Wolnzach
In Wolnzach statt in Berlin

Maximilian Schwarzhuber läuft Halbmarathon und überträgt ihn per Live-Stream

03.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:29 Uhr
Fit mit Prothesen: Max Schwarzhuber im Zielauflauf beim Ingolstädter Triathlon im vergangenen Jahr. Am Sonntag startet er zu einem Halbmarathon rund um Wolnzach mit Live-Stream. −Foto: Marathon-Photos

Wolnzach - An diesem Sonntag wollte er eigentlich in Berlin sein, dort den Halbmarathon mitlaufen, auf den er sich schon lange intensiv vorbereitet hatte. Aktuell war das eins der großen Ziele, ein nächster "Lebenstraum" von Max Schwarzhuber, der sich nach der Amputation beider Unterschenkel vor drei Jahren nicht unterkriegen ließ, sondern vielmehr in ein neues, besseres Leben startete und damit für viel mediales Aufsehen sorgte. Die Corona-Krise ließ Max' Traum vom Berliner Halbmarathon platzen, die Veranstaltung musste wie alle anderen derzeit abgesagt werden. Aber Max wäre nicht Max, wenn er aus der Situation nicht das Beste machen würde: So hat der 27-jährige Wolnzacher sich entschieden, am Sonntag trotzdem einen Halbmarathon zu laufen - halt nicht in Berlin, sondern daheim in Wolnzach.

 

Per Live-Stream möchte er den ganzen Lauf ins Internet übertragen und auf diese Weise mit seinen "Zuschauern" oder vielleicht "Mitläufern" an einem anderen Ort interaktiv in Kontakt stehen.

"Corona-Halbmarathon am 5. April // Allein, aber nicht einsam", so heißt deshalb auch die Facebook-Gruppe zum Corona-Halbmarathon am 5. April. Der Live-Stream soll während des gesamten Halbmarathons laufen - "wenn das Netz passt", so Max Schwarzhuber, der hofft, dass die Technik über die gesamte Zeit mitspielt. Seine Idee: mit Zuschauern und "Anfeuerern" auf diese Weise in Kontakt bleiben, Kommentare während des Laufs austauschen und so eine Laufgemeinschaft sein, auch wenn jeder alleine für sich unterwegs ist. Denn Max lädt auch andere ambitionierte Läufer ein, mitzumachen - wegen der geltenden Ausgangsbeschränkungen natürlich nicht auf der gleichen Strecke wie er, sondern an anderen beliebigen Orten, aber eben zeitgleich.

Starten wird der 27-Jährige seinen ganz persönlichen Corona-Halbmarathon am Sonntag um 10 Uhr in der Wolnzacher Ortsmitte. Die Strecke von 21,2 Kilometer hat er im Vorfeld genau ausgetüftelt, sie geht unter anderem nach Königsfeld und Geroldshausen. Zuschauer beim Start oder auf der Strecke möchte er dabei wegen der Ausgangsbeschränkungen ausdrücklich nicht haben. "Bitte bleibt daheim, genießt euren Sonntagsbrunch und schaut mir einfach übers Internet zu", so seine Bitte.

Er will sich der Corona-Krise "nicht geschlagen geben", "aus der Not eine Tugend machen" - so beschreibt Max seine Motivation. "Und wer weiß, wozu es gut ist", kann er der Situation auch so etwas Gutes abgewinnen. Kein Wunder, der junge Mann weiß sich selbst und andere erfolgreich zu motivieren. Er arbeitet inzwischen als Motivationstrainer und Redner. Unter anderem sprach er vergangenes Jahr auf Einladung des bekannten Redners Bodo Schäfer vor rund 2500 Menschen in der Dortmunder Westfalenhalle.

Irgendwelche Projekte hat der Wolnzacher eigentlich immer am Start: Vergangenes Jahr lief er im Februar den Halbmarathon in Ismaning, im Mai radelte er mit einem Freund von München nach Venedig, es folgte der Ingolstadt-Triathlon und die Besteigung der Zugspitze - das alles mit Prothesen. Diese hat Max inzwischen seit drei Jahren. Im Februar 2017 hatte er sich beide Unterschenkel amputieren lassen, nach einer langen Leidensgeschichte, die mit einer plötzlichen Gehbehinderung im Alter von zwei Jahren begann. Nur 136 Tage nach der Beinamputation - im Juni 2017 - bewältigte der eigentlich als Schwerbehinderter geltende damals 24-Jährige den Zehnkilometer-Lauf beim "Lauf 10! " in Wolnzach und beeindruckte damit viele Menschen nachhaltig. Mit seinem aktuellen Projekt, dem Wolnzacher Corona-Halbmarathon, will er wieder einmal andere mit seinem Optimismus anstecken. "Ich bin gespannt, wie es ankommt", so Schwarzhuber.

WZ

 

Katrin Rebl