Kennen Sie ... Starkertshofen?

Wer in Starkertshofen wohnt, der wähnt sich nahe am Paradies. Und das liegt nicht nur an der Lourdes-Kapelle, die zur Jahrtausendwende eingeweiht wurde und nun ein Ziel für Gläubige und Wanderer geworden ist. <DK-Autor> <?ZS> <?ZA> <?ZuVor "-9dp">Von Detlef Fuhrmann<?ZE></DK-Autor>

24.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:20 Uhr
Blau sollte es werden, ihr Haus, das hat sich Bärbel Angermeier in den Kopf gesetzt. −Foto: Fotos: Fuhrmann

Wer in Starkertshofen wohnt, der wähnt sich nahe am Paradies. Und das liegt nicht nur an der Lourdes-Kapelle, die zur Jahrtausendwende eingeweiht wurde und nun ein Ziel für Gläubige und Wanderer geworden ist.

Heute sind wir zum letzten Mal im Rahmen unserer Heimatserie etwas außerhalb des Verbreitungsgebietes der SZ unterwegs. Anders als beim letzten Mal in Stockensau bleiben wir aber in Oberbayern, genauer gesagt zieht es uns dieses Mal nach Starkertshofen, einem Ortsteil des Marktes Reichertshofen. Genau an der Einmündung der B13 zur B 300 liegt Starkertshofen idyllisch an der Paar, die sich quasi durch den ganzen Ort schlängelt. Seit 1971 gehört Starkertshofen (Starholteshoven) zum Markt, war jedoch schon seit 1200 jahrhundertelang dem einstigen Gericht Reichertshofens zugeordnet.

Der kleine Nachbarortsteil Wolnhofen (Wolvenhoven) kam erst mit der Gebietsreform endgültig zu Reichertshofen. Die Nähe zu den beiden vielbefahrenen Bundesstraßen bringen den Ort leider allzu oft in negative Schlagzeilen. Die Ein- und Ausfädelspuren sind Unfallschwerpunkte. "In den letzten beiden Jahren nahmen die Häufigkeit und die Ausmaße der Kollisionen merklich zu", weiß unsere heutige Expertin Bärbel Angermeier zu berichten.

Im 100-Seelen-Ort selbst geht es eher ruhig und beschaulich zu. Die Gaststätte, die üblicherweise nur noch zum Maifeiertag die Pforten geöffnet hatte, ist nun vollends geschlossen. Neben einem Getränkemarkt gibt es noch einen Landwirt, der Spargel anbaut und Milchvieh hält.

Doch ein Spaziergang durch Starkertshofen lohnt dennoch. Viel Platz hat man im Ort, denn vor und neben den Häusern gibt es ausreichend Gärten und Freiflächen. Die um 1700 errichtete Filialkirche steht im Ortskern und ist von einer schützenden Mauer umgeben. Sie ist dem Heiligen Jakobus gewidmet, Namensgeber des wohl berühmtesten Pilgerweges; auch viele Bauernweisheiten gehen auf ihn zurück, so zum Beispiel: "Jakobi klar und rein, wird's Christfest frostig sein." Bis vor einem halben Jahr haben hier noch wöchentlich Gottesdienste stattgefunden, durch den Wechsel des Pfarrers und den Zusammenschluss mit dem Pfarreiverbund finden diese jedoch nur noch einmal im Monat, immer am letzten Montag des Monats, statt.

Nicht weit entfernt von der Kirche hat Familie Angermeier ihren Wohnsitz. Nicht zu verfehlen ist das Haus. "Es war mein Wunsch, das Haus blau zu streichen. Die Eltern hatten zwar Bedenken, aber nun gefällt es allen sehr gut", erzählt die Hausfrau, die nebenbei noch eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin macht. Sie ist in Starkertshofen aufgewachsen und möchte ihr "Paradies", wie sie den Ort nennt, auch nie mehr verlassen. Und damit es nicht langweilig wird, gibt es am Hof der Angermeiers neben Kamerunschafen, die teils auch des Nachts mit der Flasche großgezogen werden müssen, seit neuestem zwei Esel. Auch ein sehnlicher Wunsch der Hausherrin. Für den Nachwuchs, der rein zufällig auch den Namen des Schutzpatrons der hiesigen Kirche trägt, gibt es ein ebenso himmelblaues Baumhaus.

Die Mutter pflegt mit großer Liebe das Blumenbeet, während sich die Tochter um den Obst- und Gemüsegarten kümmert. Bleibt da noch Zeit für anderes? Natürlich. Denn wir haben Bärbel Angermeier nicht zufällig ausgewählt. Sie ist Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Starkertshofen-Wolnhofen. "Angefangen hat alles damit, dass die Einwohner monierten, dass es seit Jahren kein Dorffest mehr gibt", erinnert sie sich. So hat man dann 2007 eine Neuauflage gestartet, die ein voller Erfolg wurde. Zudem wurde es immer schwieriger, das seit 1970 ununterbrochen jährlich praktizierte Maibaumaufstellen zu finanzieren. Mit Hilfe des Dorffestes wird nun das Maibaumstellen mit subventioniert und ein anschließendes Maibaumfest, bei dem jeder etwas mitbringt, gefeiert. Hauptsächlich aus versicherungstechnischen Gründen, denn die Auflagen wurden immer komplexer, wurde 2012 dann der Verein Dorfgemeinschaft Starkertshofen-Wolnhofen gegründet. Das Dorffest bleibt aber der jährliche Höhepunkt des Kalenderjahres. Viele helfen mit, wenn am Anwesen der Angermeiers die Scheune ausgeräumt werden muss, beim Aufbau, beim Abbau und natürlich auch beim Einräumen. Und sogar ehemalige Einwohner der beiden Ortsteile markieren sich den Termin rot im Kalender, um bei "ihrem" Dorffest dabei zu sein. Das nächste findet übrigens am 7. Juli statt.

Doch damit nicht genug. Der Verein richtet seit zwei Jahren auch noch ein Osterfeuer am Karsamstag aus. "Es ist wichtig, dass die alten Traditionen auch bei den jungen Einwohnern nicht verloren gehen", so die Vorsitzende. Zusätzlich wirkt der Verein beim jährlichen Ramadama des Marktes und mit einer Naturwanderung beim Ferienpass mit. Apropos Wanderung: Für einen weiteren Höhepunkt in Starkertshofen lassen Sie ihr Auto am besten im Ort stehen und gehen in Richtung B13. Nach dem Ortsausgang geht es links zirka einen Kilometer leicht bergauf, wo die Lourdes-Kapelle auf Besucher wartet. Diese wurde 2000 errichtet und ist nun ein wahrer Magnet für Gläubige und Wanderer geworden. Die zahlreichen gestifteten Kerzen sind sauber in Regalen untergebracht, dürfen aber nicht angezündet werden. Denn für die Opferkerzen wurden eigens feuerfeste Bereiche links und rechts der Mariengrotte geschaffen.

Die Madonna in der Lourdesgrotte wurde von einer Pilgergruppe der Pfarrgemeinde Reichertshofen am 6. Juni 1998 aus Lourdes in die Pfarrei gebracht und hat nun in der Kapelle ihren festen Platz. Regelmäßig finden hier auch Andachten mit Rosenkranz statt. Zufällig auch am 7. Juli. Hier ließe sich die Wanderung idealerweise gleich mit dem Dorffest verbinden. Ansehen von Eseln und Kamerunschafen inklusive.

Detlef Fuhrmann