Pfaffenhofen
Neue Wege

Studio-Projekt als Innenstadtbelebung: Ein Konzept wie das von Simone Haas hat es noch nicht gegeben

13.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:43 Uhr

Strahlendes Lächeln inmitten formschöner Dinge: Simone Haas betreibt den Studio-Laden in der Auenstraße, wobei ihr Konzept in eine andere Richtung geht als die Grundgedanken des Projekts. Sie verkauft Accessoires aus den Bereichen Wohnen, Mode, Schmuck und Handwerk - Foto: oh

Pfaffenhofen (PK) Ein Handwerk ist es nicht, womit Simone Haas ihre Brötchen verdient. Wirklich selbstständig ist die 29-jährige Angestellte auch nicht. Trotzdem stehen Tutoren und Stadtjugendpflege hinter ihrem Laden „das formschoen“ in der Auenstraße, mit dem das Studio-Projekt neue Wege beschreitet.

„Bislang hat unser Fokus vorrangig darauf gelegen, jungen Menschen, die etwas herstellen oder schaffen, ein Sprungbrett zu geben“, sagt Tatjana Bruzinski, die das Stadtentwicklungs- und Jugendförderprojekt maßgeblich betreut. Ein wenig Bauchweh hatte sie schon, als es vor einigen Monaten darum ging, den Studio-Laden neu zu besetzen. Bewerbungen waren – anders als in den Jahren zuvor – diesmal Mangelware.

Dadurch kam es zu einer Ausnahme, einem neuen Weg, den Simone Haas beschreiten darf. Sechs Monate kann sie „das formschoen“ in der Auenstraße betreiben, ohne auch nur einen Cent Miete dafür bezahlen zu müssen. Danach darf ihr Laden rein theoretisch bestehen bleiben. Das Studioprojekt würde in diesem Fall an anderer Stelle fortgesetzt. Auf den ersten Blick ist diese Zusage ein Widerspruch zu den Grundsätzen des Konzepts. Aber ein gut begründeter. „Ich musste sehr viel investieren. Den Boden, die Einrichtung. Schließlich muss das Ambiente für meinen Kundenkreis stimmen“, sagt die junge Pfaffenhofenerin. Die Tutoren begrüßen die Tatsache sogar ausdrücklich, dass ihr Geschäft die Auenstraße möglicherweise dauerhaft bereichern wird.

Ausnahmen sind im Fall von Simone Haas die Regel gewesen. „Ich war selbst überrascht, dass dieser Antrag so problemlos durchgegangen ist. Aber Simones Konzept hat einfach alle überzeugt“, sagt Tatjana Bruzinski. „Sie produziert natürlich nichts. Das geht ein wenig an der Idee vorbei. Aber dafür greift der zweite Grundpfeiler des Gedankens, die Belebung der Innenstadt, voll und ganz.“

In Konkurrenz zu bestehenden Geschäften sehen sich „das formschoen“ und Simone Haas nicht. „Meine Auswahl an Marken ist exklusiv. Diese Firmen beliefern in weitem Umfeld nur mich – sonst keinen“ – und zwar mit Accessoires aus den Bereichen Wohnen, Mode, Schmuck und Handwerk. Zusätzlich können sich Kunsthandwerker aus der Region präsentieren.

„Der Laden hat eine Marktlücke geschlossen“, fügt Bruzinski an. Und er läuft, obwohl die Inhaberin eher wenig Zeit an der Kasse verbringt. Nur an Samstagen kann Simone Haas die Kunden selbst betreuen – ansonsten ist das Aufgabe der Angestellten. „Auch eine Neuerung, die vom ursprünglichen Gedanken des Projekts abweicht“, räumt Bruzinski ein. „Aber es wäre in diesem Fall nicht anders möglich gewesen.“

Ihre Festanstellung als Projektleiterin im Kultursponsoring ist Haas’ sicherer Hafen, Netz und doppelter Boden zugleich. 40 Stunden arbeitet sie fest. Nebenher leitet die 29-Jährige „das formschoen“. Bei der Belastung ist sie seit Monaten an der Grenze. „Auf Dauer halte ich das nicht aus“, sagt sie. „Aber im Moment bereitet es mir riesigen Spaß, den Laden aufzubauen.“ Ob sie ihn künftig in Vollzeit führen wird, lässt sie offen – aber nicht ohne einen kleinen Fingerzeig. „Ich kann es mir vorstellen. Und es ist schade, nicht mehr Zeit mit meinen Kunden verbringen zu können.“

Bis dahin hat sie im Hintergrund genug zu tun. Vor und nach ihrer Arbeit sowie an den Wochenenden ist sie fest eingespannt. Haas setzt das Sortiment zusammen, bestellt die Ware, kümmert sich um die Dekoration, die Organisation und die Abrechnungen. „Das ist wie ein zweiter Vollzeitjob. Mein Sprung in die Selbstständigkeit besteht darin, ein Geschäft erfolgreich zu führen.“ Und darin ist sie offenbar gut. „Die Tutoren sind davon überzeugt “, sagt Bruzinski, die es freut, dass es „das formschoen“ wohl dauerhaft geben wird. „Es bereichert das Angebot der Stadt. Das ist ein schöner Erfolg, nachdem sich bisher nur Geschwisterstolz dauerhaft aus dem Projekt heraus entwickeln konnten.“

Trotzdem soll es bei der nächsten Runde – es ist dann die siebte – wieder in eine andere Richtung gehen. „Diesmal ist das gut gegangen, das nächste Mal wollen wir wieder jemanden helfen, der etwas mit den eigenen Händen schafft“, äußert sich die Stadtjugendpflegerin. Bewerbungen nimmt sie jetzt schon entgegen. „Es sieht nicht schlecht aus, dass das Studio ab März wieder in eine andere Richtung geht.“