundl (Schrobenhausen), Andreas Babl (Ehekirchen), Siegfried Veitinger (Obermaxfeld), Anton Karmann (Karlshuld), Willhelm Lehmeier (Neuschwetzingen), Andreas Schredl (Manching) und Oskar Seidel (Lichtenau). Verstärkt wurde die neunköpfige Gruppe zusätzlich von RSV-Vereinschef Franz Kistler. Den Verpflegungspart hatten Ulricke Freundl, Michaela Babl und Stefanie Schredl übernommen.

Bei angenehmen Temperaturen um die 20-Gradmarke, Wind leicht aus Nordwest und strahlendem Sonnenschein bereits in den frühen Morgenstunden waren die äußeren Bedingungen zunächst ideal. Dementsprechend ging auch die Post ab. Runde eins wurde mit einem 30-iger Schnitt absolviert. Nach etwas mehr als zwei Stunden waren die zehn erstmals zurück am Ausgangspunkt, der sich im Verlauf der Aktion immer mehr zur heißbegehrten "Tankstelle" herauskristallisieren sollte. Im Verlauf der Vormittagsstunden hatte die Quecksilbersäule bereits die 30-Gradmarke geknackt. Die Schattenbereiche der Strecke waren auf wenige hundert Meter begrenzt. Das angeschlagene Tempo konnte auch in der sengenden Sonne, am Cockpit wurden mitunter 40 Grad Celsius angezeigt, nahezu beibehalten werden. Nach vier Runden mit rund 250 zurückgelegten Kilometern auf der Habenseite, im Mittel bis dahin 29,5 Kilometer pro Stunde, dann die erste größere Verpflegungspause mit Pizza, Nudelsalat - und natürlich trinken, trinken und nochmals trinken.

Nachdem Kistler bereits nach Runde drei in den Pausenmodus getreten war, war für Werner Freundl nach Runde vier bereits endgültig Schluss. Der Rest der Truppe, abwechselnd immer wieder begleitet von verschiedenen befreundeten Gastfahrern und auch -fahrerinnen, setzte die Hitzeschlacht bei leicht vermindertem Tempo fort. Einigermaßen erträglich wurden die Bedingungen erst in den Nachtstunden. Die Strapazen des zurückliegenden Tages forderten jedoch nach und nach ihren Tribut. Nach sechs Runden war es für Oskar Seidel an der Zeit eine Rundenpause einzulegen. Für Wilhelm Lehmeier war da bereits der finale Ausstieg angesagt.

Der Samstag begann wettertechnisch wie der Freitag geendet hatte. Sengende Hitze vom frühen Morgen bis in die Abendstunden. Mit Melanie Eichmair und Michael Freundl mussten weitere Teilnehmer eine oder auch gleich mehrere Rundenpausen einlegen. Oskar Seidel, Andreas Schredl und Anton Karmann mussten nach neun oder elfeinhalb Runden die Segel streichen. Bis in die Abendstunden des Samstags waren mit Andreas Babl und Siegfried Veitinger letztlich lediglich noch zwei Kandidaten im Rennen, die das komplette Pensum am Stück hätten schaffen können. Nach Runde zwölf allerdings kam das für alle überraschende Aus für Veitinger. Andreas Babl beendete den von Anfang bis zum Ende im wahrsten Sinne des Wortes heißen Tanz nach 13 Runden und damit 806 Kilometern als einziger am Stück. Das gleiche Pensum schaffte Michael Freundl zweieinhalb Stunden später kurz vor Mitternacht, nachdem er nach seinem Päuschen erneut in das Rennen eingestiegen war.

Primär geschuldet den für Hochleistungsausdauersport eigentlich grenzwertigen Witterungsbedingungen wurde die, ursprünglich von allen Startern angepeilte 1000 Kilometermarke letztlich deutlich verfehlt. Der Traum von der Nonstop-Tour nach Rom lebt dennoch weiter. Spätestens im kommenden Jahr soll er endlich verwirklicht werden. Nicht zuletzt wegen des karitativen Hintergrunds der Aktion. Der zwischenzeitlich auf 2100 Euro angewachsene Spendentopf soll von Angesicht zu Angesicht an die Verantwortlichen des SOS-Kinderdorfs in Rom übergeben werden.

ose