Pfaffenhofen
"Es fehlte der Wille gemeinsam die Dinge besser zu machen"

Siegfried Ebner, der sich seit über vier Jahrzehnten für den Arten- und Klimaschutz einsetzt, zieht nach sechs Jahren Kreistagsarbeit eine kritische Bilanz

07.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:13 Uhr
Siegfried Ebner (rechts) wurde von Franz Alt und dessen Ideen für eine bessere Welt geprägt. Im Jahr 2014 durfte er sein großes Vorbild mit seinem Elektroauto durch die Stadt chauffieren. −Foto: privat

Pfaffenhofen - Den Arten- und Klimaschutz und das Gemeinwohl hat sich der Pfaffenhofener Siegfried Ebner auf die Fahnen geschrieben - und das seit mehr als vier Jahrzehnten.

In den vergangenen sechs Jahren machte sich der ÖDP-Politiker im Pfaffenhofener Kreistag für die Energiewende, für Natur- und Artenschutz und eine nachhaltigere Politik stark. Doch bei der jüngsten Kommunalwahl schaffte Ebner den Wiedereinzug ins Kreisparlament nicht mehr. Jetzt legt der Pfaffenhofener eine Bilanz seiner Kreistagsaktivitäten vor und sein Rückblick fällt durchaus kritisch aus.

Geprägt wurde Ebner durch Franz Alt und dessen Ideen einer besseren Welt. Gerne erinnert sich der Pfaffenhofener so auch an die Besuche von Alt bei den "Energie-für-alle-Wochen" in der Kreisstadt und daran, dass er sein großes Vorbild 2014 auch einmal mit dem Elektroauto durch die Stadt chauffieren durfte. Den Leitsatz "Wissen allein genügt nicht, Wissen muss sich auch betätigen" nennt Ebner als sein Lebensmotto, dem er immer gefolgt sei. Nach seinem Zivildienst war er acht Jahre als ehrenamtlicher Rettungssanitäter im Landkreis tätig. Umweltschutz und Energiepolitik rückten für den Diplom-Ingenieur spätestens nach Tschernobyl in den Fokus. Er war 1986 Mitbegründer des Öko-Teams und seit 1990, also seit 30 Jahren, ist er höchst aktives Mitglied im Arbeitskreis Energie des Bund Naturschutz.

Nachdem er 2014 für die ÖDP in den Kreistag einzog, brachte er im Lauf der Jahre eine Reihe von Anträgen ein, initiierte und begleitete zahlreiche Aktivitäten. "Ich habe die Verteilung von Blühsamen durch das Landratsamt beantragt und so einen Beitrag zur Rettung der Insekten durch private Blühflächen angeregt", heißt es in Ebners Bilanz, in der er in diesem Zusammenhang auch darauf verweist, dass er das von der ÖDP initiierte Volksbegehren "Rettet die Bienen" zusammen mit anderen Aktivisten im Landkreis mitbegleitete. Im Umweltausschuss und in anderen Gremien habe er sich für den Arten- und Klimaschutz eingesetzt und bei der Erstellung einer Energiebilanz und einer ersten Klimaschutzstrategie für den Landkreis mitgewirkt. Zudem habe er versucht, Diskussionen über mehr Erholungsräume für die Natur mit grünen Bändern der Natur- und Artenvielfalt an Flüssen und Bächen anzuregen, schaut Ebner zurück: "Man ließ sie kaum oder gar nicht aufkommen. Ebensowenig wie die Diskussion über eine Zusammenarbeit von Behörden mit den Naturschutzverbänden und den Landwirten in einem Landschaftspflegeverband. " Zumindest der Hopfenturm als Zeichen der Verbundenheit der Stadt und des Landkreises mit dem Hopfenbau habe eine Mehrheit gefunden - und Fördergelder konnten dafür fließen, heißt es in Ebners Rückblick. Der Vorschlag, gemeinsame Richtlinien im Hinblick auf Klimaschutz und Energiewende für Bau- und Gewerbegebiete zu erstellen, scheiterte laut Ebner dagegen "an der Zerrissenheit zwischen dem Landkreis und den Kommunen". Unablässig sei der Hinweis auf die kommunale Hoheit bei der Ausweisung von Flächen wiederholt worden, so der Ex-Kreisrat: "Es fehlte einfach der Wille gemeinsam die Dinge besser zu machen. " Nicht mehr Erfolg beschieden war auch Ebners Vorschlag, Schulgartenprojekte zu fördern. Damit sollten Schüler an Artenschutz, Umwelt, Natur und Gartenbau herangeführt werden, "damit sie erkennen, wie dringend nötig ein Umbau der Landwirtschaft und eine gerechte Vergütung für den so erforderlichen höheren Aufwand ist. " Eine Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Kommunen sei aber auch hier abgelehnt worden mit dem Hinweis auf die kommunale Hoheit und die Zuständigkeit für Schulen, bedauert Ebner. Kein Gehör habe auch seine Anregung gefunden, ein Energiesparbuch mit Tipps und regionalen Kontaktadressen bezüglich Energiesparen und Nahrungsversorgung aus der Region zu erstellen oder einen CO2-Rechner im Bierfilzformat im Pfaffenhofener Kreistag zu verteilen.

Ebner erinnert sich auch an eine Reihe von Gesprächen und einen Austausch mit Abgeordneten, Beteiligten und Mitarbeitern des Landratsamtes zur Situation der Landwirtschaft, des Bibers, von Windkraftanlagen und der PFC-Belastung in Manching, die wenig Resonanz gefunden hätten. Das Fazit des ÖDP-Politikers: "Die konsequente Nichtbeachtung der Zeichen der Zeit, die permanente Weigerung im Arten- und Klimaschutz die nötige Wende einzuleiten, hat der Partei mit dem C im Namen dann auch in unserem Landkreis die Mehrheit gekostet. "

Nach seinem Ausscheiden aus dem Kreistag werde er sich weiter darüber Gedanken machen, wie man gemeinsam die Dinge besser machen könne, versichert Ebner weiter. "Ich hoffe darauf und wünsche mir endlich, dass mehr miteinander statt übereinander geredet und geschimpft wird. Nur so werden wir anstehende Probleme lösen, die Energiewende schaffen und unsere Lebensumwelt, Natur- und Artenvielfalt retten. "

PK