Das einstige Schloss in Edelshausen

20.05.2021 | Stand 24.05.2021, 3:34 Uhr
Dieser Kupferstich lässt die Dimensionen des Edelshausener Schlosses erahnen. −Foto: Hora

Es gibt diese Orte, um die sich viele Gerüchte und spektakuläre Geschichten, ja manchmal sogar Sagen, ranken. Einer davon ist das ehemalige Schloss in Edelshausen. Martin Sedlmeier und Klaus Hupfauf haben dazu geforscht.

Edelshausen - Ritter Ortolph (oder auch Ortulph) VI. ließ von 1556 bis 1562 ein beeindruckendes Renaissance-Schloss, umrahmt von einer Weiheranlage, errichten. Die Mittel dazu hatte er aus der Erbschaft seines Bruders Hans zu Sandizell, der keinen männlichen Nachkommen hatte. Das haben Martin Sedlmeier und Klaus Hupfauf recherchiert. Sedlmeier war von 1955 bis 1969 viele Jahre Schulleiter und Lehrer in Edelshausen und später Schulrat in Pfaffenhofen. Klaus Hupfauf (Jahrgang 1948) betreibt in seit vielen Jahren in Edelshausen eine Druckerei mit Verlag. Sedlmeier starb 2012 im Alter von 95 Jahren.

Edelshausen und Linden gehörten im 16. Jahrhundert zur Grafschaft Sandizell. Zudem hatte die Hofmark Edelshausen, zu der neben Edelshausen selbst auch Linden, Königslachen, Mühlried, Langenmosen, Rettenbach und Autenzell gehörten, unter Ortolph VI. ihren größten Landbesitz. Zusammen mit der Erbschaft waren damit ausreichend Gelder für das für sehr aufwendige und für die damalige Zeit extrem außergewöhnliche Bauvorhaben vorhanden. Damit genügend Platz für die neue Schlossanlage inklusive der komplett kreisförmig um die Schloss-Insel anzulegende Weiheranlage zur Verfügung stand, wurden fünf Söldneranwesen in der nächsten Umgebung am Hofanger abgerissen. Für das Bauprojekt mussten die Edelshausener Untertanen gemäß den erhaltenden Dokumenten harte Fron- und Scharwerksdienste leisten. Ein von Ortolph in Auftrag gegebener Gedenkstein aus Marmor an der Nordseite des heutigen Gutshofes Egle erinnert noch an den seinerzeitigen Bau des Schlosses: "Anno Domini 1556 den 23. tag Marty hab ich Ortolph von Sandizell zu Sandizell/Edelshausen/Tunzenperg im Namen Gottes den Bau dieses Schloss angefangen und der erste stain am grund der 4 khemmaten gelegt und hernach im 62. Jar gar Vollend vnd aufgebaut. Thue in Gottes Name Die zway wape zusame". Das Ergebnis der mehrjährigen Bautätigkeit konnte sich dann wahrlich sehen lassen und das Schloss zu Edelshausen war überall ein Gesprächsthema.

"Fotos vom Schloss Edelshausen haben selbst wir im Stadtarchiv Schrobenhausen unglücklicherweise keine. Leider auch keine Postkarten, auf denen das Anwesen zu sehen wäre", bedauert Monika Schierl, Leiterin des Stadtarchivs Schrobenhausen, auf Anfrage unserer Zeitung. Allerdings, oder wenigstens, gibt es einen Kupferstich von Michael Wening.

Wening (1645 bis 1718) arbeitete seit 1696 als Kupferstecher im Auftrag des bayerischen Hofes und der bayerischen Landschaft (Landstände) an einem topographischen Gesamtwerk mit Ansichten und Beschreibungen aller Städte, Klöster und Schlösser Bayerns. In den insgesamt 846 Ansichten ist auch das Schloss Edelshausen enthalten. Der Kupferstich Wenings vom Edelshausener Wasser-Schloss soll zwischen 1696 und 1701 entstanden sein.

Der Ingolstädter Topograph (Vermessungsingenieur) Philipp Apian, der von 1531 bis 1589 lebte, war voll des Lobes für das Edelshausener Schloss. Apian bezeichnete es als "eine ganz herrliche Burg, in einer Ebene gelegen, von hier sich nach Osten und Norden Wälder und Höhen weithin erstrecken".

Ein Bruder von Ortolph, Moritz von Sandizell-Edelshausen, war von 1559 bis 1567 Bischof von Freising. Auch der Erbteil von Moritz in Edelshausen fiel Ortolph zu.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) wurden Edelshausen und Linden 1632 in Brand gesetzt und größtenteils dem Erdboden gleich gemacht. Auch das Schloss wurde ein Opfer der Brandschatzungen und fast komplett zerstört.

Freiherr Ortulf von Edelshausen baute 1652 das Schloss unter großen Anstrengungen und mit der Aufnahme von Schulden wieder auf. Insgesamt konnte sich das Schloss aber nicht mehr richtig erholen. Im Spanischen Erbfolgekrieg, der von 1701 bis 1714 in Europa wütete, wurde das Schloss ein zweites Mal verwüstet und zerstört und nicht mehr wieder aufgebaut.

1752 starb mit Ferdinand Franz von Sandizell auf Edelshausen die Linie aus. Der gesamte Besitz fiel an das Sandizeller Stammhaus zurück. Da es keinen Schlossherren mehr gab, wurden Gebäude und Ländereien ab 1763 durch sogenannte Baumeister verwaltet. Im Jahre 1889 pachtete Franz Egle, der zuvor Gutsverwalter bei Baron Gumppenberg in Pöttmes war, das Schlossgut Edelshausen. 1931 schließlich kaufte Egles Sohn Karl dann von Carl Theodor von und zu Sandizell das Edelshausener Schlossgut. Diplom-Landwirt Karl Egle (geboren 1929) übernahm ab 1953 in dritter Generation die Führung des Gutsbetriebes. Egle verstarb am 20. Dezember 2014 nach einem sehr arbeitsreichen Leben im Alter von 85 Jahren. Nachdem er keine eigenen Kinder hinterließ, betreibt nun Egles Neffe Peter Sutor den Gutsbetrieb zusammen mit seiner Frau Gertraud Sutor.

An dem Platz, wo früher das prächtige Schloss stand, sind heute Bäume, Sträucher und Blumen zu sehen. Kein einziger Stein erinnert mehr an das spektakuläre Bauwerk von damals. Vom Gutshof Egle führt eine kleine Brücke zur Insel. Im Weiher haben Enten und Schwäne ihren Lebensraum. Wenn es im Winter richtig kalt ist, friert der Weiher zu und wird zu einem beliebten Platz für Schlittschuhläufer, Eishockeyspieler oder Eisstockschützen. Der Schlossweiher und der Gutshof werden heute auch sehr gerne für Hochzeitsaufnahmen genutzt. Für diesen ganz besonderen Tag im Leben bieten Weiher und Umgebung auch wahrlich ein traumhaft schönes Ambiente.

SZ