Pfaffenhofen
Pfaffenhofener Landrat lässt die Katze aus dem Sack

Ilmtalklinik-Geschäftsführer Christian Degen soll persönlicher Referent von Martin Wolf werden

24.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:00 Uhr
Christian Degen soll zum persönlichen Referenten des Landrats bestellt werden. −Foto: Gegger/Archiv

Pfaffenhofen (PK) Kaum ist die Stelle eines persönlichen Referenten für den Landrat vom Kreistag abgesegnet, lässt Martin Wolf (CSU) die Katze aus dem Sack: Der Co-Geschäftsführer der Ilmtalklinik und frühere Kreisrechnungsprüfer Christian Degen soll in herausragender Position ins Landratsbüro wechseln. Offen bleibt, wie es an der Spitze des Krankenhauses weitergeht.

Ein persönlicher Referent für Landräte ist soweit nichts ungewöhnliches: Viele Landkreise kennen diese Stelle. Strittig war die Einführung im Landkreis Pfaffenhofen lediglich, weil anfangs nur von einem "Beteiligungsmanager" die Rede war. Laut Wolf soll das Hauptaugenmerk des neuen Referenten auf die 24 Beteiligungen des Landkreises gerichtet sein - von der Ilmtalklinik über den Abwallwirtschaftsbetrieb bis hin zu regionalen Körperschaften und Zweckverbänden.

Am Montagabend hat der Kreistag, wie berichtet, den Haushalt 2018 samt Stellenplan beschlossen - und damit auch die Stelle des persönlichen Referenten abgesegnet. Nicht aber ohne Diskussion: SPD-Sprecher Markus Käser etwa wertete die Stelle als "stilles Eingeständnis, dass es es bisher nicht so - Zitat Wolf im Kreisausschuss - wirtschaftlich und finanzsicher gelaufen sei". Die SPD trägt die Personalie trotzdem mit - "wenn es ein zweiter Huber wird und kein neuer Politkommissar", so Käser. Mit Huber meint er den Büroleiter des Landrats, Karl Huber, der zwar auch CSU-Kommunalpolitiker ist, aber wegen seiner Loyalität zum Amt über die Parteigrenzen hinweg geschätzt wird. Unterstützung äußerte auch Thomas Stockmaier im Namen der FDP-Fraktion: "Wir stimmen dieser Beraterstelle zu", sagte der Liberale mit Verweis auf die Situation seit Wolfs Motorradunfall vor einem Jahr: "Es zeigt sich, wie wichtig es ist, dass der Landrat in seinen Entscheidungen umfassend unterstützt wird."

Kaum war die Tinte unter dem vom Kreistag beschlossenen Finanzhaushaltsplan trocken, gab der Landrat am heutigen Dienstagvormittag per Pressemitteilung die Personale Degen bekannt - ohne übrigens, den Kreistag über diese getroffene Entscheidung vorab informiert zu haben. Für manchen Kreisrat war das doch überraschend: Anfangs, als noch von einem reinen Beteiligungsmanager die Rede war, war Staatsjurist Niklas Hafenrichter als aussichtsreicher Kandidat im Gespräch. Doch CSU-Funktionäre grätschten wegen längerfristiger Personalplanung dazwischen: Sie hatten dem Vernehmen nach andere Vorstellungen, wen sie ihrem Landrat zur Seite stellen wollen.

Der Landrat bezeichnete die Personalie Degen in seiner heutigen Mitteilung als günstige Option: Degen habe hervorragende verwaltungsrechtliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse und eine langjährige Verwaltungserfahrung. Er kenne sowohl das Landratsamt als auch die Beteiligungen des Landkreises - insbesondere die Ilmtalklinik - sehr gut. Gerade um Letztere werde sich Degen auch in Zukunft in Zusammenarbeit mit dem Landrat als Aufsichtsratsvorsitzenden intensiv kümmern. Die Gestaltung des personellen Übergangs will Landrat Martin Wolf den zuständigen Kreisgremien bei den nächsten Sitzungen vorstellen. Ihm sei ein sachgerechter Ausgleich wichtig.

"Degen ist der richtige Mann", heißt es auch aus Kreistagskreisen - auch wenn dadurch Verwerfungen am Krankenhaus zu befürchten seien, wenn sich für die Ilmtalklinik keine passende Anschlusslösung finde. Das Problem: In der Geschäftsführer-Doppelspitze genießt der 37-jährige Tegernbacher dem Vernehmen nach mehr Rückhalt im Kreistag als sein Co-Geschäftsführer Ingo Goldammer. Degen hatte sich aber schon beim Wechsel in die Klinikgeschäftsführung vertraglich die Rückkehrmöglichkeit ins Landratsamt als Option offen gehalten, wie auch das Landratsamt bestätigt.

Landrat Martin Wolf (CSU) kündigt an, dass das Beteiligungsmanagement, das bisher in der Kreisfinanzverwaltung mit einer halben Stelle angesiedelt war, durch den Referenten künftig mit einer Vollzeitstelle im Büro des Landrats wahrgenommen werden soll. Damit trage man der Bedeutung und Mehrung der Aufgaben in diesem Bereich Rechnung. Der Landkreis brauche im Haus eine zentrale Anlauf-, Koordinierungs- und Steuerungsstelle mit erweiterten Kompetenzen. Die Arbeit bei der Betreuung der über 20 Beteiligungen des Landkreises an Körperschaften und Gesellschaften des öffentlichen und privaten Rechts sei in den vergangen Jahren immer intensiver und wichtiger geworden, heißt es in der Mitteilung des Landratsamts. Entsprechend umfangreicher sei die Vor- und Nachbereitung von Terminen. Der persönliche Referent soll den Landrat auch zu den wichtigen Sitzungen und Besprechungen begleiten.

Als Beispiele nennt der Landrat das Gesundheitswesen, den Abfallwirtschaftsbetrieb, den regionalen Planungsverband und den Zweckverband Verkehrsgemeinschaft Ingolstadt. "In allen Bereichen geht es um Herausforderungen der Zukunft und viel Geld", betont Wolf. Das habe man deutlich bei der Entwicklung der Ilmtalklinik gesehen. Wichtige "Mega-Themen" wie die Digitalisierung, der soziale Wohnungsbau und der öffentliche Personennahverkehr müssten vorangetrieben werden, um auch in Zukunft im Landkreis gut aufgestellt zu sein. Insofern hätten sich die Schwerpunkte der Arbeit im Vergleich zu früheren Jahren deutlich verändert.

Ferner erwarten die Kreisräte nach Ansicht des Landrats zu Recht, über die Diskussionen, Arbeitsinhalte und Entscheidungen in den zentralen Themenfeldern noch mehr informiert und eingebunden zu werden. Es sei daher geplant, die Strukturen und die Aufgabenverteilung weiter zu verbessern. Ferner werde man die Steuerung und den Ablauf von Prozessen im täglichen Verwaltungsablauf überdenken.

Landrat Martin Wolf ist sich laut der Pressemitteilung sicher, dass durch diese Schwerpunktbildung und die künftige Aufgabenverteilung ein erheblicher Mehrwert für alle betroffenen Bereiche und die gesamte Kreisverwaltung entstehen werde. Die neue Stelle habe insbesondere die Aufgabe, die Kommunikation und den Informationsfluss zwischen dem Landkreis und den betroffenen Organen und hier insbesondere zu den Kreisräten zu gewährleisten, die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zu begleiten und zu fördern sowie den Einfluss des Landkreises auf die Beteiligungen sicherzustellen.

Michael Kraus