Hörzhausen
Jungjäger, Imker, Oberministrant

Mit seinen 16 Jahren gehört Elias Lethmeir zu den jüngsten Jägern in Bayern - er hat aber auch noch andere Hobbys

05.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:15 Uhr
Stolz ist Elias Lethmeir auf seinen Jagdschein. Der Gymnasiast hat aber noch mehr Hobbys: Imkern zum Beispiel. Mittlerweile kümmert er sich um zehn Völker. Außerdem zieht er verschiedene Bäume im eigenen Garten, hier sind das Fichten, die später im familieneigenen Wald stehen sollen. −Foto: Röder

Hörzhausen - Wenn Elias Lethmeir auf einem Ansitz im Wald ausharrt und nach Tieren Ausschau hält, dann kann er richtig abschalten.

 

Dann fällt der ganze Alltagsstress von ihm ab. Im Wald, da gibt es keinen Lärm, sondern ganz viel Ruhe. Da rascheln vielleicht mal ein paar Blätter oder der Wind streift einem um die Ohren. Alleine ist Elias nicht, obwohl er selbst einen Jagdschein hat. Elias Lethmeir ist erst 16 und darf deshalb selbst noch keine Waffe besitzen, auch wenn er die Handhabung während seiner Jägerausbildung im vergangenen Jahr gelernt hat. "Das ist wie beim begleiteten Fahren. Ich darf nur mit einem Erwachsenen im Wald jagen", erzählt der Jugendliche, "der schaut zu und sitzt neben mir. "

Der Hörzhausener hat sich schon immer für den Wald interessiert. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Familie selbst ein Stück Wald besitzt. Schon als Kind hat Elias Lethmeir deshalb viel Zeit zwischen den Bäumen verbracht. Daheim im elterlichen Garten hat er neben einigen anderen Bäumen schon die eine oder andere Fichte aus einem Samen gezogen, die dann später im Wald ein neues Zuhause fand. Schon als Kind habe er genau wissen wollen, welche Bäume denn da so rumstehen würden, erzählt seine Mutter schmunzelnd. Nun kennt er sich richtig gut aus. Sein Blick auf den Wald hat sich mit der Jägerausbildung geändert.

 

"Mit lauter Grafen und Prinzessinnen und Von-und-zus in der Gruppe" hat der Teenager die durchaus schwierige Prüfung gemacht, wie der dicke Ordner zeigt, den er vor sich auf dem Tisch ausbreitet. Daneben liegt das grüne Büchlein, das ihn als Jäger auszeichnet. Nicht umsonst wird so ein Jagdschein auch als Grünes Abitur bezeichnet. Mit fünf verschiedenen Bereichen müssen sich die angehenden Jäger auskennen, wenn sie am Ende die Prüfung bestehen wollen. "Im ersten geht es um all die Tiere, die so im Wald leben und auch darum, wann die ihre Paarungszeit haben", erzählt Elias mit wachem Blick. Ein Jäger müsse auch wissen, wann Jagdzeit sei und wann Schonzeit. "Das zweite Thema sind die ganzen Hunde, welche Rassen es gibt zum Beispiel", erzählt er weiter. Und die Krankheiten, die Hunde kriegen können, aber auch, wie man sich um so einen Hund kümmern sollte. Das dritte Kapitel sind die Waffen. "Da lernt man wie man Gewehre und Pistolen auseinanderbaut und wie man schießt", sagt der Teenager. Kapitel vier beschäftigt sich mit den Krankheiten, die im Wald auftreten können. "Da lernt man wirklich alles, was es gibt, auch wenn es nur einmal im Jahrhundert vorkommt, muss man das auswendig wissen", so der Jungjäger. Am Schluss stehen noch Naturschutz und Jagdrecht. "Also die ganzen bedrohten Tier- und Pflanzenarten und die rechtlichen Aspekte der Jagd", erläutert der Hörzhausener.

Zweimal war Elias schon auf der Pirsch mit einem Verwandten aus der Eichstätter Gegend. Das nächste Mal will er nun in den Pfingstferien in den Wald, vorausgesetzt seine Mutter hat Zeit, um ihn die etwa 80 Kilometer bis dorthin zu fahren. Denn so ein Jagdausflug, der kann schon mal leicht zwei Stunden oder länger dauern. Mit Fernglas, Waffe und Decke geht es dann rein in den Wald. Wenn es noch ein bisschen hell ist, kurz vor der Dämmerung. Dann trauen sich die Waldbewohner aus ihrer Deckung. Elias genießt diese Momente, wenn er einfach nur dasitzt und beobachtet. "Sonst würde man nie irgendwo in der Nacht rausgehen und sich einfach anschauen, was draußen passiert", sagt er, "im Wald ist es um die Uhrzeit aber total spannend. "

 

Im elterlichen Garten hat Elias in den vergangenen Wochen wegen der Ausgangsbeschränkungen viel Zeit verbracht. Einen wunderbaren kleinen Gemüsegarten bekommt die Besucherin da zu sehen. Tomaten und Gurken wachsen dort genauso wie Kartoffeln. Um genau zu sein blaue Kartoffeln. Die allererste durfte einst im Kühlschrank der Familie den Winter verbringen, bevor Elias sie im Frühling nach draußen pflanzte. Mittlerweile ist daraus ein ansehnliches Kartoffelbeet geworden. Reis hat er auch schon mal ausprobiert, aber das hat nicht funktioniert. Bei der Oma in Waidhofen hat er schon vor ein paar Jahren Melonen angepflanzt. Erdnüsse waren auch schon dabei. Essiggurken baut er an und legt die dann selber ein. Apfelsaft hat er auch schon selber gemacht - über hundert Liter seien das vor zwei Jahren gewesen.

Neben dem Gemüse der Lethmeirs da wohnen die Bienen. Noch so ein Hobby des Elftklässlers, der das Schrobenhausener Gymnasium besucht. Zehn Völker hat die Familie Lethmeir mittlerweile, er sei, wie er mit ironischem Unterton erzählt, "damit der größte Imker in ganz Hörzhausen". Im vergangenen Jahr hat er dafür einen Imkerkurs absolviert. Eine Patin unterstützte ihn beim Aufbau seines ersten Volkes. "Ende April haben wir heuer zum ersten mal Honig geschleudert", erzählt der Jugendliche. Das sei dann der Frühjahreshonig. Der kristallisiert relativ schnell und wird eher fest und cremig. Dann gebe es da noch den Waldhonig, der beim zweiten Schleudern Mitte Juli entsteht. "Der Waldhonig kommt von den Blattläusen. Der ist dunkler und kristallisiert erst viel später. Der schmeckt ein wenig malzig", sagt der Bienenfachmann.

Wenn nicht gerade Corona-Beschränkungen sind, dann geht Elias auch in die Kirche, genauer gesagt ist er Oberministrant. Aber momentan sei in der Hinsicht ja leider nicht viel los. "Und in der Landjugend bin ich in der Vorstandschaft", erzählt der Teenager. Wen er momentan vermisst, das sind vor allem seine Freunde. Das sei schon blöd. Er vermisse es, sich mit ihnen auf Volksfesten zu treffen und zu feiern. Da fehle schon etwas. "Unsere Klasse ist in zwei Gruppen nach dem Alphabet geteilt, ich bin in der ersten, meine Freunde sind in der zweiten Gruppe", sagt er, so würden sie sich derzeit kaum treffen. Nach dem Abitur will Elias vielleicht Landwirtschaft in Weihenstephan studieren. Den Beruf des Förster will er eher nicht ergreifen.

SZ

Julia Röder