Neuburg
Neuburger Hilfsaktion für Ukraine: „Wie eine Lawine“

Unternehmer Wolfgang Gensberger ruft zu Spenden auf – und ist über das Ausmaß der Bereitschaft vollkommen überrascht

27.02.2022 | Stand 27.02.2022, 18:42 Uhr

Schwer beschäftigt: Unternehmer Wolfgang Gensberger musste am Wochenende auch viele Spendenpakete in seinen Laden tragen. Foto: Stark

Von Thorsten Stark

Der Neuburger Unternehmer Wolfgang Gensberger hat am Samstag über die sozialen Netzwerke zu einer Spendenaktion aufgerufen, mit deren Hilfe Sachmittel an die Grenze zur Ukraine gebracht werden sollen. Schon nach kurzer Zeit war klar: Eine Tour wird nicht reichen, um alle erhaltenen Spenden nach Osteuropa zu fahren.

Im Geschäft am Schleifmühlweg stapeln sich die Kartons. „Kinderbettwäsche“ steht auf dem einen Karton. „Kleidung“ auf einem anderen. Obenauf liegt eine Packung Toilettenpapier. Und schon kommen die nächsten drei Fahrzeuge – alle mit vollen Kofferräumen, deren Inhalt sich zu dem Kartonstapel dazugesellen wird.



Es ist Sonntagmittag. „So geht das schon die ganze Zeit“, sagt Wolfgang Gensberger, während sein Handy im Sekundentakt meldet, dass wieder eine Nachricht an ihn geschrieben worden ist. Von Menschen, die fragen, wie sie helfen können, was noch benötigt wird, wie toll sie die Aktion finden. „Das ist wie eine Lawine über mich hereingebrochen“, erklärt Gensberger mit einem ungläubigen Lächeln.

Facebook-Aufruf: binnen kürzester Zeit Hunderte Unterstützer



Am Samstagvormittag hatte er eine Nachricht seines Freundes Markus Langer, vielen besser bekannt als die Kunstfigur Sepp Bumsinger, gelesen. Der Erdinger Langer rief dazu auf, eine Fahrt von Erding an die ostpolnische Grenze zur Ukraine mit Spenden zu unterstützen. Gensberger, der gerade einen neuen Transporter bekommen hatte, dachte, er könne helfen und meldete sich bei Langer. Dieser berichtete von einem Freund mit einer ukrainischen Frau, der ihn zur Aktion inspiriert habe. Auch bei Gensberger spielen persönliche Gründe eine Rolle. Seine Frau, eine Tschechin, hat ukrainische Vorfahren. Deswegen verfolgen die Gensbergers besonders sorgenvoll, was gerade in der Ukraine passiert.

Am Samstagmittag bat Gensberger auf seiner Facebook-Seite um Unterstützung – und hatte binnen kürzester Zeit Hunderte Unterstützer. Die einen überwiesen über PayPal Geld, mit dem Gensberger Sachmittel kaufen will, wenn klar ist, was im Grenzgebiet notwendig ist, die anderen fuhren im Minutentakt in beschriftete Kartons verpackte Decken, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Hundefutter, Arzneimittel, Konserven, Windeln und vieles mehr vorbei. Inzwischen war auch Gensbergers Freund Martin Müller vom Mooshäusl in Ingolstadt mit von der Partie – und längst war klar: Ein Transporter würde nicht reichen.

Vier, möglicherweise fünf Transporter sollen nun am Mittwochnachmittag von Neuburg beziehungsweise Ingolstadt aus gen Osten aufbrechen. Über Hof und Görlitz sieht die insgesamt rund 1400 Kilometer lange Tour dann eine Fahrt quer durch Polen bis zur Grenzstadt Przemysl vor. Am Donnerstag, nach einer Übernachtung, werde man dort ankommen, vermutet Gensberger. Schon jetzt halten sich dort unzählige ukrainische Flüchtlinge auf – und es werden stündlich mehr. „Das ist eine absolute humanitäre Katastrophe“, sagt Gensberger. Ohne Hilfe von außen könne die kleine Grenzstadt in einer bettelarmen Gegend die Flüchtlinge nicht versorgen.

Deswegen ist er froh, dass die Spenden im großen Stil hereinkommen. Knapp 6000 Euro habe man ihm schon überwiesen, ein Edeka-Laden aus dem Landkreis Eichstätt habe schon eine Sachspende in Höhe von 1200 Euro zugesichert, dazu kommen immer noch weitere Kartons. Gensberger versichert, dass kein einziger Cent in dunkle Kanäle fließen werde. Auf der Fahrt werde man mit dem Geld einkaufen, nur Sachspenden werden übergeben. Die gesamte Tour werde zudem über die sozialen Netzwerke dokumentiert.

Nach der Rückkehr nach Deutschland soll es am Freitag gleich wieder Richtung Ostpolen gehen. „Ich betreibe ja eigentlich auch noch ein Baugeschäft. Aber wir fahren, bis alle Spenden weg sind“, versichert Gensberger – und fügt hinzu, während er über alle Kartons blickt: „Wir sind schon ein tolles Land.“

Spenden sind noch möglich

Wolfgang Gensberger nimmt an diesem Montag von 8 bis 18 Uhr und an diesem Dienstag von 8 bis 14 Uhr Sachspenden für den ersten Hilfskonvoi an. Sein Geschäft ist in Neuburg am Schleifmühlweg 21. Auch beim Mooshäusl am Mooshäuslweg 1 in Ingolstadt kann man am Montag, und zwar von 15 bis 19 Uhr, noch Spenden abgeben.

Gensberger und Mooshäusl-Betreiber Martin Müller weisen darauf hin, dass nur saubere und wirklich brauchbare Sachen abgegeben werden sollen. Alles sollte in Kartons verpackt sein, damit möglichst viel in die Transporter passt. Benötigt werden unter anderem Decken, Schlafsäcke, Konserven, essfertige luftdicht verpackte Nahrungsmittel, Winterkleidung, Desinfektionsmittel, Feuchttücher, Hygieneartikel, Verbandszeug, Kindersachen, Babynahrung, Papiertaschentücher, Windeln, Arzneimittel wie Aspirin, Wasser in PET-Flaschen sowie Taschenlampen mit Batterien.

Geldspenden werden auch angenommen. Die Organisatoren versichern, dass sie damit einkaufen und das Geld an niemanden übergeben. Überweisen kann man per PayPal an das Konto info@gensberger-gmbh.de.

DK