Neuburg
"Wir wollen, dass Inklusion Wirklichkeit wird"

VdK-Kreisverband und die Offenen Hilfen informieren im Café Wortschatz über Vergangenheit und Gegenwart

18.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Laden zur Veranstaltung "Inklusion als Mehrwert" ein: VdK-Kreisgeschäftsführerin Sandra Andritschke (v.l.), VdK-Kreisvorsitzender Bernhard Peterke und Juliane Pichler, Koordinatorin bei den Offenen Hilfen Neuburg-Schrobenhausen. −Foto: Foto: Frank

Neuburg (DK) "Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden Menschen ausgegrenzt, wenn sie als anders wahrgenommen wurden.

Sie hatten nicht dieselben Rechte wie alle anderen und waren häufig auf Almosen angewiesen", stellt Bernhard Peterke, Kreisvorsitzender des VdK, fest. Erst ab den 50er-Jahren gab es rechtliche Verbesserungen, wie etwa das Schwerbehindertengesetz. Doch der Weg ist noch nicht zu Ende gegangen. "Wir wollen, dass Inklusion Wirklichkeit wird", betont der Vorsitzende. Insofern widmet sich der Sozialverband gemeinsam mit den Offenen Hilfen, die in der Trägerschaft der Regens-Wagner- und der St.-Johannes-Stiftung stehen, dem Thema unter dem Motto "Inklusion als Mehrwert - Vergangenheit und Gegenwart. " Dazu findet am Freitag, 22. Juni, um 19 Uhr im Café Wortschatz in Neuburg eine Informationsveranstaltung statt, zu der Interessierte eingeladen sind.

Die Veranstalter gehen das Thema von verschiedenen Seiten an. Der Neuburger Amtsarzt Johannes Donhauser, der seit vielen Jahren über die Rolle der Gesundheitsämter im Dritten Reich forscht, wird über Schicksale aus der Region zur Zeit des Nationalsozialismus sprechen. Er gilt als Kenner der Materie und wurde für seine Arbeit mit der Johann-Peter-Frank-Medaille ausgezeichnet (wir berichteten). Von der Zwangssterilisation bis hin zur Euthanasie, also der Ermordung behinderter Menschen, reichte das Instrumentarium eines menschenverachtenden Systems, das dem Rassenwahn und einer dubiosen Vorstellung von Volksgesundheit erlegen war.

Im Anschluss an den etwa halbstündigen Vortrag Donhausers wird Stefanie Staudigl, die ebenfalls am Gesundheitsamt in Neuburg beschäftigt ist, aus Markus Krischers Buch "Kinderhaus - Leben und Ermordung des Mädchens Edith Hecht" lesen. Die Publikation handelt von einem kleinen Mädchen, das nach einer Zangengeburt stark behindert war. Das Kind fiel den Nazis in die Hände, entging zwar der Vergasung, wurde aber im Dezember 1944 mit Medikamenten in Eglfing-Haar bei München ermordet.

Im Anschluss ist ein Podiumsgespräch vorgesehen. Daran werden teilnehmen: Amtsarzt Johannes Donhauser, Eva Sindram von Pro Familia Neuburg, die Sonderschulpädagogin Gabriele Gabler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Sandra Andritschke, Geschäftsführerin des VdK in Neuburg-Schrobenhausen und Juliane Pichler, Koordinatorin für Ehrenamt, Freizeit und Bildung bei den Offenen Hilfen. Die Gesprächsrunde moderiert VdK-Kreischef Bernhard Peterke aus Schrobenhausen. Es gibt auch einen musikalischen Rahmen. Den übernimmt Erna Dirschinger mit ihrer Mutter Maria Eisenwinter, die als Buchdorfer Zwoagsang auftreten. Die Veranstaltung dauert etwa zwei Stunden. Angestoßen wurde sie von Hedwig Eser, Eigentümerin des Café Wortschatz und früher Neuburger Stadträtin. Sie will für die Besucher des Abends Bowle und Eistee kredenzen, denn trotz aller Ernsthaftigkeit des Themas soll es eine angenehme Veranstaltung mit viel Information und Blicken aus verschiedenen Perspektiven werden.