Pfaffenhofen
Der politische Nachwuchs packt an

Bei der konstituierenden Sitzung übernimmt das Jugendparlament nun offiziell das Steuer

18.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:40 Uhr
Ein neuer und zwei erfahrene Jugendparlamentarier: Christoph Hummler, 18 (von links), Paul Kirschner, 19, und Erdem Dogan, 18. −Foto: Csapó

Pfaffenhofen (PK) Sich einbringen, etwas bewegen. Diesen Wunsch hört man aus aller Munde am Abend der konstituierenden Sitzung des Jugendparlaments. Vergangenen Mittwoch wurden die ehemaligen Parlamentarier im Rathaussaal von Bürgermeister Thomas Herker verabschiedet und die Neuen in ihr Amt eingesetzt.

Der Leiter der Stadtjugendpflege, Matthias Stadler, ist zum ersten Mal in dieser Rolle im Rathaussaal dabei. Er hat auch "eine Träne im Knopfloch", wenn sich das alte Jupa jetzt verabschiedet, freut sich aber auf neue Anstöße und Projekte.

Ideen gibt es viele. Christoph Hummler, 18, ist neu im Jupa. Er möchte das Tonstudio im Jugendzentrum Utopia erneuern, damit Jugendliche lernen können, zum Beispiel Musikvideos aufzunehmen. "Sie sollen sich dort frei entfalten können."

Wichtig ist ihm aber auch, dass bei den Jungen ankommt, was sie bewirken können, wenn sie sich engagieren. Damit das gelingt, soll die Webseite des Jugendparlaments modernisiert werden. Auch auf sozialen Medien, wie Instagram, will er das Jupa bekannter machen und Gleichaltrige für das Mitreden begeistern.

Aber auch um bestehende Projekte muss sich weiter jemand kümmern. Paul Kirschner, 19, wird das übernehmen. Er war bereits in der letzten Wahlperiode im Jupa und will dafür sorgen, dass Veranstaltungen wie das "Dröhnodrom" wieder angeboten werden und dass es beim "Dirtpark" weiter vorangeht. Im vergangenen Jahr hat das Jupa den Wunsch nach einem Dirtpark mit Sprungschanzen für Radsportler erfolgreich durchgesetzt. Julia Spitzenberger, Referentin der Stadtjugendpflege, ist zuversichtlich, dass die Eröffnung heuer gelingt: "Das schaff ma!"

Beim Blick auf die Projekte des ehemaligen Jugendparlaments zieht Bürgermeister Thomas Herker eine positive Bilanz. "Die haben schon ordentlich was geschafft", sagt er. An die Parlamentarier, die sich verabschieden, richtet Herker aber auch einen Wunsch. Dass sie weitermachen und sich in der Pfaffenhofener Politik engagieren. Bisher gab es noch keinen Ehemaligen, der heute im Stadtrat sitzt, dabei sei das JuPa eine "Vorstufe zum Stadtrat". Die Türe zu einer Kandidatur stünde ihnen offen,sofern sie 18 seien. "50- und 60- Jährige gibt es im Stadtrat genug", sagt er.

Einen Appell an die Neuen spricht auch Jonas Hirsch aus, jetzt ehemaliger Vorsitzender des Jupa. Die neuen Jugendparlamentarier sollen ihre Chancen nutzen und ihre Möglichkeiten nicht als selbstverständlich betrachten. In seiner Rede bedankt er sich vor allem bei der Stadt, dass er mit dem "Dirtpark", seiner "Herzensangelegenheit", "offene Türen eingerannt ist". Bevor er nach Pfaffenhofen gezogen ist, habe er nirgends einen so offenen Stadtrat erlebt wie hier.

Die Rechte der Jugendlichen gehen hier auch über die eines normalen Bürgers hinaus, erklärt Herker. Das Jupa hat wie die Fraktionen im Stadtrat das Antragsrecht inne. Das heißt mit den Vorschlägen, die sie einbringen, müssen sich die Stadträte auseinandersetzen. Das sei einmalig.

Auch Paul Kirschner wünscht sich, dass sich junge Leute wieder mehr für Politik interessieren: "Das Jupa ist wie ein Praktikum beim Stadtrat", sagt er. "So ein Einblick ist wirklich eine super Möglichkeit. Außerdem lernt man Fähigkeiten, die auch in der Schule wichtig sind, wie frei zu sprechen."

Für die Bewerbungsmappen überreicht der Bürgermeister den Jugendlichen noch Urkunden, Matthias Stadler blickt mit einigen Fakten noch einmal auf die Wahl zurück. Von circa 2800 Wahlberechtigten in Pfaffenhofen haben etwa 22 Prozent gewählt. Stadler sagt, das sei für eine Jugendwahl eine recht hohe Beteiligung. Das Durchschnittsalter der Gewählten liege diesmal mit 17 Jahren sehr hoch. Die Jugendlichen kommen aus verschiedenen Bildungszweigen, vor allem aus der Realschule (fünf), und aus dem Gymnasium (vier), drei kommen von der BOS/FOS und zwei studieren bereits - daher auch der höhere Altersdurchschnitt. Eine Schule aber fehlt, die Mittelschule.

Markus Käser, SPD-Stadtrat, war bei der Gründung des Jugendparlaments Stadtjugendpfleger. Er sagt: "Was mir fehlt, ist eine Schulquote. Von der Mittelschule ist niemand dabei. Und wenn da jemand von der Mittelschule zum Beispiel auf dem 18. Platz ist, sollte er über eine Schulquote die Chance haben, auch mitzumachen. Es braucht einen System-Hack!"

Herker, Käser und Spitzenberger sind sich bei einem besonders einig: Ein Jahr vor der Kommunalwahl ist ein toller Zeitpunkt für den Einstieg der Jugendlichen. Und es sind noch 3000 Euro aus dem 30 000 Euro schweren Topf des Nachhaltigkeitspreisgeldes übrig, die das Jupa zur Verfügung bekommen hat, um geeignete Projekte zu fördern. Eine spannende Zeit liegt vor den Gewählten.
 

Laura Csapó