Pfaffenhofen
In Deckung – sonst staubt’s

Immer wenn die Scheller-Mühle Getreide geliefert bekommt, haben Anwohner mit Dreck zu kämpfen

07.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:31 Uhr

Es sieht fast so aus, als würde er fliehen: Ausgerüstet mit Mundschutz verlässt ein Arbeiter (rechter Bildrand) die Verladestelle der Deutschen Bahn. Anlieger beklagen sich über den Staub, der beim Verladen des Getreides entsteht - Foto: oh

Pfaffenhofen (PK) Ramona Kern fährt mit ihrem Zeigefinger über ihren Gartentisch und hält ihn die Höhe. Er ist schwarz vor Staub, auf dem Tisch ist eine deutliche Spur zu sehen. „Und das, obwohl ich erst gestern geputzt habe.“

Kern wohnt in der Hochstraße in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof. Etwa alle zehn Tage bekommt der Reisganger Mühlenbesitzer Josef Scheller eine Getreidelieferung. Eine ganze Zugladung wird dann über ein Förderband in Bulldoganhänger transportiert. Und dann staubt’s. Der feine Nebel setzt sich auf Gartentischen und Fensterscheiben, Terrassenpflaster und auch den Autos der Anwohner ab. „An manchen Tagen ist es so schlimm, da muss man den Dreck mit dem Eiskratzer von den Autos kratzen“, sagt Ramona Kern. Sie sieht sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. „Im Herbst konnten wir uns kaum noch in den Garten setzen.“ Und nicht nur das. „Wenn ich gegen 22.30 Uhr von der Spätschicht komme, sitzen oft unzählige Ratten auf der Straße. So, wie es momentan ist, kann es nicht weitergehen.“

Das sieht Willibald Obermayr genauso. Er wohnt im selben Haus wie Ramona Kern. „Das mit dem Staub geht schon jahrelang, aber seit Herbst ist es unerträglich.“ Wenn gerade Getreide verladen wird, kann Obermayr seine Wohnung kaum noch lüften. Und auch Autos von Pendlern seien betroffen. Ende November wurde es Willibald Obermayr zu bunt. Er schrieb einen Brief an das Landratsamt. Das Resultat: negativ, das Landratsamt ist nicht zuständig. „Für Immissionen an Bahnanlagen ist das Eisenbahnbundesamt zuständig“, erklärt Landratsamtssprecher Karl Huber. „Wir haben da keine Handhabe. Wir können keine Anordnungen treffen, die würden ins Leere gehen.“ Untätig ist das Landratsamt trotzdem nicht geblieben. Helga Reim von der Immissionsschutzverwaltung hat Obermayrs Beschwerde an das Eisenbahnbundesamt weitergleitet, dort ist sie inzwischen eingegangen. „Die Bahn hat uns zugesagt, das Getreide vor der Verladung zu sieben“, erklärt Sprecherin Heike Schmidt. Doch geändert hat sich laut Ramona Kern und Willibald Obermayr bisher nichts. „Wir prüfen den Fall aber noch weiter im Hinblick auf das Immissionsschutzgesetz,“ sagt die Behördensprecherin. „Was vermieden werden kann, muss vermieden werden“, laute die Maxime. „Es wäre wünschenswert, wenn das Unternehmen eine Lösung finden würde. Wir können nur prüfen, ob das Gesetz eingehalten wird.“

Müller Josef Scheller will die Angelegenheit prüfen. „Ich habe von der Bahn gehört, dass Gespräche mit dem Bundesamt laufen“, sagt er. Er habe sich dafür eingesetzt, dass das Getreide am Abgabeort gereinigt wird. „Wir versuchen, den Staub zu verringern.“ Sollte das nicht helfen, will er weitere Schritte einleiten. „Man muss das analysieren und schauen, wie hoch die Feinstaubwerte bei den Anliegern sind. Deshalb sind wir im Kontakt mit der Bahn, wir müssen schauen, was wir machen können, damit die Leute zufrieden sind.“

Die Deutsche Bahn will hingegen nichts unternehmen. „Die Anlieferung von Getreide erfolgt seit vielen Jahren. Bislang liegen uns keine Beschwerden hinsichtlich Staubentwicklung vor“, lautet die lapidare Aussage eines Bahnsprechers.