Gerolsbach
Firma Stakelbeck ist endgültig Geschichte

Der Gerolsbacher Polstermöbelhersteller schließt voraussichtlich im September den Betrieb

09.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:54 Uhr
Am Ende setzte man bei Stakelbeck in Gerolsbach ganz auf den Fabrikverkauf. Doch die Rechnung ging nicht auf. Im September wird der Betrieb nun endgültig schließen. −Foto: Foto: Wöhrle

Gerolsbach (SZ) Ein Stück Gerolsbacher Geschichte geht nun endgültig zu Ende. Die Möbelfirma Stakelbeck schließt voraussichtlich im September. Die Produktion wurde schon vor längerer Zeit eingestellt.

Nur noch acht bis neun Beschäftigte hatten zuletzt bei Stakelbeck gearbeitet, etliche von ihnen in Teilzeit. Etliche Mitarbeiter hatten schon im vergangenen Jahr den Betrieb verlassen; einige haben ganz aufgehört zu arbeiten, andere haben bereits neue Tätigkeiten gefunden. Bürgermeister Martin Seitz verweist auf das Metallverarbeitungsunternehmen Pastec, das seinen Betrieb am Standort Gerolsbach erweitert, die Räume von Stakelbeck übernimmt und dringend Arbeitskräfte sucht. "In Gerolsbach verschwinden keine Arbeitsplätze, es werden im Gegenteil sogar neue Arbeitsplätze geschaffen", betont Seitz.

Die Firma Stakelbeck hatte bis zuletzt auf Qualitätsproduktion im Inland gesetzt. Vergeblich, der starke Kostendruck in der Möbelbranche hat dem Betrieb nun endgültig den Garaus gemacht. Dabei erlebte das Unternehmen schon mehrere Krisen. Bereits im Jahr 2000 wurde bei Stakelbeck ein Insolvenzverfahren eingeleitet, das vorübergehend noch einmal abgewendet werde konnte. Anfang 2001 wurden dann erhebliche Investitionen getätigt und der Personalstand reduziert. Auch durch den Aufbau eines Fabrikverkaufs versuchte man einen Neuanfang. All diese Anstrengungen, die auch von den Mitarbeitern Opfer abverlangten, änderten aber nichts am wachsenden Kostendruck. Die Firma Stakelbeck belieferte vor allem den Möbelhandel in Bayern. Doch die kleine und mittleren Möbelhäuser, die zu den Kunden zählten, hatten selbst mit dem Überleben zu kämpfen.

2003 kam dann die nächste Krise. Im Mai 2003 meldete die Unternehmensführung Insolvenz an. Dennoch ging es weiter. Sechs Gesellschafter - einer von ihnen war Bürgermeister Martin Seitz - sorgten dafür, dass die Produktion weitergeführt werden konnte. In den kommenden Jahren gingen die Geschäfte vorübergehend sogar so gut, dass Geschäftsführer Andreas Wenger den Großteil der Geschäftsanteile aufkaufte. Doch dann kam irgendwann die Wende und die Absatzzahlen verschlechteren sich erneut. Zum Ende des vergangenen Jahres stellte Stakelbeck nach Wengers Auskunft den Möbelhandel komplett ein; seither wurden keine Möbelhäuser mehr beliefert.

Die Firma wurde verkleinert und setzte nun ganz auf den Fabrikverkauf am Standort Gerolsbach. "Doch dann ist uns das neue Zeitarbeitergesetz dazwischengekommen", so Wenger. Mehrere Mitarbeiter aus Polen hätten nicht mehr das ganze Jahr in Deutschland arbeiten dürfen, sondern mussten für Monate zurück in ihr Heimatland. Und Ersatzkräfte habe er keine gefunden, so der Geschäftsführer. "Das war das Hauptproblem", erklärt Weger, der derzeit noch voll mit dem Verkauf die Anlagen, Maschinen und Polstergarnituren beschäftigt ist. Voraussichtlich Ende August soll es dann auch noch einen Räumungsverkauf für Privatkunden geben, bei dem Reste wie beispeilsweise Stoffe und Rei?verschlüsse angeboten werden.

Mit dem endgültigen Aus für Stakelbeck geht eine über 60-jährige Firmengeschichte zu Ende. Wilhelm Stakelbeck gründete zusammen mit Karl Paul den Betrieb. 1956 wurde mit der Produktion im Saal des Gasthauses Breiter begonnen, 1961 fiel die Entscheidung, die Produktionsstätte am Ortsrand von Gerolsbach zu errichten. Die späten 60er- und frühen 70er-Jahre bescherten dem Polstermöbelhersteller gefüllte Auftragsbücher. Im Jahr 1980 beschäftigte Stakelbeck sogar 158 Mitarbeiter.

Diese Zeiten waren lange vorbei. Dennoch schaute es nach dem zweiten Rettungsversuch zeitweise gut aus. Jetzt hat sich das Blatt wieder gewendet und der Traditionsbetrieb in der Gemeinde Gerolsbach schließt nun endgültig.