Sulzbach
Experimentelle "Noagal"

In Sulzbach stellen drei Freunde Craft-Biere her - Ein Helles gibt es bereits im Handel, doch das Brauen soll ein Hobby bleiben

22.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:02 Uhr
Korbinian Tomschi, Georg Bertram und Alexander Langer (v.l.) brauen im Keller Craft-Bier. Ein Helles haben sie allerdings schon im großen Stil in einer Privatbrauerei in Traunstein produziert. −Foto: privat

Sulzbach (SZ) "Früher waren wir begeisterte Konsumenten, jetzt sind wir auch begeisterte Produzenten", erklärt Korbinian Tomschi.

Der 32-Jährige und seine beiden gleichaltrigen Freunde Alexander Langer und Georg Bertram haben sich im Aichacher Ortsteil Sulzbach in den vergangenen Jahren eine kleine Brauerei aufgebaut und sich so mit "Noagal Bräu" einen Traum erfüllt.

Der Liebe zum Bier frönt Korbinian Tomschi schon lange. Er und seine zwei Mitstreiter haben Praktika in Brauereien gemacht und ein Studium in Lebensmitteltechnologie in Weihenstephan absolviert.

Alle drei sind Ingenieure, doch schon seit über zehn Jahren gehen sie gemeinsam ihrer großen Leidenschaft nach: dem Brauen. Die ersten Jahre taten sie das noch in einer Garage auf einer selbstgebastelten Anlage aus ausrangierten Fässern und Tauchsiedern, der Gärbehälter wurde in die Badewanne verfrachtet. Im Sommer wurde im Freien gebraut und das mit einem kleinen Grillfest unter Freunden kombiniert. Doch zu Beginn konnten sie nur in begrenztem Maß, nur ein "Noagal", produzieren, worüber sich der Bekanntenkreis beklagte - und was schließlich zum Brauerei-Namen führte.

Auch heute noch ist Noagal Bräu erste Wahl im Bekanntenkreis, wenn es um Bier geht. Momentan bereiten sich die drei auf einen Junggesellenabschied vor.

2015 begannen Korbinian Tomschi, Alexander Langer und Georg Bertram, das Brauen professionell anzugehen und bauten den Keller in Langers Elternhaus zur Braustätte um. Rund 5000 Euro haben sie dafür nach eigener Aussage investiert. Auf der Anlage entstand das "AlleTageHelle".

Seinen Namen verdankt es der Tatsache, dass es in den Augen der Brauer einen breiten Geschmack trifft, außerdem trägt der dazu verwendete Hefestamm die Bezeichnung "365". Zunächst wurde das Helle nur für den Eigengebrauch hergestellt - mittlerweile ist es über Noagal Bräu, im Dasinger Bauernmarkt, im Aktif-Café in Augsburg und online unter bierhandwerk. de erhältlich.

Um das möglich zu machen, wandten sich die Hobby-Brauer Ende des vergangenen Jahres an die Privatbrauerei Wochinger in Traunstein, die die Familie eines ehemaligen Studienkollegen bereits in der 15. Generation betreibt. Dort wird in größerem Maßstab, aber immer noch mit Augenmerk auf das Handwerk und ausgewählte bayerische Rohstoffe produziert. Vom Brauen bis zum Abfüllen war Noagal Bräu an der Herstellung von 3000 Litern des selbst kreierten Hellen beteiligt. Zum Vergleich: Anfangs konnten die Hobby-Brauer in Sulzbach nur 50 Liter auf einmal brauen. "Es war wirklich spannend mitanzusehen, wie unsere Idee und unser Rezept in einer großen Brauerei umgesetzt wird", erinnert sich Korbinian Tomschi.

Das Ergebnis überzeugte - sowohl die Macher als auch die Abnehmer. "Die Nachfrage war ziemlich groß", erklärt Alexander Langer. Übrig sind jetzt noch rund 800 Liter. Wahrscheinlich wird Noagal Bräu demnächst wieder auf eine große Produktion setzen; was dann gebraut wird, ist allerdings noch nicht klar.

Im großen Stil in das Bier-Geschäft einsteigen wollen die jungen Männer aber nicht. "Es soll ein Hobby bleiben", erklärt Tomschi. "Der Spaß steht im Vordergrund", fügt Langer an. Und Bertram ergänzt: "Wir sind einfach nur froh, wenn wir die Leute damit glücklich machen können. "

Die eigene Anlage in Sulzbach ist indes ständig in Betrieb. Dort werden zwei weitere Biere gebraut, das würzige "JarrIPA" und deftig-hopfiges "PeacePaleAle", allerdings nur für den Eigengebrauch. Und hier experimentieren Tomschi, Langer und Bertram auch viel, ständig entstehen neue Kreationen. Dabei halten sie sich streng an das Reinheitsgebot, eine Abweichung stand nie zur Debatte. Angesichts des außergewöhnlichen Geschmacks der Biere von Noagal Bräu können das Konsumenten oft anfangs gar nicht glauben, wie die Männer berichten. "Es ist die Wahl des Hopfens, von Malz und Hefe, die das Bier ausmacht", erklärt Alexander Langer. Einmal kamen zum Beispiel irische Hefe und japanischer Hopfen zum Einsatz - das Ergebnis: "sehr würzig, krautig", wie Georg Bertram findet.

"Unsere Motivation ist es zu zeigen, wie vielfältig und unterschiedlich im Geschmack Bier sein kann", macht Alexander Langer deutlich. In Sulzbach entsteht also Craft-Bier. Diese Bezeichnung setzt Kreativität und Handwerk im Brauprozess und einen geringen Ausstoß voraus. Das Bier von Noagal Bräu wird zudem kaltgehopft, nicht gefiltert und nicht erhitzt. Längere Haltbarkeit ist nicht das Thema. "So kommen die Aromen besser zur Geltung", sind die Bier-Entwickler überzeugt. "Geschmack statt Effizienz, bei uns ist das reine Leidenschaft", bringt es Korbinian Tomschi auf den Punkt.

Nayra Weber