Schrobenhausen
Bereitschaft mit Herzblut

Eigentlich wäre an diesem Wochenende die 150-Jahr-Feier beim BRK gewesen

03.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:43 Uhr
Die BRK-Bereitschaft Schrobenhausen im Wandel der Zeit: Der Fuhrpark der ehrenamtlichen Retter damals sah noch ganz anders aus als der heutige (oben). Wie sich die Dinge und die Arbeit der Helfer geändert haben, wird deutlich, wenn man sich alte Bilder anschaut (unten r.). Zur BRK-Bereitschaft heute gehören (unten l.; knieend) Thomas Liebl, Simon Hartl, Stefan Bäuerle (stellvertretender Bereitschaftsleiter), Johanna Schmid, Ferdinand Liebl (Bereitschaftsleiter), (mittlere Reihe) Margarete Seefeld-Schäfer, Lukas Hartl, Bernadet Berberich, Katrin Krammer, Monika Krammer, Melanie Langer, Günther Reil, (hinten) Norbert Moser, Maximilian Erdle, Rainer Borrmann, Peter Borrmann, Hanno Langer und Martin Bodamer. −Foto: Archiv

Schrobenhausen - Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit, Universalität - diese sieben Grundsätze hat sich die BRK-Bereitschaft Schrobenhausen auf die Fahnen geschrieben und das seit mittlerweile 150 Jahren.

An diesem Wochenende wollte die BRK-Bereitschaft Schrobenhausen eigentlich ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Wegen der aktuellen Corona-Situation ist das nun aber nicht möglich.

Doch gerade die derzeitige Lage zeigt, wie wichtig die Organisation ist. "Im Landkreis war es zwar vergleichsweise ruhig", meint Ferdinand Liebl, Leiter der BRK-Bereitschaft Schrobenhausen. "Aber ab der ersten Minute wurden in der Bereitschaft alle Weichen Richtung worst case gestellt. " So wurden binnen kürzester Zeit alle Fahrzeuge auf Infektionsbetrieb umgestellt, ein Kreislagezentrum im Rot-Kreuz-Haus in Betrieb genommen, um die Ausbreitung zu überprüfen sowie Dokumentation und Organisation zentral zu steuern.

Die Absage des Festes ist der BRK-Bereitschaft Schrobenhausen zusammen mit der Aktion Discofieber, die ihr 20-jähriges Jubiläum feiern, nicht leichtgefallen. Über Videokonferenz und Chat wurde Anfang April schlussendlich die Entscheidung gefällt, dass "viel Geld ausgegeben werden müsste und der Verlauf der Pandemie es nicht zulässt, wie geplant zu feiern", sagt die BRK-Bereitschaft. Stattdessen wurde beschlossen, ein Jahr später ein 150+20+"1 Jahr Corona"-Fest zu feiern. "Wir sind stolz auf 150 Jahre BRK-Bereitschaft Schrobenhausen und freuen uns auf den Ersatztermin im Jahr 2021", sagt Ferdinand Liebl.

Dabei verbindet die BRK-Bereitschaft mit dem Jubiläum ein Fest, das zeigt, dass man als Gruppe alles schafft, egal wie schwer es auch ist. Natürlich bedeutet das aber nicht, dass es immer nur rosig ist. "Sei es vor drei Jahren der Faschingsumzug in Waidhofen, der sehr emotional und belastend war, oder der Verkehrsunfall 2014 auf der B300 bei dem zwei Familienväter umkamen", erzählt Liebl.

Solche Ereignisse machen etwas mit den Menschen. Auch, dass sie das Team zusammenschweißen. Weil die, die so etwas aushalten müssen, lernen, was im Team, in der Gemeinschaft alles möglich ist. "Wir haben ein sehr kameradschaftliches Miteinander", meint Liebl. So weiß jeder, dass die Kollegen ein offenes Ohr haben und stets mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eines freut den Bereitschaftsleiter aber umso mehr: Die Bereitschaft Schrobenhausen ist weltweit eine der ersten, die es kurz nach der Gründung gab. "Das zeigt das Engagement der Schrobenhausener", ist sich Liebl sicher.

