Alberzell
Heizwerk statt Eisenbahn

03.01.2009 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Maximale Nutzung der Sonnenenergie: Mit gut 30 000 Kilowattstunden Stromausbeute pro Jahr rechnet Jürgen Denz bei seiner erst jüngst aufgerüsteten Fotovoltaikanlage. - Fotos: Staimer

Alberzell (SZ) Eine positive Energiebilanz, so lautete das ehrgeizige Ziel von Jürgen Denz. Mit dem Hackschnitzelheizwerk, Solarthermie, der Fotovoltaikanlage und den erst vor wenigen Wochen ans Netz gegangenen zusätzlichen Modulen hat es der Installateur- und Heizungsbaumeister geschafft, mehr Energie zu erzeugen, als er verbraucht.

Jürgen Denz setzt als Strom- und Wärmeerzeuger auf einen Energiemix: Sonne und Biomasse in Form von Hackschnitzeln sind seine Energiequelle. "Jeder hat seinen Spleen: Der eine hat seine Eisenbahn im Keller und ich interessiere mich brennend für Energie", bringt der ausgebildete Heizungsbaumeister seine Motivation zufrieden schmunzelnd auf den Punkt.

Das energetische Steckenpferd des Jungunternehmers ist seine Hackschnitzelheizung. Denz versorgt über ein Nahwärmenetz derzeit das Firmengebäude sowie fünf Haushalte in seiner unmittelbaren Nachbarschaft mit Wärme. "Drei weitere könnten noch dazu kommen", wird berichtet. Die Wärmeleitungen für die potenziellen Neuabnehmer seien bereits gelegt. Die Anlage mit einer Gesamtleistung von 150 Kilowatt läuft jetzt seit einem guten Jahr mit Erfolg – knapp 1000 Betriebsstunden hat sie auf dem Buckel.

Die Vorteile für die Abnehmer liegen klar auf der Hand: Die Kosten für Wartung, Kaminkehrer und Reparaturen entfielen – ein enormes Einsparpotenzial. Man hat mehr Platz durch den Wegfall von Öllagerraum und eigenem Heizkeller im Haus. "Statt eines Einzelheizkessels gibt es lediglich einen übersichtlichen Anschluss für die Wärmezuleitung", so Denz. Über Wärmemengenzähler – bei den Kunden installiert – werde der tatsächliche Verbrauch berechnet. In einer Tiefe von 1,60 Metern verlaufen 200 Meter hoch isolierte Wärmeleitungen von der Verteilerstation zu den Abnehmern. Durch die Nähe nur Wärmequelle liege der Wirkungsgrad bei rund 90 Prozent.

Die Heizanlage samt Bunker für die getrockneten Hackschnitzel befindet sich im Keller unter dem Hallentrakt. Das System arbeitet vollautomatisch – von der Federkernraumaustragung im Lagerbunker über die Förderschnecke mit Dosierfunktion, bis zu den Pause- und Impulszeiten im Brennraum. Sogar die Zentralentaschung funktioniert automatisch. Lediglich zweimal im Jahr muss die 800-Liter-Aschetonne manuell entleert werden – und das bei einer Verbrennungsmenge von 250 Kubikmetern Hackschnitzel.

Mit einer Vorlauftemperatur von 80 Grad und einem Rücklauf von 60 Grad wird das geschlossene Kreislaufsystem betrieben. Die zwei autarken Netzpumpen, die die Wärme nach draußen schieben, werden über ein Bussystem gesteuert. Im Störungsfall würde es eine selbsttätige Fernalarmierung via Signalton über die Telefonanlage geben, erklärt Denz. Die penible Auslegung und gute Planung durch ein Ingenieurbüro würden sich über die geplante Laufzeit der Anlage von 20 Jahren auszahlen, so seine Überzeugung. Zuckerl obendrauf: Bei den jährlich wiederkehrenden Emissionsmessungen durch den Kaminkehrer bleibe die Anlage konstant 50 Prozent unter den zulässigen Grenzwerten der Bundesimmissionsschutzverordnung.

Betrachtet Jürgen Denz die Differenz zwischen erzeugter Wärme und Energie und dem tatsächlichen Verbrauch für Firmenfuhrpark, einer Firmenhalle samt Bürotrakt sowie seinem eigenen und dem Einfamilienhaus seiner Eltern, so sei die Energiebilanz eine positive. Und ganz nebenbei schont er die Umwelt, denn durch den Einsatz regenerativer Energien werden 40 Tonnen Kohlendioxidausstoß eingespart. Sieht man in das zufriedene Gesicht des Jungunternehmers – wohl sein schönstes Geschenk zum neuen Jahr.