Gerolsbach
Der Traum von der wundersamen Platzvermehrung

Wie die Gemeinderäte Architekt Einödshofer vor fast unlösbare Herausforderungen stellten

15.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
  −Foto: Haßfurter, Büro Einödshofer/Gemeinde Gerolsbach

Gerolsbach (SZ) Eine ausführliche Debatte haben sich die Gerolsbacher Gemeinderäte zur Gestaltung der Parkplätze bei den Kindergärten gegönnt. Der Tenor: Das Gelände soll schön und grün aussehen, breite Stellplätze haben, viele Wege für Fußgänger bieten, nicht in den bestehenden Spielplatz eingreifen und gleichzeitig Platz für sehr viele Autos bieten. Vielleicht liegt es an der Nähe zur Kirche, dass sich die Räte hier offenbar eine wundersame Platzvermehrung erhoffen.

"Der Platz ist halt nicht breiter", sagte Bürgermeister Martin Seitz in der Sitzung am Mittwochabend mehr als einmal. Landschaftsarchitekt Norbert Einödshofer hatte eh schon das Maximum aus dem zur Verfügung stehenden Gelände zwischen Pfarrhaus und der Grünfläche am Hang, auf der früher die Gemeindekanzlei stand, herausgeholt, indem er die Parkbuchten in drei Reihen schräg anordnete und in eine vierte Reihe noch ein paar Plätze für Längsparker quetschte. 48 Stellplätze, davon zwei für Behinderte, sollen so entstehen. Dazwischen etwas Grün, ein paar mittelgroße Bäume. Die Fahrbahn, die sich als Einbahnstraße von der Sankt-Andreas-Straße Richtung Kindergärten zieht und dann nach einer 180-Grad-Kurve wieder zurück zur Straße führt, soll asphaltiert und 3,50 Meter breit sein. Die Stellplätze könnten gepflastert werden - Einödshofer hatte sie mit einer Breite von jeweils zweieinhalb Metern eingeplant.

Noch während der Architekt seine Planung erklärte, schnellten die ersten Gemeinderatshände in die Höhe, scharrte der eine oder andere im Gremium schon nervös mit den Füßen. Es bestand, ganz offenbar, Diskussionsbedarf. So forderte Stefan Maurer "familienfreundliche, funktionale Parkplätze", und zwar möglichst viele davon. Auf Bäume könne man verzichten. Man brauche Parkplätze, keine Parkanlage. Peter Wörle widersprach: Er wolle an dieser Stelle keinen "Aldi-Parkplatz". Aldi-Parkplätze seien aber wenigstens praktisch, konterte Maurer. Hier handle es sich aber um einen zentralen Platz in Gerolsbach, sagte Seitz, "der gehört auch optisch aufgewertet". Eine solch "üppige Bepflanzung", wie vorgesehen, bedeute aber auch wieder zusätzliche Pflegearbeit für den gemeindlichen Bauhof, befürchtete Annette Schütz-Finkenzeller. Gerti Schwertfirm sorgte sich eher um die Sicherheit der Kindergartenkinder: Damit die nicht auf der Fahrbahn laufen müssten, wenn sie aus dem Auto ausgestiegen sind, gehörten Fußwege angelegt. Dann werde aber der Platz langsam knapp, gab Einödshofer zu bedenken. Dennoch: Der Themenkomplex Fußwege - nur an der Seite zur Kirche, an beiden Seiten des Platzes oder auch stattdessen oder zusätzlich mitten durch - und Kinder auf der Fahrbahn gab der Debatte neue Nahrung. Bisweilen hätte ein mit der Örtlichkeit nicht vertrauter Besucher der Sitzung durchaus schließen können, dass es hier nicht um eine Parkplatzzufahrt geht, auf der Schritttempo gilt, sondern um eine viel befahrene Bundesstraße. Bürgermeister Seitz sah das angesichts der Autofahrer, die diesen Parkplatz später nutzen werden, eher pragmatisch: "Es sind hauptsächlich die Eltern, die ihre Kinder bringen - und Eltern wissen, dass man auf Kinder aufpassen muss."

Es gab noch ein paar weitere Anmerkungen. So zum Beispiel zur Breite der Parkplätze. Zweieinhalb Meter seien zu wenig, meinte Erich Bergmann - drei Meter sollten es schon sein. Wobei zuvor schon von mehreren Seiten klargestellt worden war, dass keinesfalls auch nur ein Stellplatz weniger als die geplanten 47 angelegt werden dürften - tendenziell seien das ja schon zu wenig. Und weiter nach Süden dürfe das Parkplatzgelände auch nicht reichen - der dort liegende Spielplatz dürfe auf keinen Fall verkleinert werden.

Albert Zaindl schlug schließlich vor, Einödshofer möge die Planung überarbeiten und erst einmal dem Bauausschuss in seiner nächsten Sitzung vorlegen. Peter Wörle wollte dazu mindestens zwei oder drei Alternativvorschläge haben. Der Architekt steht nun also vor der Aufgabe, mit gleichem oder eher geringerem Platzverbrauch mehr Parkplätze zu schaffen, die deutlich breiter sind als bisher geplant. Das Ganze soll aber schon grün sein und nicht den Charakter eines Aldi-Parkplatzes haben. Man darf auf Norbert Einödshofers Vorschläge also durchaus gespannt sein.

Klar ist schon jetzt: Mit einer Ausschreibung der Arbeiten noch in diesem Jahr wird es nichts mehr, denn der Gemeinderat kann nun frühestens im Januar die Planung für den Kindergartenvorplatz beschließen. Im Frühjahr seien die Preise, die der Gemeinde von den Baufirmen angeboten würden, aber wohl bedeutend höher als jetzt im Herbst, befürchtete Bürgermeister Martin Seitz. Nach einer aktuellen Schätzung dürfte der Umbau des Platzes rund 400000 Euro kosten - so teuer wird das unter anderem, weil der Untergrund nicht der beste ist und eventuell kostenintensiv ausgetauscht oder befestigt werden muss. Dazu kommen knapp 50000 Euro Ingenieurhonorar. Falls die Umgestaltung denn überhaupt über das Planungsstadium herauskommt.

Im Januar kann die Debatte weitergehen. Vielleicht fallen dann auch Worte wie "Parkhaus" oder "Tiefgarage"?

Bernd Hofmann