"Ich bin gerne für den Landkreis da"

05.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:15 Uhr
Bodenständigkeit spielt im Leben der Dritten Landrätin Sabine Schneider eine große Rolle. Daher fühlt sich die SPD-Politikerin im heimischen Garten auch pudelwohl. −Foto: Janda

Sie ist die Konstante im Spitzentrio des Landkreises: Sabine Schneider, seit 2014 Dritte Landrätin in Neuburg-Schrobenhausen, setzt sich auch in den nächsten sechs Jahren für ihre Heimat ein. Die SPD-Politikerin, eine Freundin klarer Worte, will sich für eine Stärkung des Bildungs- und des Gesundheitssektors einsetzen - allerdings immer mit dem nötigen Augenmaß. Ein Gespräch.

Sie ist keine, die immer mitreden muss. Aber ein Blatt vor den Mund nimmt Sabine Schneider auch selten. "Wenn etwas falsch läuft, muss es auch einer sagen", findet die SPD-Politikerin aus Neuburg. Eine Haltung, mit der sich die 54-Jährige nicht nur Freunde macht. Doch das muss sie auch nicht unbedingt. Als Dritte Landrätin geht es Schneider vielmehr um eine gute Zukunft für Neuburg-Schrobenhausen.

Denn die Sozialdemokratin weiß um die Mammutaufgaben der nächsten Jahre. Ob der Landkreis die aktuelle Geschwindigkeit, gerade bei den Investitionen in den Bildungssektor, aufrecht erhalten kann, bezweifelt sie. "Wir dürfen aber trotzdem nicht in unseren Bemühungen nachlassen", findet sie und schließt in diese Aussage ganz bewusst den Gesundheitsbereich mit ein. Sowohl beim Kreiskrankenhaus und beim Geriatrie-Zentrum als auch in der Pflege sieht sie den Landkreis weiter in der Pflicht. "Da müssen wir mehr für die Menschen tun und die Einrichtungen unterstützen", so die Landratsstellvertreterin, die aber auch weiß: "Die Bundespolitik muss sich hier ändern."

Nach sechs Jahren im Amt weiß Sabine Schneider, über was sie spricht. Eine Selbstverständlichkeit war eine zweite Amtszeit für sie allerdings nicht. "Und ich hab' mich auch nicht darum gerissen", stellt sie klar. Erst nach Anfragen aus mehreren Fraktionen und als sich im Kreistag eine Mehrheit für sie abzeichnete, habe sie sich schließlich zur Kandidatur entschlossen. Das hat ihrer Meinung nach mit Parteipolitik nichts zu tun. "Als Dritte Landrätin bin ich für den Landkreis da und nicht für die SPD-Fraktion", betont sie. Daher sei auch ihr Verhältnis zu Karola Schwarz, die für die Grünen für den Posten im Gespräch war, nach wie vor gut. "Wir beide hatten aus meiner Sicht nie ein Problem miteinander", findet Schneider, die daher auch die eine Gegenstimme von Grünen-Kreisrat Norbert Mages verschmerzen kann.

Im neuen Trio an der Spitze ist sie neben Peter von der Grün (FW) und Klaus Angermeier (CSU) nun mit sechs Jahren im Amt die erfahrenste Kraft. "Ich sehe den Landrat aber schon lange nicht mehr als Neuling", erklärt sie angesichts der mittlerweile fast eineinhalbjährigen Amtszeit von der Grüns. "Er weiß daher gut, wo er mich braucht", findet Schneider, die im Aresinger Rathauschef Angermeier als Vize die perfekte Ergänzung sieht. "Einen CSU-Bürgermeister dabei zu haben, ist für uns eine gute Situation", sagt sie bereits im Hinblick auf die nächste Haushaltsdebatte - und damit zur beinahe unvermeidbaren Diskussion über die Kreisumlage. Genau das, die Argumentation gegenüber den Bürgermeistern, war den Verantwortlichen an der Kreisspitze in den vergangenen Jahren immer etwas schwer gefallen.

