Schrobenhausen
"Es muss Lebendigkeit drinstecken"

LaBrassBanda-Posaunist Manuel Winbeck im Interview

04.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:32 Uhr
Manuel Winbeck ist Musiker mit Leib und Seele. Wer ihn live an der Posaune erleben will, hat heute Abend in der Alten Schweißerei die Gelegenheit dazu. −Foto: Srf/Condorfilms/3sat/dpa

Heute Abend stehen LaBrassBanda in der Alten Schweißerei in Schrobenhausen auf der Bühne. Wir haben vorab mit Posaunist Manuel Winbeck gesprochen - über Bayern, Botschaften und das Leben auf Tour. Wer heute Abend dabei sein will - ein paar Tickets gibt es noch an der Abendkasse.

Manuel, ein aktuelles Instagram-Video zeigt euch im Kurzurlaub auf Ibiza. Wie war's? Und wirken sich solche Trips auch immer ein bisschen auf eure aktuellen musikalischen Ideen/Projekte aus?

Manuel Winbeck: Schön war's! Wir konnten ein bisschen relaxen und Kraft sammeln für alles was noch so ansteht dieses Jahr. Da kommt noch einiges;)

Im vergangenen Jahr wart ihr sogar noch viel weiter weg und auf großer Welttournee unterwegs - unter anderem in Vietnam, Hongkong, Japan, Australien, Neuseeland, Brasilien oder Marokko. Was nimmt man von einer solchen Tour mit? Musikalisch? Persönlich?
Winbeck: Das war eine gigantische Reise mit sehr sehr vielen Impressionen! Wir haben auf allen Stationen sehr herzliche Menschen kennengelernt und wurden mit großer Offenheit empfangen. Die Erfahrungen werden wir noch in die nächsten Jahre mitnehmen! Auch musikalisch haben uns die verschiedenen Länder sehr beeindruckt. Die Sangesfreudigkeit der Mexikaner und der alles mitreißende brasilianische Rhythmus waren wohl die Highlights.

Kann man sagen, wo auf der Welt eure Musik am besten und am schlechtesten ankommt?

Winbeck: Das kann man nicht wirklich so sagen. Es hat uns überall sehr viel Spaß gemacht. Die Japaner haben die Mitmach-Elemente unserer Konzerte sehr gefeiert. Die Mexikaner haben jedes Lied mitgesungen in Neuseeland waren die Dub- und Jazz-Elemente sehr gefragt.

Am 5. Oktober führt euch der Weg mal wieder nach Schrobenhausen, wo ihr ja bereits eine Menge an unterschiedlichen Erfahrungen gesammelt habt: Mit LaBrassBanda vor Tausenden von Menschen auf dem Volksfestplatz, mit der Stefan-Dettl-Band im Cantona-Liveclub und beim Sig. Und du warst ja mit Monobo Son beim Noisehausen- Festival.
Winbeck: Ja, nach Schrobenhausen zieht es uns immer wieder. Das muss wohl einen Grund haben. Es gefällt uns sehr gut bei euch! Und es gibt immer eine gute Brotzeit.

Die gibt's diesmal sicher auch wieder. Ihr wart in diesem Sommer schon wieder fleißig auf Festivals unterwegs, unter anderem in Frankreich. Was waren die Höhepunkte eures Festivalsommers und wie sehr freut ihr euch jetzt - auch wenn der tolle Sommer dann vorbei ist - auf die bevorstehende Herbsttour?
Winbeck: Der Sommer war ein Traum! Wir waren viel unterwegs an wunderschönen Orten. Das Festival in Frankreich, das du ansprichst, war sicherlich ein Höhepunkt. Zum bereits vierten Mal durften wir auch wieder auf dem Sziget-Festival in Ungarn spielen. Und jetzt geht's im Herbst nochmal quer durch Schweiz, Deutschland und Österreich. Fast drei Wochen ohne Unterbrechung, das wird auf jeden Fall spannend.

Stimmt! Ihr seid von 11. bis 27. Oktober jeden Tag woanders, es geht zum Beispiel nahtlos von Wiesbaden nach Rostock, Hamburg, Berlin und von da nach Magdeburg und so weiter. Warum der Stress?
Winbeck: Wenn wir die bisherigen Jahre eine so kompakte Tour geplant haben, wurden immer ein bis zwei Pausentage eingelegt. Die Erfahrung hat uns aber gezeigt, dass gerade an diesen Tagen die Party meistens am lustigsten war, und die angestrebte Erholung ins Gegenteil umschlug. Wir haben dieses Jahr also eher einen Stressfaktor weniger.

