Neuburg
Kreis geht beim Personal in die Offensive

Demografischer Wandel bedeutet eine Herausforderung für die Verwaltung, die daher umdenken will

22.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:10 Uhr

Neuburg (SZ) Wie sieht die Verwaltung des Landratsamts Neuburg-Schrobenhausen in einigen Jahren aus? Mit dieser Frage hat sich jetzt der Personalausschuss des Kreistags beschäftigt. Das Ergebnis: Es besteht Handlungsbedarf. Und zwar dringend.

Voraussichtlich in weniger als zehn Jahren ist ein Viertel der 410 Beschäftigten des Landratsamts durch den Renteneintritt oder den Pensionsbeginn nicht mehr für den Kreis tätig. Diese doch recht ernüchternde Zahl hat Sonja Auer-Strobl als neue Leiterin des Personal- und Organisationsmanagements der Behörde jetzt den Ausschussmitgliedern präsentiert. Allein deshalb muss die Verwaltung aus ihrer Sicht frühzeitig reagieren. Neben dem Ausscheiden der Beschäftigten aus den geburtenstarken Jahren hat der Landkreis aber mit zwei weiteren Problemen zu kämpfen: Die potenziellen Nachfolger für die frei werdenden Posten kommen aus den kinderärmeren Jahrgängen und sind daher etwas rar. Dazu kommt die gute wirtschaftliche Lage in der Region, durch die kaum geeignetes Personal auf dem Arbeitsmarkt vorhanden ist.

Um dennoch eine handlungsfähige und vor allem gut funktionierende Verwaltung zu gewährleisten, soll sich der Landkreis nun frühzeitig mit den anstehenden Problemen beschäftigen. Geplant ist dazu ein Arbeitskreis, der ein Konzept ausarbeiten soll und den die Ausschussmitglieder bei ihrer Sitzung gleich einstimmig absegneten. Als Mitglieder sind Landrat Roland Weigert (FW) oder einer seiner Stellvertreter, Fachleute aus dem Landratsamt sowie aus den Fraktionen Elfriede Müller (CSU), Maria Lang (FW), Werner Widuckel (SPD) und Karola Schwarz (Ausschussgemeinschaft) vorgesehen. Unter anderem mit Möglichkeiten von altersgerechtem Arbeiten und Personalverjüngung soll sich die Arbeitsgruppe befassen. Doch auch die Aus- und Fortbildung im Landratsamt sind Auer-Strobl zufolge mögliche Ansatzpunkte, die zum Teil bereits als Sofortmaßnahmen greifen könnten. Beispielsweise ist eine höhere Anzahl an Auszubildenden und regelmäßigen Weiterbildungen und Studienmöglichkeiten pro Haushaltsjahr denkbar.

Davon könnten auch die 18 Gemeinden im Landkreis profitieren, die mit ihren Verwaltungen zum Teil vor ganz ähnlichen Problemen stehen dürften. Aus diesem Grund ist eine interkommunale Zusammenarbeit vorgesehen, für die es womöglich sogar Zuschüsse vom Freistaat gibt. Der Ausschuss begrüßte diese Form der Kooperation, nun müssen die einzelnen Gemeinden die Altersstruktur und den Bedarf in ihren Rathäusern prüfen und anschließend an das Landratsamt melden.

Kein Problem gibt es im Landratsamt unterdessen bei den Überstunden - zumindest heruntergerechnet auf alle Mitarbeiter. Demnach hat jeder Angestellte der Kreisbehörde im Schnitt 21 Gleitzeit- und vier Mehrarbeitsstunden. Angesichts dieser Zahlen sahen die Mitglieder des Personalausschusses vorerst keinen Handlungsbedarf.

Dieser könnte womöglich aber bald wieder im Bereich des Unterhaltsvorschussgesetzes entstehen. Für den Vollzug des Gesetzes, das den Unterhalt von Kindern alleinstehender Mütter und Väter sichert, ist das Landratsamt zuständig. Seit einer Gesetzesänderung umfasst es allerdings nicht mehr alle Kinder bis zum sechsten Lebensjahr, sondern reicht bis zur Volljährigkeit. Entsprechend haben sich auch die laufenden Fälle von 234 im Sommer 2017 auf nun 465 beinahe verdoppelt. Die Anzahl der zuständigen Stellen ist bereits von 1,5 auf drei verdoppelt worden, passt also zu den Fallzahlen - zumindest momentan.

Stefan Janda