Überhaupt hofft Sabine Schneider in Zukunft auf mehr Miteinander in Neuburg-Schrobenhausen - und spricht damit ihren beiden Kollegen aus der Seele. Die Arbeit im Team liegt ihr ohnehin, das gilt für ihren Beruf im Qualitätsmanagement bei einem großen Futtermittelkonzern in Burgheim ebenso wie in der Politik. "Ich war schon immer eine Mannschaftsspielerin", sagt sie und erinnert sich an ihren bisherigen Werdegang. Nach der Schulzeit an der Grundschule in Bittenbrunn und der Maria-Ward-Realschule war die gebürtige Neuburgerin als Chemielaborantin und in der Gastronomie tätig. Nebenbei spielte sie als Mädchen und als junge Frau regelmäßig Tischtennis, Fußball und auch Tennis.

In die Politik kam Schneider indes vergleichsweise spät - ausgelöst durch einen schweren Schicksalsschlag. 2007 starb ihr Mann nach fast 20 gemeinsamen Jahren. Es folgte eine schwere Zeit, in der sie sich daheim zurückzog. "Doch Michael Kettner hat nicht losgelassen", erinnert sich Schneider an das Neuburger SPD-Urgestein, mit dem sie eine lange Bekanntschaft verbindet. Er war es, der ihr unermüdlich sagte, dass sie wieder unter Leute müsse. "Das war mein Start in die Politik." 2008 verpasste sie den Einzug in den Kreistag noch knapp, ein Jahr später rückte sie aber für Karl-Heinz Katzki nach. "Da hab' ich erst mal nur zugehört", erinnert sie sich. Schon fünf Jahre später hatte sich Schneider im Gremium aber einen Namen gemacht und war Wunschkandidatin des damaligen Kreischefs Roland Weigert (FW) für den Posten der Nummer drei. "Ich hab' damals aber nicht gleich Ja gesagt", erinnert sie sich, gibt aber zu: "Diskussionen gab es relativ wenig."

Doch was macht eine Dritte Landrätin eigentlich genau? Schneider lacht. "Die Hauptaufgabe ist, den Landrat zu entlasten und ihm Rückmeldung zu geben", erklärt sie. "Schließlich sind wir Stellvertreter viel eher am Ohr der Bürger." Wie genau die Entlastung klappt, sei aber vor allem Sache der Person an der Spitze. Weigert beispielsweise delegierte die Termine rund um den geplanten THI-Campus überwiegend an sie. Dazu kommen zahlreiche Repräsentationsaufgaben in der gesamten Region sowie regelmäßige Besprechungen. "Eigentlich habe ich dadurch eine Sieben-Tage-Woche", erklärt die 54-Jährige, die neben dem Ehrenamt als Dritte Landrätin in Vollzeit arbeitet. Als Stress oder gar als Belastung habe sie die Aufgabe aber nie empfunden. "Ich bin gerne für den Landkreis da", sagt Schneider, die in dem Job eine Bereicherung für ihr Leben sieht. Das gelte nicht nur für die vielen Menschen, die sie dadurch kennengelernt hat, sondern auch für die Arbeit von Vereinen, Verbänden und Institutionen, deren Sorgen und Probleme sie nun viel besser verstehe. Nur auf diese Weise ist ihrer Meinung nach ein fairer Umgang miteinander möglich. Ein Grundsatz, den sie auch im Umgang mit der Kreisverwaltung pflegt. "Nur wenn ich ehrlich bin, kann ich bei Problemen auch sauber zwischen Behörde und Bürger vermitteln", sagt sie.

Falls es ihr mit allen Terminen doch mal zu viel wird, zieht es die Dritte Landrätin ins Grüne - ausgerüstet mit ihren Walking-Stecken. "Einmal pro Woche geht es in den Englischen Garten zum Abschalten", sagt sie. Sobald es wieder problemlos möglich ist, will sie sich auch wieder ihrer großen Leidenschaft, dem Schafkopfen, widmen. Ein Stück weit Geselligkeit und Normalität müssen im Leben der bodenständigen Dritten Landrätin eben manchmal sein.

SZ

Stefan Janda