Pfaffenhofen
"Eine Wahnsinnsaufgabe"

Damit die FOS im Landkreis heuer starten kann, müssen alle Beteiligten Nägel mit Köpfen machen

12.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:17 Uhr

Auf Baustellenbesichtigung: Pater Lukas Wirth (von links), Landrat Martin Wolf (CSU) und Bernd Huber vom Wirtschaftsbeirat des Landkreises schauen sich in den Räumen der Pfaffenhofener Berufsschule um, wo im Herbst der erste Jahrgang der neu gegründeten Fachoberschule starten soll - Foto: Kraus

Pfaffenhofen/Scheyern (PK) Die Vorbereitungen für die Fachoberschule (FOS) im Landkreis Pfaffenhofen sind schon so weit gediehen, dass die neu gegründete Schule trotz des denkbar engen Zeitkorsetts im Herbst starten kann. Damit das sicher klappt, machen derzeit alle Beteiligten Nägel mit Köpfen.

Der Zeitplan ist knapp, kann aber offenbar gehalten werden. Nach dem lange erwarteten grünen Licht des Finanzministeriums im Mai sind nur wenige Monate Vorbereitungszeit geblieben, damit der erste FOS-Jahrgang auch wirklich noch heuer starten kann. „Es ist eine Wahnsinnsaufgabe, eine Schule zu gründen“, sagt Hubert Ruisinger, Schulleiter der Pfaffenhofener Berufsschule und der BOS Scheyern, wo die neue FOS jeweils zu Teilen angegliedert werden soll. „Es ist eine Kraftanstrengung von allen Seiten“ – also vom Landkreis, der Schulleitung und dem Kloster Scheyern.

Der rechtliche Rahmen für die FOS ist jedenfalls gesteckt: „Wir haben alle Genehmigungen, die wir brauchen“, sagt Landrat Martin Wolf (CSU). Auch die bei der Probeeinschreibung ermittelten Schülerzahlen reichen aus, wenngleich eher knapp. Derzeit wird mit 55 Schülern für den kaufmännischen und 44 für den technischen Zweig gerechnet. Vier Klassen sollen es insgesamt werden. Unsicher ist, wie viele Schüler es am Ende tatsächlich werden: „Ich glaube aber, dass wir auf der sicheren Seite sind“, sagt Wolf. „Wir können gesichert davon ausgehen, dass wir im Herbst starten.“

Damit das klappt, wird derzeit auf Hochtouren gearbeitet. Der Personalbedarf ist schon gedeckt. „Wir haben die Lehrer für die FOS beisammen“, berichtet Ruisinger. Am Mittwoch sei der letzte Vertrag unterschrieben worden. „Wir haben auch schon Bücher und Baukästen für den Physikunterricht bestellt.“ 60 000 Euro habe der Landkreis bereits für die Erstausstattung zur Verfügung gestellt.

Derzeit laufen außerdem die 50 000 Euro teuren Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten in zwei Klassenzimmern und einem Gruppenraum an der Pfaffenhofener Berufsschule. In der dortigen Hauswirtschaftsabteilung, die vor über zehn Jahren aufgegeben wurde und seither fast ungenutzt ist, soll künftig die elfte Klasse, also die erste FOS-Jahrgangsstufe unterkommen. Erst für das zweite und dritte Jahr wechseln die Schüler nach Scheyern, wo die FOS an die dortige BOS angegliedert wird.

Das Scheyerer Kloster mit seiner ins zwölfte Jahrhundert zurückreichenden Schultradition hat also ein Jahr länger Zeit, um sich auf den neuen FOS-Betrieb vorzubereiten. Die Planungen sind aber schon parallel in vollem Gange. Für den Umbau des Südostflügels des Klosters werden derzeit drei Planvarianten erarbeitet, die Ende des Monats im Bauausschuss des Landkreises vorgestellt werden sollen. Die notwendigen Klassenzimmer sollen im derzeitigen Ausweichtrakt der BOS mit dem Seminarsaal entstehen. „Das Gebäude steht für alle Anforderungen zur Verfügung“, betont Pater Lukas Wirth.

Baubeginn ist voraussichtlich im Frühjahr 2013. Bauherr ist das Kloster, der Landkreis wird sich mit der FOS einmieten. Die Höhe der Kosten, die auf die Benediktiner zukommen, sind noch nicht bekannt. Dem „klösterlichen Optimismus“ zum Trotz: „Das wird eine Riesenherausforderung für unsere Gemeinschaft, für das Kloster“, sagt Cellerar Pater Lukas. „Aber die Bildungsarbeit war und ist uns immer ein wichtiges Anliegen – und wir haben den Landkreis als verlässlichen Partner kennengelernt bei inzwischen 40 Jahren BOS.“ An der BOS-Struktur soll sich übrigens nichts ändern: FOS und BOS seien räumlich getrennt und würden lediglich die vorhandenen Fachräume gemeinsam nutzen.

Für die Praktika im ersten Schuljahr – auf zwei Wochen Theorie im Klassenzimmer folgen im Wechsel immer zwei Wochen Praxis in Unternehmen – sind schon ausreichend Plätze gefunden. Zumindest fast. „Im Elektro-Bereich haben wir noch ein kleines Problem, da fehlen noch ein paar Plätze“, berichtet Bernd Huber, Chef des Wirtschaftsbeirats des Landkreises. Er hat die rund 100 Praktika im ganzen Landkreis organisiert, was sich als harte Arbeit herausgestellt habe: „Das ist ein anderes Kaliber als die Schnupperpraktika der Realschulen“, sagt Huber. Einige Unternehmen hätten bereits zugesichert, in den Folgejahren noch weitere Praktikumsplätze zu schaffen. Es gehe schließlich darum, „den Grundstock zu legen, dass die jetzigen Praktikanten die künftigen Fachkräfte“ sein könnten.