Kleinhohenried
Wisentbulle Donas wird ein Hesse

Tier aus dem Moos verstärkt die Herde im Nationalpark Kellerwald-Edersee - Schaufütterungen ab Sonntag

28.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:20 Uhr
Kraftvoll und selbstbewusst: die Wisentbullen im Donaumoos. Eines der Tiere hat der Zweckverband als Eigentümer der Herde nun an den hessischen Nationalpark Kellerwald-Edersee abgegeben. −Foto: Frank

Kleinhohenried (DK) "Wir hoffen, dass sich das umkehrt und wir wieder mehr weibliche Kälber bekommen", sagt Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbandes und damit zuständig für die Wisentherde am Haus im Moos in Kleinhohenried. Dort herrscht Bullenüberschuss. Eines der Tiere wurde jetzt nach Hessen abgegeben.

Aus Rumänien liegt unterdessen eine Anfrage für das Auswilderungsprojekt in den Karpaten vor, dort gibt es Interesse an weiblichen Tieren aus dem Donaumoos. Außerdem stehen bauliche Notwendigkeiten am Wisentgehege an.

Mit Elhard, einem zwölf Jahre alten Bullen, hat der Zweckverband, ein Tier aus dem Gehege Kellerwald-Edersee bekommen, das die Zucht im Donaumoos voranbringen soll. Kleinhohenried in der Gemeinde Karlshuld ist eines von vier Regionalzentren in Deutschland, das sich dem Erhalt der immer noch bedrohten Wildrinder mit Erfolg widmet. Deren Zahl ist durch langjährige Bemühungen weltweit auf mehr als 7000 gestiegen, was bei Lichte besehen aber eine immer noch fragile Bestandsgröße ist.

Der Donaumoos-Zweckverband mit Tierarzt und Zuchtleiter Johannes Riedl genießt in der Wisentszene großes Ansehen. So gibt es immer wieder Anfragen, auch aus dem Ausland, nach genetisch geeigneten Tieren aus Kleinhohenried. Im Juli 2017 beispielsweise wurde der Zuchtstier Eggeprinz, der im Moos elf Kälber gezeugt hat, in Begleitung zweier Kühe nach Russland, südlich von Moskau, abgegeben. Wegen der strengen seuchenhygienischen Bestimmungen hatte er zuvor eine vierwöchtige Quarantäne in Springe bei Hannover, einem weiteren Regionalzentrum, durchlaufen müssen. Im Mai 2018 kamen ein Stier und vier Kühe nach Rumänien, wo sie in den südlichen Karpaten, im Tarcu- und dem Poiana-Rusca-Gebirge ausgewildert wurden, um sich einer freilebenden Population in atemberaubender Landschaft anzuschließen. Das Gehege im thüringischen Ranis bekam im vergangenen Jahr einen Stier und eine Kuh. Die wurden von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mit einem Sack gelbe Rüben persönlich empfangen.

Im Tausch mit dem aktuellen Bullen Elhard wurde vor wenigen Tagen der vierjährige Donas aus der Junggesellentruppe des Zweckverbands nach Hessen verfrachtet. Es ist also ständig Bewegung in den Herden, um Inzucht und die damit verbundenen negativen Folgen zu vermeiden.Dies geschieht von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. So wurde auch Donas in kleinem Kreis auf die Reise geschickt. Im Nationalpark Kellerwald-Edersee bekommt man mit dem gebürtigen Mösler einen selbstbewussten Bullen, der beim Verladen bei kaltem, windigem Wetter die Geduld von Betreuern, Geschäftsführer und Zuchtleiter auf eine harte Probe gestellt hat. Tierarzt Riedl verzichtet wenn möglich auf eine Sedierung der Wisente, um den Organismus nicht zu belasten. Donas honorierte das mit Eigensinn und kleinen Einlagen seiner unbändigen Kraft. Nach etwa zwei Stunden bequemte er sich in den Hänger von Roy Smith, der seit Jahrzehnten mit Spezial-Tiertransporten europaweit unterwegs ist. Im Mai - so ist es "trotz 1000 Unwägbarkeiten" laut Johannes Riedl zumindest geplant - sollen drei Kühe die Reise nach Rumänien antreten, um ein hartes aber freies Leben in den Karpaten zu genießen.

Künftig will der Zweckverband mehr für die Besucher tun. Wie berichtet, sind künftig immer sonntags um 11.15 Uhr Schaufütterungen am Gehege in Kleinhohenried, bei der Kühe, Kälber und Bulle aus der Nähe zu sehen sein werden - wenn sie mitmachen. Optisches Zuckerl ist dabei das Storchennest im Hintergrund. "Wir wollen diese Schaufütterungen beibehalten, um den Besuchern etwas zu bieten", sagt Geschäftsführer Hafner. Dafür, dass sich Zwei- und Vierbeiner nicht unerwünscht zu nahe kommen, sorgt ein Zaun.

Der wird aus Sicherheitsgründen heuer im Frühling erneuert. Pfosten aus witterungsbeständiger Robinie und ein solides Knotengittergeflecht sorgen für die gesunde Distanz. "Ungefähr 38000 Euro müssen wir dafür ausgeben. 20000 kostet das Material und etwa 18000 die Montage durch eine Fachfirma, die die Pfosten in den Boden rammt", erklärt Hafner, "aber diese Investition ist aus Sicherheitsgründen für Mensch und Tier notwendig und gehört zum normalen Unterhalt."

Der Geschäftsführer ist angesichts der Ausgaben, die das Regionalzentrum zu tragen hat, ständig auf der Suche nach Sponsoren. Wer sich für den Erhalt der Wisente interessiert und sein Scherflein als Pate beitragen möchte, kann Kontakt mit Hafner im Landratsamt in Neuburg unter der Nummer (08431) 57471 aufnehmen.

AUSSTELLUNG ÜBER ENTENHAUSENS TIERWELT

Zur Saisoneröffnung am kommenden Sonntag zeigt das Haus im Moos in Kleinhohenried eine Ausstellung zur "Biodiversität in Entenhausen". Der Begriff Biodiversität begegnet den Menschen derzeit überall. Er steht für die Vielfalt und den Reichtum der Lebewesen auf der Erde. Fast täglich werden neue, bisher unbekannte Tiere entdeckt. Nun präsentiert die Umweltbildungsstätte eine wissenschaftliche Erfassung der vielfältigen Tierarten, die den Kosmos von Entenhausen bevölkern. In den Comicgeschichten mit den Abenteuern der Entenfamilie Duck haben so gut wie alle Menschen schon geschmökert. Donald Duck, seine Freundin Daisy und die Neffen Tick, Trick und Track oder den genialen Erfinder Daniel Düsentrieb und den reichen Onkel Dagobert kennt daherfast jeder. Im Mittelpunkt der Ausstellung aber stehen die gesittete Ameise, der Laufbarsch und der Rüsselschnurps. Auch der Plaudervogel und der Gurkenmurkser kommen dabei vor. Die Vielfalt der Geschöpfe, die Zeichner Carl Barks mit überbordender Fantasie schuf und die von der deutschen Übersetzerin Erika Fuchs mit geistreichen Namen versehen wurden, sind von der Vereinigung der Donaldisten systematisch erfasst und wissenschaftlich beschrieben worden. Das Haus im Moos zeigt die unterhaltsame und skurrile Schau des Naturkundemuseums Bamberg bis 12. Mai.