Pfaffenhofen
„Wir sind immer noch euphorisch“

Die Macher und Mitgestalter der Pfaffenhofener Gartenschau ziehen ein erstes positives Resümee

03.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:33 Uhr
Finale mit sattem Sommerflor: Die Impressionen der Gartenschau wirken immer noch nach. Und unter diesem Eindruck ziehen auch die Beteiligten eine erste positive Bilanz – von den Organisatoren über die großen Aussteller bis hin zur Umweltministerin. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Rekordverdächtige Besucherzahlen und viele positive Rückmeldungen: Eine erste Bilanz zur „Natur in Pfaffenhofen 2017“ ziehen zwei Wochen nach Ende der Gartenschau die Organisatoren sowie die als Aussteller beteiligten Behörden, Ämter und Verbände.

Die erhoffte Besucherzahl wurde um zwölf Prozent übertroffen (siehe Kasten) und beim Dauerkartenverkauf ein Rekord aufgestellt. Darüber hinaus lässt sich eine Bilanz der Gartenschau derzeit kaum in Zahlen fassen, weil bis zu einem aussagekräftigen Kassensturz noch Wochen oder Monate vergehen werden. Für viele Beteiligten fällt der Blick zurück aber auch so durchweg positiv aus. „Es war eine unvergleichliche Atmosphäre, die nicht nur auf dem Gartenschaugelände, sondern in der ganzen Stadt geherrscht hat“, sagt etwa Thomas Herker (SPD) als gastgebender Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Gartenschau. „Das war ein Sommer, der im kollektiven Gedächtnis der Pfaffenhofener unvergesslich sein dürfte.“ Die jahrelangen Vorarbeiten hätten sich gelohnt: „Wo uns 2009 noch angst und bange sein konnte, ist das Ganze im Rückblick wohlgelungen“, sagt Herker. „Entscheidend ist vor allem, was uns auf Dauer bleibt: 5,8 Hektar Grün-, Spiel- und Erholungsflächen.“ Auch das Resümee vieler anderer Beteiligter fällt gut aus. Ein Überblick.

 

Organisatoren: Egal ob Abbau, Abrechnung oder Abwicklung: Die Arbeit bei der Durchführungsgesellschaft der Gartenschau ist kaum weniger geworden – die Begeisterung aber auch nicht. „Wir sind immer noch euphorisch“, sagt Geschäftsführerin Eva Linder. „Alles ist gut gelaufen und wir können mit den Besucherzahlen sehr zufrieden sein.“ Vor allem die 14722 Dauerkarten freuen sie. „Das zeigt, wie gut die Gartenschau in Pfaffenhofen selbst angekommen ist.“ Auch bei den anderen Beteiligten habe es fast ausschließlich positive Rückmeldungen gegeben – lediglich bei den Marktständen nahe dem Haupteingang lief es mitunter durchwachsen. „Aber da haben wir auch nur eine Beschwerde.“ Aus Veranstaltersicht sei alles gut gelaufen: „Ich bin heilfroh, dass nichts Gröberes passiert ist“, sagt Linder – abgesehen von einem Kreislaufkollaps, einer allergischen Überreaktion auf einen Wespenstich und einem Versicherungsfall, bei dem ein Schirm auf einen Besucher stürzte und diesen an der Schulter traf. Weit emotionaler sieht Geschäftsführer Walter Karl die vergangenen Monate: „Für mich als technischen Verantwortlichen war das ein einmaliges Erlebnis in meiner beruflichen Laufbahn“, sagt der frühere Pfaffenhofener Stadtbaumeister – und es war auch sein letztes großes Bauprojekt vor dem Ruhestand. „Um die Stimmung während der drei Monate zu beschreiben, fehlen mir die Worte – es war einfach überwältigend.“

 

