Roland Hefter im Kulturhimmel: "As Leben is eh scho schwer"

Vergnüglicher Kabarettabend mit jeder Menge Wortwitz

17.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:35 Uhr
Roland Hefter spielte sein Programm zweimal hintereinander - das Publikum in den Liegestühlen hatte es leichter. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Besonders zimperlich ist er nicht, der Roland Hefter (52). Nicht, wenn er gegen die AfD wettert, und auch nicht, wenn es um Themen unter der Gürtellinie geht. Aber das eine ist ihm, dem Münchener SPD-Stadtrat und bekennenden Löwen-Fan, ein Anliegen, das andere ist halt Kabarett, und da nimmt ihm das Publikum nichts übel, warum auch.

Das amüsiert sich über seine Anekdoten, die er vor seinen Liedern oder auch mittendrin zum Besten gibt, und lässt sich einfangen von seiner ungekünstelten Performance, die nicht viel braucht: Eine Gitarre, ein Mikrofon, ein Kontrollmonitor auf dem Podium, das reicht. Sein Programm ist ein "best of" aus etlichen Alben, die er über die Jahre veröffentlicht hat, und seine Botschaft daraus auf einen Nenner gebracht: Immer Mensch bleiben, allen Widrigkeiten trotzen und den Optimismus nicht verlieren. So auch seine Titel wie "Des wird scho no", "Schlimmer geht's immer", "I dad's macha", "Des is doch jedem scho passiert" oder "As Leben is eh scho schwer, und jetzt kommst Du daher", letzteren gibt es auch als textile Fußmatte. Damit sei er weltweit der einzige Musiker, der derartige Fanartikel verkauft, und die finden tatsächlich Abnehmer unter den Zuhörern.

Die erleben einen vergnüglichen Kabarettabend, mit viel Wortwitz, aber auch mit Textinhalten, die man aus dem eigenen Leben kennt. Vieles dreht sich um Menschliches, manchmal auch allzu Menschliches, und man fühlt sich ertappt und lacht mit, vielleicht auch ein wenig über sich selbst. So schwadroniert und singt Hefter über alle möglichen und unmöglichen Themen, vom Nacktschwimmen in der Therme Erding bis zu einer Frauenbekanntschaft aus dem Fundus von "Elite-Partner". Deren Foto im Internet hält zwar der Realität nicht stand, aber "Schlimmer geht's immer" ist seine Erkenntnis.

Wenn man seine Frau und seinen Hund vier Stunden ins Auto sperrt, könne man sofort feststellen, wer einen freudig begrüßt, wagt er einen Vergleich unter dem Gelächter des Publikums. Und er erinnert sich an die Zeiten, als eine Pizzeria in München noch etwas Besonderes war: "Eine Pizza Margarita für 2,80 Mark, ein Spezi für 1,40 Mark und der Hoos hat dir g'hört".

Sein Song "I dad's macha" sei nach dem Gespräch mit einer Frau entstanden, die mit trauriger Miene über ihren 50. Geburtstag nachdachte. Sie habe viel zu bereuen, meinte sie. Aber nicht das, was sie gemacht habe, sondern das, was sie nicht gemacht habe. Das verleitete wohl manche im Publikum, darüber nachzudenken. Aber Hefter hat auch keine Angst vor Kalauern: Sein Spezi, ein extremer FC-Bayern-Fan, bekäme seit 30 Jahren Viagra auf Rezept, ohne je eine Pille genommen zu haben: "I friß koane blauen Tabletten", so dessen Begründung. Und so kommt Roland Hefter vom Hundertsten ins Tausendste, es gibt kaum ein Thema, das er nicht berührt. So geißelt er das Erfolgsstreben um jeden Preis "Du bist ned de Nummer oans", und nach TV-Kochsendungen glaubten die Leute, sie könnten dann besser kochen. Das aber sei ein Trugschluss, "das weiß ich von den Pornofilmen", meint Hefter unter dem Gelächter des Publikums. Überhaupt sind seine gereimten Liedtexte oft eindeutig zweideutig und völlig ungeniert, aber der Hefter darf alles, der ist echt, unbekümmert, urwüchsig bayrisch und einfach ein Original. Aber er kann auch Liebeslied, "weil wir Bayern so sensibel sind", und singt einen Text voller Poesie und Romantik, "? dass i dir sog', wie gern i die mog" lautet eine Textzeile, die man ihm fast nicht zugetraut hätte. Hefter ist ein vielseitiger Künstler, er ist Liedermacher, Kabarettist, Sänger, Schauspieler und Kommunalpolitiker und tritt engagiert ein gegen Rechtsradikale und Corona-Verschwörungstheoretiker. Trotzdem hat er einen Sinn für die Widrigkeiten des Lebens wie Singlesocken nach dem Waschgang. Eine Zuhörerin habe ihm als Problemlösung "Halbschuhe" empfohlen, und er habe ihren Wortwitz erst nach dem Auftritt kapiert.

"Das ist schon jedem mal passiert" ist ein Song über manche ungewollten Peinlichkeiten wie ein offenes Hosentürl oder das falsche Klo, weil die geschlechtsspezifischen Piktogramme an den Türen immer unverständlicher werden. Die Zuhörer amüsieren sich permanent und prächtig, auch wenn seine Lieder irgendwie austauschbar sind und melodisch ziemlich ähnlich klingen. Auch sein Gitarrenspiel variiert kaum und so ergeben sich Längen, die Hefter aber mit seinen eingestreuten Gschichterln locker überspielt. Ein musikalisches Highlight aber gibt's als Zugabe: Frank Sinatras Welthit "My Way" singt Hefter mit eigenem Text, komplett auf bairisch, und der Originaltext "I did it my way" heißt bei Hefter "da duad ma's Mei weh". Ein kurzweiliger Abend mit großem Lachfaktor also, und um (im positiven Sinne) mit Hefter zu reden: "Schlimmer geht's immer".

PK

Hans Steininger