Schrobenhausen
Technik hilft bei der Jagd nach Rasern

Bei Radarkontrollen setzt die Polizei nicht mehr auf die am Freitag vor 60 Jahren erfundenen Geräte, sondern auf Laserpistolen

14.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:57 Uhr
Wilhelm Zwergel bevorzugt zur Tempomessung das modernere Polizeigerät. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Es gibt einen Zusammenhang zwischen Wegstrecke und Zeit für das Zurücklegen des Weges: Geschwindigkeit. Früher wurde die per Meterstab und Stoppuhr errechnet. Am Freitag ist es genau 60 Jahre her, dass das schnell Radargeräte erledigen. Die Schrobenhausener Polizei nutzt die Großgeräte nicht mehr - sie wurden durch Laserpistolen abgelöst.

Wilhelm Zwergel ist bei der Schrobenhausener Polizei der Mann, der für die Überwachung des Verkehrs im Dienstbereich rund um Schrobenhausen zuständig ist. Die großen Geräte, die vor mehr als 60 von der Firma Telefunken erfunden, zur Serienreife getrieben und vor genau 60 Jahren im Regierungsbezirk Düsseldorf erstmals eingesetzt wurden, kennt er von seinen Kollegen bei der Verkehrspolizei. Die nutzten große Radargeräte noch.

Zwergel hält wenig von Radargeräten oder stationären Blitzern. Die von ihnen festgehaltenen Verstöße nähmen ein Foto auf, das ausgewertet werde und dann komme etliche Wochen später ein Brief bei Raser daheim an. "Der erzieherische Effekt ist viel größer, wenn man den Autofahrer gleich nach dem Verstoß anhält", sagt Zwergel aus Erfahrung. Zeige sich ein ertappter Autofahrer dann nicht einsichtig bei einem Tempoverstoß, könne ihm gleich erklärt werden, warum die Kontrollen nötig seien. Außerdem erführe er auf den Fuß, wieviel er zu schnell gefahren sei und was ihn der Verstoß koste.

Insgesamt 222-mal haben die Beamten der Polizei Schrobenhausen im vergangenen Jahr die auf den Straßen des Altlandkreises gefahrenen Geschwindigkeiten überprüft. In 876 Fällen wurden Verwarnungen ausgesprochen, 280-mal wurden Autofahrer angezeigt - sie müssen mit mindestens einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei rechnen - und in acht Fällen wurden Anzeigen geschrieben. Diese Personen müssen sogar mit Fahrverboten rechnen. Im Jahr davor sahen die Zahlen unwesentlich anders aus: Bei 209 Messungen wurden 836 Verwarnungen ausgesprochen, 275 Anzeigen angefertigt und kein Fahrverbot verhängt.

"Zu hohe Geschwindigkeit ist immer noch ein der häufigsten Unfallursachen", sagt Zwergel. Und das mit gravierenden Folgen. Im vergangenen Jahr kamen bei Tempounfällen drei Menschen ums Leben, sagt Zwergel. Und die, die das Blitzen mit der Laserpistole oder dem Radargerät für Wegelagerei des Staates hielten, denen kann Zwergel nur erwidern: "Wer von Abzocke spricht, hat sich mit dem Thema nicht auseinandergesetzt." Denn bei einem Tempo von 50 Kilometern pro Stunde brauche ein Auto 28 Meter, um anzuhalten. Mit zehn Stundenkilometern mehr, erreiche der gleiche Wagen nach 28 Metern noch einen Aufprallgeschwindigkeit aif ein Hindernis von 40 Kilometern pro Stunde und komme frühstens nach 37 Metern zum Stehen, rechnet Zwergel vor.

Auch die Stadt Schrobenhausen lässt auf ihren Straßen die gefahrenen Geschwindigkeiten messen. Genau wie die Polizei werden auch im Rathaus die Messstellen nach Unfallschwerpunkten und Beschwerden der Bürger ausgesucht. Die Stadt meldet ihre Messstellen der Polizei, um Doppelmessungen am gleichen Tag und Ort zu vermeiden. In Schrobenhausen übernimmt das Blitzen für die Stadt die Gesellschaft für kommunale Verkehrssicherheit (GKVS). Pro Monat werden drei bis vier Tage zum Messen anberaumt, so der für die Verkehrsüberwachung verantwortliche Stadtbaumeister Axel Westermair. Pro Messtag werde an zwei bis vier verschiedenen Stellen kontrolliert. Und das bereits seit 2012, denn in dem Jahr beschloss der Stadtrat die Einführung der kommunalen Tempokontrollen.

Damals waren die Kontrolleure noch mit einer größeren Radaranlage mit Lichtschranken unterwegs. Heute, so Zwergel, verfügten sie über noch kleinere Lasermessgeräte als die Polizei. Doch Polizisten wie kommunale Überwacher haben eines gemeinsam: Für sie gelten bestimmte Grundsätze, wo und wie sie kontrollieren dürften. Und die müssten bei allem vorhandenen Ermessensspielraum beachtet werden, sagt Zwergel. Genauso wie Autofahrer keine Radarwarngeräte benutzen dürften oder andere Manipulationen wie an den Nummernschildern ihrer wagen vornehmen dürften, um dem Strafzettel zu entgehen. "Wenn wir soetwas merken, finden wir auch etwas", sagt Zwergel zur Warnung. Und dann könnte es für den Erwischten richtig teuer werden: "Alle diese Tricks funktionieren nicht, außer, dass sie viel Geld kosten."
 

Jürgen Spindler