Gastronom: „Es hat alles gepasst“, resümiert Lutz Albrecht, Inhaber der Fantastic Gartenschau Catering GmbH, die den Zuschlag für Gastronomiezelt, Biergarten und Imbissstände bekommen hatte. „Nach den anfänglichen Schwierigkeiten haben wir die Qualität gut organisiert bekommen“, sagt er. „Wir konnten die Zufriedenheitsquote erheblich verbessern.“ Personell habe es unterm Strich auch gut geklappt: „Die Leute waren zuverlässig und haben einen anständigen Job gemacht.“ Wie berichtet, hat Albrecht in der Gastronomie viele Flüchtlinge beschäftigt. „Da war aber der Einarbeitungsaufwand sehr groß.“ Dadurch seien die Personalausgaben höher gewesen, als gedacht – und die Gartenschaugastronomie sei so eine „knappe Kalkulation“ geworden.

 

Landkreis: Der Landkreis Pfaffenhofen war mit einem ausgesprochen stark frequentierten Pavillon unter dem Motto „Heimat“ vertreten. Dieser wurde gemeinsam mit dem Kreisverband für Gartenbau und Landespflege als Dorfplatz hergerichtet – flankiert von Gemüse- und Hopfengarten, Brotbackofen sowie Brunnen. Und jeden Tag war etwas geboten: „Wir blicken zurück auf 89 Tage voller spannender und informativer Beiträge“, resümiert Johannes Hofner vom Kommunalunternehmen Strukturentwicklung, das den Stand federführend koordiniert hat. Belebt wurde er vor allem auch von den Kommunen und touristischen Partnern. „Sie haben sehr viel Herzblut in ihre Beiträge gesteckt“, sagt Hofner – egal ob nun beispielsweise bei Theatereinlagen, einem Nasenmesswettbewerb, orientalischem Bauchtanz oder kulinarischen Genüssen. „Die Mitwirkenden waren oftmals überwältigt vom Andrang am Stand“, so Hofner. „Wir sind uns sicher, dass die Beiträge am Landkreisstand und das ausgegebene Informationsmaterial viele externe Gartenschaubesucher zu einem zweiten Ausflug in den Landkreis animieren konnten.“ Und der Rücklauf aus der Landkreis-Schnitzeljagd belege, dass auch innerhalb der Region ein hohes Interesse an den Freizeitangeboten im Landkreis bestehe.

 

Gartenbauvereine: Viel Engagement, Arbeitszeit und eine mehrjährige Vorbereitung haben die Kreisgartler und insgesamt 16 Obst- und Gartenbauvereine investiert: Erste Gespräche zum Programm hatten schon 2014 stattgefunden, erinnert sich Heinz Huber, Geschäftsführer des Kreisverbands. Aber die Mühen haben sich gelohnt: „Die Rückmeldung ist durchwegs positiv“, sagt Huber. Die meisten hätten gerne noch länger gemacht. „Wir vom Kreisverband sind hochzufrieden“, sagt er. „Am Stand waren immer viele Leute.“ Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch: Die Idee, den gemeinsamen Stand aufwendig als Dorfplatz zu gestalten, habe erst der Landkreis finanziell ermöglicht. „Und da bedauere ich es persönlich sehr, dass Landrat Martin Wolf, der das alles unterstützt und möglich gemacht hat, die Gartenschau nicht besuchen konnte.“

 

Forstverwaltung und Landwirtschaftsämter: Zwei Beiträge unter der Regie des Bayerisches Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ga b es am Festplatz – den „Wald der Sinne“ sowie den benachbarten Pavillon unter dem Motto „Rantasten erwünscht“. Letzteren hat die Abteilung Gartenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg organisiert. „Wir haben sehr gute Resonanz bekommen“, sagt Theresia Fugger-Glött. „Vor allem von Besuchern, die öfter auf die Gartenschau gekommen sind.“ Denn geboten waren wöchentlich wechselnde Ausstellungen zu Gartenbau-, Hauswirtschafts- oder Landwirtschaftsthemen in Zusammenarbeit mit Landwirtschaftsämtern, Institutionen und Verbänden. Positiv fällt auch das Resümee der Bayerischen Forstverwaltung aus: „Die Rückmeldungen waren gut“, sagt Helga Fendl-Zeyer, die für die Öffentlichkeitsarbeit in Oberbayern zuständig ist. „Vor allem unser verspiegelter Wald hat die Leute beeindruckt.“ Gut angenommen worden sei auch das Begleitprogramm, allen voran die Aktion „Bau dir deinen Wald“, bei der vor allem die kleineren Besucher einmal Waldbesitzer spielen konnten. „Wir wollten Leute spielerisch für den Wald und unsere Themen begeistern“, sagt Fendl-Zeyer. Und das habe gut geklappt – auch wegen des günstigen Lage und der engagierten Betreuung durch Julia Bömeke und Andreas Hahn vom Pfaffenhofener Landwirtschaftsamt.

