Hohenwart
Der Weg von Wolfshof ins Hohenwarter Rathaus

01.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:15 Uhr

Hohenwart - So ganz genau wisse er das nicht mehr, gestand der scheidende Verbandsvorsitzende Manfred Russer bei der konstituierenden Sitzung, aber es müsse so um 1963 gewesen sein, als der Wasserzweckverband Paartalgruppe gegründet wurde.

"Da waren viele von euch noch gar nicht auf der Welt", sagte der Hohenwarter Ex-Bürgermeister mit Blick auf die vielen neuen Gesichter in der Zweckverbandsversammlung.

Russer erinnerte sich noch an seine erste konstituierende Sitzung der Wasserzweckverbandsversammlung. Das war 1996 im Wasserwerk Wolfshof. Russer war gerade neu zum Bürgermeister gewählt worden, genauso wie sein Waidhofener Amtskollege Josef Lechner. Auch damals leitete zu Beginn ein Ex-Bürgermeister die Sitzung: Josef Plöckl, der sein Amt in Waidhofen aufgegeben hatte, um fortan im Schrobenhausener Rathaus zu residieren. Plöckl blieb damals als Verbandschef im Amt, bis Josef Lechner zu seinem Nachfolger gewählt war.

Josef Lechner sollte dieses Amt nur sechs Jahre innehaben. Dann, 2002, in der nächsten konstituierenden Sitzung, übernahm Russer den Vorsitz. Ganz so harmonisch, wie das nun 2020 der Fall war, verlief der Übergang damals nicht, Lechner wäre 2002 schon auch gerne Verbandsvorsitzender geblieben. Russer erzählte: "Das war kein Machtkampf zwischen zwei Personen, sondern es haben sich die Mehrheitsverhältnisse gedreht. " Unter anderem sei die Höllensteingruppe übernommen worden, womit die Versorgungsgebiete Deimhausen und Freinhausen (die Ortschaften gehören ja zur Marktgemeinde Hohenwart) zur Paartalgruppe kamen.

Dann der nächste wichtige Schritt für den Wasserzweckverband: der Umzug der Verwaltung vom Wolfshofer Wasserwerk (das direkt an der Waidhofener/Hohenwarter Gemeindegrenze steht) in das Hohenwarter Rathaus (das seitdem übrigens keinen großen Sitzungssaal mehr hat). Russer sprach von einem "Prozess, der Überzeugungsarbeit erfordert hat", schließlich sei der Sitz des Zweckverbands ja seit der Gründung in Waidhofen gewesen. 2007 beschloss die Verbandsversammlung (in einer Kampfabstimmung mit 10:9 Stimmen, was genau der Hohenwarter Mehrheit in der Versammlung entsprach) den Umzug, der dann Anfang 2008 auch räumlich vollzogen wurde. Lange Zeit hatte der Wasserzweckverband aber auch im Hohenwarter Rathaus noch eine gewisse Eigenständigkeit, erst im Juni vergangenen Jahres beschloss die Verbandsversammlung (diesmal einstimmig) das vollständige Aufgehen der Zweckverbandsverwaltung in der Verwaltung der Marktgemeinde.

Diese Integrierung sei erst vor wenigen Wochen, zum 1. Mai, abgeschlossen worden, berichtete Russer, "wobei der Hauptpunkt die Führung der Kassengeschäfte ist, und das machen wir eh schon seit zehn Jahren". Mit "wir" meinte Russer an dieser Stelle die Marktverwaltung. Sinn der Zusammenführung der Verwaltungen sei die Nutzung von Synergieeffekten gewesen, erklärte der Ex-Bürgermeister. Das Verwaltungsgebäude in Wolfshof, das damals übrigens auch als mögliches Rathaus oder Gemeindekanzlei für Waidhofen im Gespräch war, ist schon vor zwölf Jahren verkauft worden.

Der Wasserzweckverband Paartalgruppe beliefert inzwischen rund 8000 Einwohner in fast 3000 Haushalten. Das Versorgungsgebiet umfasst den Markt Hohenwart und die Gemeinde Waidhofen vollständig sowie den Aresinger Gemeindeteil Oberlauterbach/Niederdorf sowie in der Gemeinde Gerolsbach die Ortschaften Strobenried, Gröben und ein paar Einödhöfe (entsprechend ist auch die Sitzverteilung in der Zweckverbandsversammlung). 450000 Kubikmeter Wasser werden pro Jahr verkauft. Der Zweckverband betreibe, so Russer, vier Brunnen, "von denen zwei in nächster Zeit erneuert werden müssen", drei Hochbehälter und mehrere Drucksteigerungsanlagen.

Das Leitungsnetz sei 300 Kilometer lang. Vieles sei in letzter Zeit erneuert worden, zum Beispiel in Hohenwart im Bereich der Ortsdurchfahrt, in Waidhofen, Eulenried und Oberlauterbach jeweils im Zuge des dortigen Straßen- und Kanalbaus. Auch künftig seien immer wieder Sanierungs- und Neubaumaßnahmen erforderlich. Einen Wassermeister habe der Zweckverband aktuell nicht, allerdings drei technische Mitarbeiter und einen Auszubildenden.

bdh