Pfaffenhofen
Der Hopplerhölle entkommen

Kaninchenqual hat ein Ende, Strafe fällt gering aus - Kritik an Gerichtsentscheidung

10.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:00 Uhr
Neues Heim unter freiem Himmel: Paradiesische Zustände für die früher eingepferchten Kaninchen haben sie in ihrem neuen Zuhause bei Tina Glawion vorgefunden, nachdem sie von ihrem Elend befreit worden sind. −Foto: Glawion

Pfaffenhofen (PK) Im Herbst vergangenen Jahres machte der Tierschutzverein einen besonderen Fall von Tierquälerei öffentlich: Ein Kaninchenzüchter und dessen Ehefrau hatten über einen längeren Zeitraum hinweg trotz Mahnungen des Veterinäramtes Kaninchen nicht artgerecht gehalten.

"Kot und Mist überall, teilweise bereits mumifizierte Tiere - der Dreck reichte bis unter die Decke" - so beschrieben Tierschützer damals die Situation. Im April musste sich das Ehepaar wegen Tierquälerei vor dem Amtsgericht verantworten (PK berichtete). Dass das Verfahren gegen die Kaninchenhalter gegen die Zahlung von 600 Euro eingestellt wurde, stößt jetzt bei Tierschützern auf blankes Unverständnis.

"Zusammen 600 Euro! Ein Witz! Das schreckt niemanden ab. Dabei steht so viel Tierleid dahinter", sagt zum Beispiel Sandra Lob, die Leiterin der Tierherberge. Die Veterinärmedizinerin und Sachgebietsleiterin beim Veterinäramt Pfaffenhofen, Maike Schäfer, kann dem Richterspruch allerdings auch Gutes abgewinnen. Sachlich betrachtet sei das ursprüngliche Ziel erreicht: Gegen den Züchter wurde ein Haltungsverbot für Kaninchen ausgesprochen. "Damit ist so gut wie ausgeschlossen, dass der Fall sich wiederholt", sagte Schäfer dem Tierschutzverein. Aber dennoch: "Seit zwei Jahren bin ich mit dieser Sache beschäftigt. Natürlich kann ich jetzt emotional nicht befriedigt sein."

Immerhin - für die hübschen, rötlich-braunen "Burgunder"-Kaninchen gibt es gute Nachrichten. Ihr Schicksal habe sich seit der Beschlagnahme um 180 Grad gedreht, berichtet der Tierschutzverein. Man habe nach ihrer Sicherstellung einen Traumplatz für sie gefunden.

Sieben von insgesamt rund 20 beschlagnahmten Kaninchen wurden dort aufgenommen, alle sieben leben noch. Den Tieren gehe es blendend. Die Tierschützer schwärmen: "Es ist eine Pflegestelle, bei der diese Kaninchen sich sogar im Paradies kaum verbessern können." 

Statt im ehemals muffigen, stockdunklen Verlies leben sie heute in einem sonnigen, luftigen Gehege. Zusammen mit kleinen und großen Katzen, freilaufenden Hühnern, zwei Hunden und anderen Tieren. Sogar das Futter werde geteilt. "Wobei natürlich jede Tierart sich seine Lieblingsleckereien herauspickt", sagt Tina Glawion, die neue Besitzerin. "Auf dem Gelände stehen zwei Schuppen. Da können sie jederzeit rein, wenn sie wollen. Wollen sie aber meist nicht. Sie haben ein gut gegen Feinde gesichertes Gelände und bleiben lieber Tag und Nacht draußen."

Kaum verwunderlich, denn der Tierschutzverein führt in seiner Mitteilung unter anderem an, dass der Bewegungsdrang von Kaninchen mit dem von Katzen vergleichbar ist und mit bis zu 50 Stundenkilometern, die sie erreichen, auch die Geschwindigkeit. Mit den obligatorisch vorgeschriebenen drei Hoppelschritten "Auslauf" sei dem Gesetz zwar Genüge getan, den tatsächlichen Ansprüchen der kleinen Spurter aber nicht. Diese Kaninchen haben nach ihrem Elend nun wohl aber ein Zuhause gefunden, dass ihren Ansprüchen gerecht wird.