Rohrbach
Kampf gegen Mangel an Lkw-Stellplätzen

21.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Der erste Brummi-Lenker, der die umgebaute Park- und WC-Anlage bei Ottersried ansteuerte, staunte nicht wenig, als er dort von Innenminister Joachim Herrmann empfangen wurde, der ihm eine Sicherheitsweste schenkte. - Foto: Ermert

Rohrbach (pat) Den Abschluss der Umbaumaßnahmen an den Autobahn-Rastplätzen Rohrbach Ost und West hat Innenminister Joachim Herrmann zu einem Pressetermin genutzt, indem er auf den Ausbau der Lkw-Stellplätze entlang den bayerischen Autobahnen einging.

Die offizielle Wiederfreigabe der Park- und WC-Anlage bei Ottersried nahm Herrmann gemeinsam mit Paul Lichtenwald, Präsident der Autobahndirektion Südbayern, und Rohrbachs Bürgermeister Dieter Huber vor. Lichtenwald stellte die Baumaßnahme vor, bei der neben der allgemeinen Sanierung insgesamt 38 neue Lkw-Stellplätze geschaffen wurden. Statt 16 gibt es nunmehr 54 Stellplätze. Rund drei Millionen Euro hat das Projekt verschlungen, das aus einem Sonderprogramm des Bundes finanziert wurde. "Der ganze Aufwand unterstreicht, wie wichtig das Problem der mangelnden Stellplätze von der Regierung gesehen wird und dass im Freistaat wirklich viel versucht wird, es zügig zu bewältigen", dankte Lichtenwald dem Innenminister für das klare Bekenntnis zu mehr Lkw-Stellplätzen an Rastplätzen und Autohöfen.

 
Dieter Huber begrüßte die Sanierung des Rastplatzes ebenfalls. Die Maßnahme habe der Gemeinde Rohrbach keinen Cent gekostet und ihr neben neuen sanitären Anlagen auch noch einen begrenzenden Zaun eingebracht, durch den das umgebende Waldstück und die Anwohner deutlich besser geschützt würden als zuvor.

Joachim Herrmann nutzte die Gelegenheit zu allgemeinen Ausführungen rund um das mittelfristige Ausbauprogramm der Regierung, das bis zum Jahr 2013 volle 3600 zusätzliche Lkw-Stellplätze entlang den bayerischen Autobahnen vorsieht. "Wir können nicht für Sicherheit auf den Straßen sorgen und den Fahrern die vorgeschriebenen Ruhepausen abverlangen, wenn wir ihnen keine dafür notwendigen Stellplätze bieten können", machte er auf die teilweise dramatischen Zustände an den Hauptstrecken A 3, A 6, A 8 und A 9 aufmerksam. Es sei Realität, dass um Mitternacht herum die Lastwagen teilweise sogar auf den Einfahrspuren der Rastplätze parken müssten. Die in den vergangenen Jahren geschaffenen Stellplätze – es waren etwa 850 Stück – seien daher noch bei weitem zu wenig. "Bis 2013 müssen wir noch kräftig bauen und Pkw-Stellplätze umwidmen, bis wir die 3600 Stück erreicht haben."

Ob diese Aufstockung bereits ausreicht, bezweifelt Joachim Herrmann sogar selbst. Mit erschreckenden Zahlen begründete er seine verhaltene Euphorie. Bei einer Zählung im Jahr 2008 waren in Bayern 5300 Stellplätze vorhanden – aber es waren zeitgleich 9800 Lkw abgestellt. "Das ist eine Überbelegung von 185 Prozent. Untragbare Zustände", wie der Minister klarstellte. Die Baumaßnahmen würden bei den Anwohnern der Rastplätze keineswegs Jubelstürme auslösen. Dabei versicherte ihnen Herrmann, dass die Geräusche der parkenden Lastwagen gegenüber dem allgemeinen Autobahnlärm kaum ins Gewicht fallen würden. Ganz nebenbei entfalle durch die Modernisierung der WC-Anlagen die Notwendigkeit, dass sich Autofahrer "für ihre persönlichen Bedürfnisse in die Büsche schlagen" würden.

Daher ließ sich Herrmann zu einem gewagten Blick in die Zukunft hinreißen: "Der Ausbau an Lkw-Stellplätzen wird konsequent weitergeführt – auch weit über das Jahr 2013 hinaus", versprach er und lieferte die Begründung gleich nach: Mit dem Ende der Wirtschaftskrise werde die Zahl der Lastwagen auf Bayerns Autobahnen mit Sicherheit noch einmal dramatisch zunehmen, was weitere Stellplätze erforderlich mache.

Einen Lichtblick für die Trucker hielt der Innenminister abschließend auch noch parat. So werden die Lkw-Fahrer der Zukunft per Navigationssystem oder Internet Zugriff auf diverse Informationen über freie oder belegte Stellplätze direkt in ihrer Fahrerkabine erhalten. Mittels Radar, Video (Kösching, Nürnberg-Feucht) und Erdmagnetfeldsensoren (Vaterstetten) laufen an wichtigen bayerischen Rastplätzen jetzt schon Zählversuche, durch deren Hilfe die neuen Systeme eingeführt werden sollen. "Mit der Hilfe modernster Technik werden wir in einigen Jahren die Stellplatzproblematik weiter mindern", so Herrmann.