Waidhofen
Ein tragisches Unglück

Vier Monate nach dem Unglück beim Faschingsumzug in Waidhofen schließt Staatsanwaltschaft die Akte

12.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:30 Uhr
Ein tragisches Ende nahm der Faschingsumzug in Waidhofen vor vier Monaten: Ein Motivwagen hatte eine 24-jährige Frau überrollt. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat jetzt das Ermittlungsverfahren eingestellt. −Foto: Hofmann

Waidhofen / Ingolstadt (SZ) Für den tödlichen Unfall beim Faschingsumzug in Waidhofen wird wohl niemand juristisch zur Rechenschaft gezogen. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat die Ermittlungen eingestellt. Inzwischen hat das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen erste Konsequenzen aus dem Unfall gezogen.

Der Faschingssonntag vor vier Monaten sollte ein unbeschwerter Tag werden mit viel guter Laune und bunt kostümierten Menschen. Tausende kamen nach Waidhofen, um beim Gaudiwurm am 11. Februar durch das Dorf ausgelassen zu feiern. Die Ausgelassenheit endete jäh: Gegen 15 Uhr an dem Nachmittag wurde am südlichen Rand des Kirchplatzes eine 24-jährige Frau, die in Schrobenhausen lebte und viele freundschaftliche Kontakte nach Aresing besaß, von einem Motivwagen überrollt und verlor dabei ihr Leben (wir berichteten). Die Rettungskräfte von Feuerwehr und Bayerischem Roten Kreuz konnten die junge Frau nur noch tot bergen. Der Umzug sowie weitere Faschingsveranstaltungen in Waidhofen und Schrobenhausen wurden abgesagt.

Was sich bereits früh bei den Untersuchungen der Schrobenhausener Polizei abzeichnete, bestätigt jetzt die Staatsanwaltschaft in Ingolstadt: Es muss sich bei dem tödlichen Unfall um ein tragisches Unglück gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft hat vier Monate nach dem Vorfall ihre Ermittlungen in der Angelegenheit eingestellt. Warum, erklärt Nicolas Kaczynski, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft: „Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt, da der Nachweis eines objektiv wie subjektiv sorgfaltswidrigen Handelns des Fahrers des Umzugwagens nicht erbracht werden konnte.“ Auch jemand anderen konnten die Ermittler als Verursacher des Unfalls nicht ausmachen, so Kaczynski weiter: „Fremdeinwirkung kann allerdings ausgeschlossen werden.“

Der Versuch der Ermittler, den Unfallablauf detailliert zu rekonstruieren, scheiterte. Tagelang hatte die Schrobenhausener Polizei zahlreiche Zeugen des Unglücks befragt. Kaczynski: „Ein exakter Unfallhergang konnte aufgrund der teilweise unterschiedlichen Darstellungen der Zeugen nicht rekonstruiert werden.“

Den Ausgang des Ermittlungsverfahrens kommentiert Waidhofens Bürgermeister Josef Lechner so: „Ich habe so etwas erhofft, weil man gesehen hat, dass es ein tragischer Unfall war.“ Auch Klaus Angermeier, Bürgermeister von Aresing – in seiner Gemeinde war das Opfer verwurzelt und wurde dort auch beigesetzt – sagt: „Ich bin erleichtert.“ Es sei gut, dass niemand als Verantwortlicher dastehen müsse. Es gebe genug Menschen, die sich noch heute Vorwürfe machten und sich fragten, ob sie nicht doch etwas hätten verhindern können.

„Immer, wenn ich dort vorbeifahre, sehe ich die brennenden Kerzen und das Trauerband an dem Baum“, sagt Lechner. Langsam verblasse der schreckliche Geschehen in den Köpfen der Bevölkerung. Doch die Erinnerung schwinde nie ganz, immer wieder tauche das Unglück bei Gesprächen auf. Gespräche hält auch Angermeier für richtig. Nur so könnten die Menschen ihre Trauer verarbeiten. „Ganz wichtig ist, dass dann ein guter Freund zum Reden da ist“, so Angermeier.

Auch der Vorsitzende des Faschingsgesellschaft Paartal-Au, die den Umzug ausgerichtet hatte, akzeptiert die Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Tobias Berger schließt sich der Ansicht an, dass es sich um ein tragisches Unglück handele. Ob es in zwei Jahren wieder einen Umzug in Waidhofen gebe werde, könne er jetzt noch nicht sagen. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen. Das hänge auch davon ab, welche Auflagen das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen machen werde.

Für Lechner ist es weniger eine Frage der behördlichen Vorgaben: „Wir hatten schon sehr strenge Auflagen, und trotzdem passiert so etwas.“ Doch die zahlreichen Auflagen für solche Veranstaltungen werden nun vom Landratsamt in Zusammenarbeit mit der Polizei moderat überarbeitet, wie Sabine Gooss, Pressesprecherin des Landratsamtes, erklärt. So solle die Zahl der Sicherheitsposten – pro Wagen waren bislang vier angeordnet – künftig auf sechs erhöht werden. Darüber hinaus solle die Umzugsstrecke mit Trassierband abgesperrt werden. So sollten die Zuschauer erkennen, wo sie stehen bleiben müssten. Zum ersten Mal sollen diese Vorgaben beim Rosenumzug in Karlshuld Mitte Juli umgesetzt werden.

Jürgen Spindler