Frostige Bazis und das kalte Sopherl

Die Eisheiligen kündigen sich wieder an

10.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:00 Uhr

−Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

Sie kommen jedes Jahr Mitte Mai und bringen - wenn es nach dem Volksmund geht - Kälte und Frost. Aber wer sind die Eisheiligen und woher stammt diese alte Bauernregel?

Wenn sich Mamertus Pankratius, Servatius, Bonifatius und die „kalte Sophie“ auf den Weg machen, bedeutet das meist nichts Gutes, denn sie bringen Kälte und sogar Frost – und das im eigentlichen Wonnemonat Mai. So besagt es zumindest eine alte Bauernregel. Nicht  umsonst werden sie auch die Eisheiligen genannt, die jedes Jahr im Volksglauben von 11. bis  15. Mai durch die Lande ziehen. In Norddeutschland beginnt die eisige Zeit mit  Mamertus, im Süden mit Panraktius. Wenn sich dann die „kalte Sophie“  als Letzte wieder verabschiedet hat, können Gärtner und Landwirte aufatmen, denn dann ist es endgültig vorbei mit der Kälte.


Aber was steckt hinter den Eisheiligen? Was hat es an ihren Gedenktagen mit Sätzen wie „Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi. Um zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie“, „Wenn‘s an Pankraz friert, wird im Garten viel ruiniert“ oder „Mamertius, Pankratius, Servatius bringen oft Kälte und Verdruss“ auf sich? Und wer sind die frostigen Herrschaften überhaupt, die auch „Eismänner“ oder „gestrenge Herren“ genannt werden?

Welche alte Bauernregel gilt, das hängt immer vom jeweiligen Gebiet ab. In Deutschland trifft die kalte Luft, die  aus der Polarregion kommt,  in Norddeutschland früher ein als im Süden. Deshalb beginnen und enden die Eisheiligen im Norden früher als im Süden. In Norddeutschland ist der erste Eisheilige Mamertus (11. Mai), ein Bischof, der im fünften Jahrhundert lebte und die Bittprozessionen an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt einführte. In Bayern beginnt man mit Pankratius (12. Mai),  der 290 n. Chr. geboren wurde und  unter Kaiser Diokletian mit nur 14 Jahren den  Märtyrertod in Rom starb. Der Name Pankratius stammt aus dem Griechischen und bedeutet „der alles Besiegende“. Er wird als Patron der jungen Saat und der Blüten angerufen.

Der 13. Mai wird Servatius von Tongern zugeschrieben. Der „eisheilige Servatius“ war, laut Aufzeichnungen von Gregor von Tours, der erste Bischof im belgischen Tongeren. Auf einer Reise nach Rom erschien Servatius der heilige Petrus und sagte ihm den Hunneneinfall vorher. Bei seiner Rückkehr nach Tongeren warnte Servatius die Bürger vor der drohenden Gefahr. Kurze Zeit später starb er im heute holländischen Maastricht. Im Volksglauben wird Servatius bei Fußleiden, Frostschäden, Rheumatismus und Rattenplagen angerufen.


Der 14. Mai ist dem Märtyrer Bonifatius von Tarsus gewidmet, der im 4. Jahrhundert getötet wurde. Sein Leichnam wurde an der Via Latina, einer der ältesten Römerstraßen, beigesetzt. In der orthodoxen Kirche wird der Namenstag von Bonifatius am 19./20. Dezember begangen.


Die „kalte Sophie“ geht auf Sophia von Rom zurück. Sie wurde vermutlich  304 n. Chr. während den diokletianischen Verfolgungen als Märtyrerin getötet. Sophia ist Patronin gegen Spätfröste und für das Gedeihen der Früchte verantwortlich. Das Sophienkraut ist ebenfalls nach ihr benannt.


 Mit Eis oder Kälte hatte aber niemand von ihnen wirklich viel zu tun – anders als die Zeit, in die ihre Gedenktage fallen. Bis ins 16. Jahrhundert hinein galt in Europa der julianische Kalender, den Julius Cäsar eingeführt hat. Demnach waren die Tage vom 11. bis zum 15. Mai die letzten, an denen es in der Nacht noch einmal richtig frostig werden konnte. Für Bauern war dieses Datum also eine wichtige Orientierungshilfe, um zu wissen, wann sie die empfindlichen Pflanzen in die Erde setzen konnten. Vor diesen Tagen hat das damals kaum jemand gemacht, denn junge Pflanzen vertragen keine plötzliche Kälte.

Bauernregeln wie die der Eisheiligen  liefern den einen oder anderen guten Hinweis für Landwirte und Gärtner – auch heute noch. In den Sprichwörtern steckt ein alter Erfahrungsschatz über meteorologische Wahrscheinlichkeiten. So beziehen sich die Regeln zu Bonifatius und Co. auf Spätfröste. Im schlimmsten Fall erfrieren dann empfindliche und noch ganz junge Pflanzen im Beet.


Aber es zeigt sich immer wieder: Bauernregeln sind eben keine festen Regeln, sondern eine grobe Orientierungshilfe. Nicht jedes Jahr bringt noch Spätfröste bis Mitte Mai - in den vergangenen Jahren blieben sie laut Deutschem Wetterdienst oft ganz aus. Außerdem gibt es heute wissenschaftlich ausgeklügelte Wettervorhersagen, auf die sich Gartenbesitzer besser verlassen können.


Dennoch: Ein paar Bauernregel zu kennen und zu beherzigen, schadet nicht. So kann es hilfreich sein, grobe Zeiträume, in denen sich die Witterung häufig stark verändert – wie Anfang bis Mitte Mai – zu verinnerlichen und die Gartengestaltung erst anschließend zu planen.


Heuer sind die Eisheiligen eine Woche zu früh dran. Auch wenn laut Wetterbericht keine Gefahr von Frost besteht, wird es in den nächsten Tagen erneut kühler und wechselhafter. Der Frühling lässt also noch ein bisschen auf sich warten.