Allen 109 König-Mitarbeitern gekündigt

30.04.2009 | Stand 03.12.2020, 4:59 Uhr

Auch am Tag der Kündigung ging die Arbeit für die noch 109 König-Beschäftigten weiter. Ob es für sie hier eine Zukunft gibt – und wenn ja für wie viele von ihnen, entscheidet sich in den nächsten vier Wochen. - Fotos: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Nun also doch: Pünktlich zum Tag der Arbeit wurden gestern Vormittag alle 109 Beschäftigen der Firma König über ihre Kündigung informiert. Unabhängig davon, so hieß es, sei man "einer Lösung nahe, einen Großteil der Arbeitsplätze zu erhalten" – bei einem Einstieg der beiden König-Söhne.

So lang der Geschäftsbetrieb laufe, seien "Kündigungen nicht geplant", hatte Insolvenzverwalter Joachim Exner noch Anfang April verlauten lassen. Leider seien aber die zurückliegenden Wochen "überaus schwierig" gewesen, musste er jetzt einräumen. Aus Verunsicherung hätten sich viele Kunden einen anderen Lieferanten gesucht oder sich abwerben lassen, so dass die Geschäftsentwicklung "nicht so war wie erhofft", erklärte der Nürnberger Jurist gestern im Gespräch mit der GZ.

Wegen der wirtschaftlichen Situation und auch "aus insolvenzrechtlichen Gründen" hatte man deshalb "keine andere Wahl" als der gesamten Belegschaft zu kündigen. Die entsprechenden Kündigungsschreiben seien am Mittwoch mit der Post verschickt worden, gab der Insolvenzverwalter in einer Betriebsversammlung bekannt, zu der sich am Donnerstag um 9 Uhr etwa 30 König-Beschäftigte einfanden. Die Mitarbeiter hätten "betroffen, aber nicht geschockt" reagiert, teilte Exner im Anschluss mit – schließlich habe es firmenintern schon in den vergangenen Tagen "mehrere Gespräche über diesen leider notwenigen Schritt" geben.

Je nach Betriebszugehörigkeit gelten für die jetzt ausgesprochenen Kündigungen Fristen von ein bis drei Monaten. Weil man sich in einem Insolvenzverfahren befindet, gilt nach den hier maßgeblichen Bestimmungen die Maximalfrist von drei Monaten auch für lang gediente Mitarbeiter, bei denen der Arbeitsvertrag eigentlich eine längere Frist, zum Beispiel ein halbes Jahr, vorsieht. Und Abfindungen? Solche, so Exner, "sieht das Insolvenzrecht nicht vor".

Zumindest für einen großen Teil der bisherigen Belegschaft sieht der Insolvenzverwalter jedoch "eine gute Chance auf Weiterbeschäftigung" – und zwar dann, wenn eine "übertragende Sanierung" durch den Einstieg der beiden König-Söhne Bernhard und Hans als Investoren gelinge.

Alle großen Händler, die sich neben den beiden König-Söhnen um einen Übernahme bemühen, hätten "kein Interesse, den Geschäftsbetrieb in Geisenfeld fortzuführen", stellt Exner klar. Deren einziges Interesse gelte "den Automatenstellplätzen der Firma König und der Übernahme der Lieferkunden", was somit auf eine Zerschlagung des bisherigen Unternehmens hinauslaufen würde.

Zerschlagung verhindern

Die einzige Möglichkeit, den Betrieb zumindest mit einem großen Teil der derzeitigen Arbeitsplätze zu erhalten, sei eine Übernahme durch die König-Söhne, erklärt der Insolvenzverwalter. Ausdrücklich betont er dabei, "dass die hierfür erforderlichen Mittel von einem Kreditinstitut zur Verfügung gestellt würden und nicht von der Familie König ".

Für diese angestrebte Lösung bedürfe es freilich der Zustimmung der Gläubiger. Wie der auf Insolvenzverfahren spezialisierte Jurist hierzu erläutert, sei dabei nicht eine Zahlenmehrheit der rund 350 Gläubiger maßgeblich, sondern eine "Summenmehrheit", bezogen auf die Gesamthöhe der Forderungen.

In den nächsten Tagen, so Exner, stünden über die favorisierte Lösung noch Gespräche mit einigen "maßgeblichen Verfahrensbeteiligten" – will heißen Gläubigern – an. Bis Mitte nächster Woche glaube er dann zu wissen, "wohin die Reise geht".

Zerschlagung der Firma oder Weiterführung in Form einer "übertragenden Sanierung" mit reduzierter Belegschaft: Formell fällt die Entscheidung bei der Gläubigerversammlung am 4. Juni.

Von den gekündigten Beschäftigten wolle keiner gegenüber der GZ namentlich zu der Situation Stellung nehmen. "Natürlich sind wir alle sehr verbittert", erklärte einer, der anonym bleiben wollte. Besonders diejenigen von uns, die schon länger dabei sind und die in den vergangenen beiden Jahren ohnmächtig zuschauen mussten, wie es allmählich den Bach runter geht".