 

Umweltministerium: Die bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz Ulrike Scharf (CSU) hat bereits bei der Abschlussfeier ein positives Resümee zur Gartenschau gezogen: „Das war eine großartige Gemeinschaftsleistung“, lobte sie. „Das war eine der erfolgreichsten Gartenschauen, die wir abschließen konnten.“ Denn ihr Haus war nicht nur mit dem Pavillon „Klimafaktor Mensch“ vertreten, sondern hat die Gartenschau vor allem auch finanziell unterstützt: Die „Natur in Pfaffenhofen“ sei vom Umweltministerium und der Europäischen Union jeweils mit 1,28 Millionen Euro gefördert worden. Hinzu kämen finanzielle Beteiligung des Freistaats am naturnahen Ausbau der Ilm in Höhe von einer halben Million Euro. Nun sei der Sommertraum in Pfaffenhofen zwar leider zu Ende – aber er wirke noch lange nach. „Wenn die vielen Besucher gegangen sind, bleibt der Stadt ein dauerhafter Gewinn“, so die Ministerin.

 

Wasserwirtschaftsamt: Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt war mit der naturnah ausgebauten Ilm im Bereich des Sport- und Freizeitparks zwar nur indirekt, aber trotzdem maßgeblich an der Gartenschau beteiligt. Und das Projekt hatte die Behörde im Detail vorgestellt. „Die Führungen zur naturnahen Ilm wurden sehr gut angenommen – vor allem von den Pfaffenhofenern selbst“, sagt Stephanie Friedrich vom Wasserwirtschaftsamt. Die Einheimischen wüssten schließlich, wie trist der Bereich dort vorher ausgeschaut habe. „Wir waren froh, dabei zu sein“, sagt sie zur Gartenschau – auch wenn das Ingolstädter Amt mit keinem dauerhaften Pavillon, sondern nur tageweise mit dem Wassermobil vertreten war. „Aber dann waren wir von morgens bis abends umlagert.“

RUND  337 000  BESUCHER

Die Besucherzahl der Pfaffenhofener Gartenschau steht zwar noch nicht endgültig fest, Stand jetzt sind es aber 337 000 Gäste gewesen, wie Walter Karl, Co-Geschäftsführer der Durchführungsgesellschaft, bestätigt. Die Zahl werde sich aber noch ein klein wenig ändern, wenn die ausstehenden Augustzahlen der Vorverkaufsstellen erfasst seien und auch die Zahl der tatsächlich eingelösten Gastkarten, die von Unternehmen auf Kommission gekauften wurden, feststeht. Oft gefragt wurde zuletzt, wie die Besucherzahl bei einer Schau mit mehreren Standorten überhaupt ermittelt wird: Wie Karl erklärt, werden zu den gekauften Tageskarten und den eingelösten Gastkarten alle Dauerkarten pauschal mit einem Besuch pro Gartenschauwoche addiert – in Summe gleichmäßig auf alle 89 Tage umgelegt. „Das ist ein reiner Erfahrungsmittelwert aus früheren Gartenschauen“, sagt Karl. „Und er ist sicher nicht zu hoch gegriffen.“ Kinder unter sieben Jahren etwa brauchen keine Karte und sind in der Statistik gar nicht berücksichtigt. | mck