Seit 1870 ist die Bereitschaft in Schrobenhausen ansässig, sieben Jahre nach der Gründung des Roten Kreuzes. Damals begann alles mit der Schwesternschaft, die in Kriegszeiten verwundete und verletzte Soldaten sowie Zivilisten in Feldlazaretten versorgte. Die Grundaufgaben sind bis heute unangetastet. Darunter zählen Wahrung des humanitären Völkerrechts, Katastrophenschutz, Suchdienst, Sanitätsdienst, Ausbildung Erste Hilfe, Kinder- Jugend- und Familienhilfe, Gesundheitsdienste wie Blutspendedienst und Rettungsdienst. Bis 1900 war die Rot-Kreuz-Wache in der gleichnamigen Straße in Schrobenhausen untergebracht, an der heute die Maria-Ward-Mehrfachturnhalle steht. Danach zog die Gemeinschaft aus Mangel an Platz und maroden Gebäuden in die Pöttmeser Straße um.

In rund 150 Jahren Geschichte ist natürlich so einiges bei der BRK-Bereitschaft passiert. Zu viel, um alle wichtigen Ereignisse aufzählen zu können. Interessant ist jedoch mit Sicherheit, dass 1924 die freiwillige Sanitätskolonne gegründet wurde. Deren Aufgaben waren Krankentransporte und Sicherheitsdienste, die heute als Sanitätsdienste bekannt sind. Auch fanden schon damals Übungskurse und Krankenpflegekurse, heute Dienstabende, zusammen mit Ärzten statt, damit mit bestem Wissen die Versorgung und Betreuung von Patienten gewährleistet werden konnte. Oder, dass 1980 das erste Notarztfahrzeug mit sechs Medizinern in zwölf Stundenschichten in Betrieb genommen wurde. Übrigens: Seit 1991 gibt es auch die Rettungswache im Högenauer Weg. Heuer wird es noch eine Neuerung geben: Einen neuen Einsatzleitwagen für den Landkreis.

Auch nach 150 Jahren nimmt die Arbeit nicht ab: "Mit unseren sechs Fachdiensten, Technik und Sicherheit, Information und Kommunikation, Transport, Sanitätsdienst, UAV (Drohne) und dem Helfer vor Ort in Schrobenhausen haben wir jede Menge zu tun, um im Fall der Fälle für die Bevölkerung da zu sein", weiß Liebl. Natürlich gäbe es auch Aufgaben, die einem leichter fallen würden als andere. "Dies alles unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach und nur mit dem Team im Hintergrund möglich", betont er. Er könne jedoch in jedem Fall auch auf Hilfe aus der Kreisgeschäftsstelle zählen.

Auch wenn es harte Arbeit ist, welche die BRK-Bereitschaft leistet, wird diese nicht als Arbeit angesehen, sondern als "eine Aufgabe, die uns unser Gründer Henry Dunant übertragen hat", erklärt Liebl. Er ist sich sicher: "Wer in der Bereitschaft ist, macht es mit Herzblut! " Meistens wird ihr Einsatz belohnt, wie in Form eines kleinen Dankeschöns der Familien oder Angehörigen. "Selbst das Pflaster am Schrannenfest wegen einer Blase ist viel Wert", meint Liebl weiter. "Die Gesten, die wir meistens erhalten, machen das alles zu dem, was es ist. "

Und woher kommt die Motivation, sich so zu engagieren? "Ganz einfach, wenn es mir schlecht geht oder ich in einer Situation bin, in der ich mir nicht mehr helfen kann, dann hoffe ich auf Hilfe und weiß, dass sie kommt", erklärt Liebl. Außerdem ist der Dienst am Menschen etwas sehr Schönes und das Zwischenmenschliche des Patienten wie auch vom Team ergeben den Rest.

Spannende Erlebnisse gibt es dabei zuhauf. So sei es noch gar nicht so lange her, als die BRK-Bereitschaft von der Stadt zur Städtepartnerschaft eingeladen wurde. "Das gibt einem schon das Gefühl wichtig zu sein - auch für die Stadt", sagt Liebl. Auch die Kollegen aus Perg haben das Team herzlich aufgenommen. "Als wir in der Küche dann einen Krug aus Schrobenhausen fanden war alles besiegelt", meint er lachend. Deswegen sollen die Perger Kollegen auch die Paten zum 150-Jahr-Fest werden. "Leider kam es nie zum Patenbitten, da wir nicht nach Perg reisen durften und konnten, aber das holen wir nach", verspricht er.

Für Interessierte, die auch gerne helfen möchten und Teil der Organisation sein wollen, findet jeden zweiten Freitag im Monat ab 19 Uhr im Högenauer Weg 11 der Dienst- und Ausbildungsabend statt. Alternativ kann sich gerne via Mail an info@brk-sob. de gewendet werden.

SZ

Tabea Tyroller