Ist das nicht unheimlich anstrengend? Wie hält man sich fit?
Winbeck: Das Touren ist schon eine Ausnahmebelastung auf die sich der Körper immer wieder einstellen muss. Sobald man aber im Tour-Modus ist, läuft das ganz rund, und die Erholung kommt dann nach der Tour.

"Brass gegen Hass" heißt eine Initiative der World Blasmusik Days, ein Festival in Burgrieden in Baden-Württemberg, bei dem ihr vor Kurzem gespielt habt. Wie wichtig sind euch als Band gerade in der heutigen Zeit solche politischen Statements? Und was haltet ihr von Konzerten wie zuletzt in Chemnitz?
Winbeck: In dieser Zeit, wo viele Kräfte am Werk sind, die versuchen Zwietracht zu sähen, und ein Gegeneinander heraufzubeschwören, ist es uns wichtig, den Menschen mitzuteilen, dass wir überall auf der Welt genau die gegenteilige Erfahrung machen. Gute Geschichten kommen immer nur zustande, wenn Menschen sich begegnen, sich austauschen und gemeinsam anpacken. Wenn das nicht gegeben ist, funktioniert gar nichts mehr. Diese Erfahrung machen wir bei den Konzerten auf der BierzeltTour daheim, wo sich viele, viele Menschen ehrenamtlich in ihrer Freizeit engagieren, damit sich was rührt in der Ortschaft. Und auch überall auf der Welttour haben wir das so erfahren.

Mit eurer Musik und eurer Art seid ihr ja quasi die perfekten Botschafter für ein weltoffenes Bayern. Empfindet ihr das genauso, wenn ihr vor allem im Ausland eure Begegnungen mit Menschen macht?
Winbeck: In punkto Weltoffenheit haben wir Bayern noch einigen Aufholbedarf. Aber nach und nach tut sich langsam was. Wir sehen uns, wenn überhaupt, aber nicht als Botschafter nach draußen. Die Reisen, die wir mit der Band machen durften, haben vor allem uns zu offeneren Menschen gemacht, und wenn wir davon ein bisschen was mit nach Hause nehmen und diese Botschaft nach Bayern reintragen können, hilft das vielleicht mit, dass wir alle gemeinsam eine bessere Zeit haben.

2017 habt ihr euer zehnjähriges Bandjubiläum gefeiert, inzwischen seid ihr schon im elften Jahr gemeinsam unterwegs. Was sind zusammengefasst die wichtigsten Dinge, die sich im Laufe dieser Zeit bei euch verändert haben?
Winbeck: So viel hat sich ehrlich gesagt nicht geändert. Die Touren sind etwas größer geworden und erfordern mehr Planung und Vorbereitung in der Durchführung. Abgesehen davon machen wir aber nach wie vor das, was uns am meisten Spaß macht. Wir versuchen uns musikalisch frisch zu halten, suchen uns spannende Plätze, um Musik zu machen, und genießen die Zeit auf und neben der Bühne.

Vom Bierzelt in kleinen Ortschaften bis zur ausverkauften Olympiahalle spielt ihr auf den unterschiedlichsten Bühnen. Jetzt in einer umfunktionierten Schweißerhalle in Schrobenhausen. Was muss eine Konzert-Location haben, damit sie für euch und das Publikum funktioniert?
Winbeck: Wenn's zu steril ist, dann wird's schwierig. Es muss immer eine Lebendigkeit drinstecken. Das kann ein sehr schöner Platz sein, wie ein altes Theater oder eine Bergwiese. Oder aber ein ganz dreckiger Platz wie ein ausragiertes Industriegebäude. Wenn Leben drinsteckt, dann wird auch das Konzert lebhaft.

Die Fragen stellte Matthias Vogt.
 
Karten und KonzertAm Freitag, 5. Oktober,  legen LaBrassBanda auf ihrer Bierzelt-Tour einen Stopp in der Alten Schweißerei in Schrobenhausen ein. Das Konzert  beginnt um 19.45 Uhr, Einlass ist um 19 Uhr. Als Support ist die kanadische Folk-Rock-Band The Stanfields mit von der Partie. 
Tickets gibt es noch einige wenige an der Abendkasse.