Pfaffenhofen
Skulpturen von Mikroben aus der Raumluft

12.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:50 Uhr

Ein Mosaik aus rund 6000 PET-Flaschen von Miguel Rothschild: Die Ausstellung "Zur Nachahmung empfohlen!" will ihre Besucher zum Nachdenken über die Ressourcen unserer Erde anregen. Dazu tragen Werke von über 40 Künstlern bei, die parallel bis 13. Juni in Pfaffenhofen, Ingolstadt und Neuburg gezeigt werden. Die erste Vernissage ist am heutigen Abend um 19.30 Uhr in der Kulturhalle Pfaffenhofen.

Pfaffenhofen (PK) Was heißt Nachhaltigkeit? Welche Werke der jüngeren Kunstgeschichte beschäftigen sich mit der kulturellen Dimension von Nachhaltigkeit? Antworten darauf gibt die große Ausstellung "Zur Nachahmung empfohlen! Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit" (kurz "ZNE!"), die nach der Premiere in Berlin im vergangenen Jahr nun parallel in Pfaffenhofen, Ingolstadt und Neuburg gezeigt wird. Eröffnung in Pfaffenhofen für alle Interessierten ist heute um 19.30 Uhr in der Kulturhalle.

Bei "Zur Nachahmung empfohlen!" kommt alles zusammen, was die Besucher aus Massenmedien, Büchern und Vorträgen über die Verwicklungen von Klima, Natur, Wirtschaft und Politik erfahren, jedoch vergessen oder verdrängt haben – dies schiebt sich in der Ausstellung wieder zu einem sinnfälligen Bild zusammen. Über 40 Künstler und Erfinder nehmen das Thema in den Blick. Es ist die erste große Ausstellung, die es je zu der Verbindung von Ästhetik und Nachhaltigkeit gegeben hat.

Schirmherr der Ausstellung in der Region ist Pfaffenhofens Ehrenbürger und Unternehmer Professor Claus Hipp. Er wird die Ausstellung heute Abend eröffnen.

In Bayern ist diese vielfältige und umfangreiche Schau nur in Pfaffenhofen, Ingolstadt und Neuburg zu sehen, wobei die Städte sich jeweils besonderen Themen widmen. Pfaffenhofen, federführend bei "ZNE!", etwa fokussiert ganz in der Tradition der Kreisstadt die Themen Energie, Ernährung, Bauen, Soziales, während Ingolstadt Positionen zur Kultur der Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Technik ausstellt. Neuburg hingegen zeigt Arbeiten über Wasser, Artenschutz und Naturräume.

Der Pfaffenhofener Kulturreferent Steffen Kopetzky (SPD), der die Schau gemeinsam mit der Ingolstädter Kunstvereins-Vorsitzenden Christine Fuchs und dem Neuburger Kulturamtsleiter Dieter Distl nach Oberbayern geholt hat, schwärmt: "Mich faszinieren zum Beispiel die sich gegenseitig erhellenden Positionen der Künstler Otmar Sattel und Michael Saup." Sattel veranschauliche mit seiner komplexen Arbeit "Die Brut" den Transformationsprozess. "Er präpariert Glasplatten mit einer Nährlösung, auf der die in der Raumluft existierenden Mikroben während des Ausstellungszeitraums beginnen, lebendige, wunderschön anzusehende Strukturen zu bilden." Saup hingegen stelle mit seiner didaktischen Monumental-Skulptur "Avatar Incarnation" den täglichen Energieverbrauch durch das scheinbar saubere Internet so schlagend und eindrucksvoll dar, "dass es jeden Besucher umhauen und garantiert zum Nachdenken bringen wird".

In den vergangenen Tagen wurden mit vielen Helfern die Installationen an den drei Ausstellungsorten aufgebaut – Kunstwerke, die wegen ihrer vielschichtigen Dimensionen und ihres Alltagsbezugs durchaus alle Altersklassen ansprechen können, von Kindergartenkindern angefangen.

Zu sehen sind in der Pfaffenhofener Kulturhalle zum Beispiel Mosaike aus PET-Flaschen oder ein atmender Laubhaufen, in dem sich die Blätter heben und senken wie ein Brustkorb. Cornelia Hesse-Honegger, deren Insektenstudien in vielen Naturkundlichen Museen hängen, zeigt in Pfaffenhofens Kulturhalle Studien schauerlich mutierter Insekten, die im Umfeld von Atommeilern und in der am stärksten vom Tschernobyl-Fallout betroffenen Region Schwedens gesammelt wurden. Nachdenklich macht die Schau, die alle, meist verdrängten Bereiche des Alltags, künstlerisch erhellt.

Für jüngere Besucher und Schulklassen bietet die Pfaffenhofenerin Claudia Spies ein Arbeitsblatt an, mit dessen Hilfe Lehrkräfte und Schüler die Ausstellung gewinnbringend ansehen können (Anfragen per Mail an Claudia.Spies@ freenet.de). Gruppenführungen bietet Michael Röger an, Telefon (0 84 41) 8 79 81 96.

Kuratorin der von der Bundes-Kulturstiftung finanzierten Ausstellung ist Adrienne Goehler, ehemalige Kultursenatorin des Landes Berlin. Neben ihrem kulturpolitischen Engagement machte sich die Diplom-Psychologin einen Namen, weil sie mit dem Gründer der dm-Drogeriemarktkette, Götz Werner, ein Buch mit der Forderung nach einen Grundeinkommen für alle geschrieben hat. Kuratorin Goehler ist bei der heutigen Eröffnung in Pfaffenhofen in der Kulturhalle dabei, zu der ab 19.30 Uhr die ganze Bevölkerung eingeladen ist. Am Samstag wird die Ausstellung dann beim Kunstverein Ingolstadt in der Galerie im Theater eröffnet (um 11 Uhr), am Sonntag um 11.30 Uhr dann in Neuburg in der Galerie im Rathausfletz.

Bis 13. Juni ist die mit dem Mediensonderpreis der deutschen Umwelthilfe ausgezeichnete Ausstellung in Pfaffenhofen, Ingolstadt und Neuburg zu sehen. Alle drei Städte bieten ein umfangreiches pädagogisches und kulturelles Begleitprogramm. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.z-n-e.info.

Öffnungszeiten der Kulturhalle in Pfaffenhofen: mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.