Pfaffenhofen
Hannes Linder als kleiner Lord ganz groß

01.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:31 Uhr

Im Gemischtwarenladen in New York: Ceddie (Hannes Linder) lässt sich von Dick Tipton (Oli Noß) die Schuhe putzen, während seine Mutter, Mrs. Errol (Tini Fuchs), bei Mr. Hobbs (Jaromir Bieber) einkauft.

Pfaffenhofen (PK) Mit großem Beifall bedachte das Theaterpublikum am Samstagnachmittag im Haus der Begegnung die Premiere von "Der kleine Lord". Regisseurin Susi Noß bewies in der Besetzung der Hauptrolle den richtigen Riecher. Der elfjährige Hannes Linder spielte seinen Part fast schon wie ein Profi.

Nach mehreren erfolgreich inszenierten Kinder-Bühnenstücken hat der Theaterspielkreis erneut einen interessanten Stoff aufgegriffen. "Der kleine Lord" liegt dem 1886 erschienenen englischsprachigen Roman "Little Lord Fauntleroy" von Frances Hodgson Burnett zugrunde. Darin wird die Geschichte von dem Jungen Ceddie Errol erzählt. Er lebt mit seiner Mutter in New York in schwierigen finanziellen Verhältnissen, sein Vater ist bereits tot. Da lässt ihn sein bislang unbekannter reicher Großvater nach England bringen, um ihn als Adeligen zu erziehen.

Die Entdeckung bei dieser Inszenierung war zweifelsohne Hannes Linder als kleiner Lord. Spritzig, verschmitzt und ständig in Bewegung – ihm war die Rolle auf den Leib geschrieben. Dabei war nicht nur die große Textfülle schwierig. Das junge Talent konnte sich ausgezeichnet in unterschiedliche Stimmungen hineindenken und sie treffend in Stimme und Spielduktus übersetzen.

Äußerst vielschichtig ist die Figur des Gemischtwarenhändlers Mr. Hobbs angelegt. Jaromir Bieber spielte sie wunderbar komisch (sein Ausruf "Da brat mir doch einer ’nen Storch" wurde zum Running Gag); aber auch ernsthaft. Christoph Schmidt erhielt besonderen Applaus für seine Darstellung des Rechtsanwalts Mr. Havisham. Überzeugend zeigte er den inneren Konflikt des Advokaten, der einerseits seinem knorrigen Herrn loyal verpflichtet ist, andererseits sieht, wie dieser seine Leute im Regen stehen lässt.

Die Mutter von Ceddie, Mrs. Errol, wird gespielt von Tini Fuchs (in Doppelbesetzung: Nicola Bartsch). Sie arbeitet gestisch gut heraus, wie sich alles in ihr verkrampft, als sie von ihrem Sohn getrennt wird. Josef Eisenschenk in der Rolle des Earl of Dorincourt zeigt die Verwandlung des verbitterten, ungerechten, mit Vorurteilen gespickten Adeligen hin zu einem mitfühlenden, großzügigen und selbstkritischen alten Mann und Großvater.

In weiteren Rollen spielen Oli Noß als drolliger Schuhputzer Dick Tipton, Gudrun Küster als unerschrockene, warmherzige Lady Lorridaile, Eva Schauer als selbstbewusste Hauswirtschafterin Dawson, Anja Spannaus als Hochstaplerin Minna Tipton, Pedro Eirich als Bittsteller Mr. Higgins sowie Kea Bartsch, Julian Fuchs und Luis Linder als spielende Kinder.

Für die Darstellung der Schauplätze Amerika im ersten Akt und England im zweiten Akt statteten die Verantwortlichen (Christoph Schmidt, Jaromir Bieber) das Bühnenbild zeitgenössisch und mit Blick fürs Detail aus. Viele weitere Helfer trugen zum Erfolg des Stückes bei. So bei den Kostümen (Anita Promberger), der Maske (Claudia El-Jolani, Anja Spannaus), der Licht- und Tontechnik (Stefan Gnann, Michael Promberger, Michael Ott) und bei der Musikauswahl (Steffen Wagner).

Regisseurin Susi Noß, die 2007 nach ihrem Debüt mit "Die kleine Hexe" zum zweiten Mal Regie führte, zeigte sich nach der Aufführung zufrieden. "Die Premiere ist in jeglicher Art und Weise geglückt", befand Noß. Besonders lobten sie und Regieassistentin Marion Simon die fruchtbare Arbeitsatmosphäre im Team. "Im Theaterspielkreis kann man die erfahrenen Leute immer fragen. Da kommen dann unheimlich viele Ideen zusammen", erinnerte Simon auch an den künstlerischen Beitrag der Kollegen.

Die Termine der weiteren Aufführungstermine sind: 6., 7., 13., 14., 20. und 21. November, jeweils um 15 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei Schreibwaren Prechter, Telefon (0 84 41) 8 40 04.