Neuburg
Neuburg und Rain rücken zusammen

"Bankenfusion stärkt den Wirtschaftsraum" Alle Filialen bleiben Verkauf am Schrannenplatz

13.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:49 Uhr

Die Fusion lässt sie strahlen: Roland Gieß, Werner Halbig, Aufsichtsratschef Ludwig Schlosser, Philipp Karmann und Wolfgang Schlicker (v.l.) führen die neue Raiffeisen-/Volksbank Neuburg-Rain. - Foto: r

Neuburg (r) "Das ist sensationell", ruft ein Raiffeisen-Angestellter hinten im Kolpingsaal. Soeben haben die Vertreter von 16 000 Genossenschaftsmitgliedern die Bankenhochzeit Neuburg-Rain beschlossen - mit 100 Prozent. Mehr geht nicht.

Jubel und Emotionen bleiben dennoch aus. Das liegt zum einen an der offenen Abstimmung per Akklamation, die man zuvor festgelegt hatte. Kein Vertreter hob die Hand gegen die Fusion. Zum anderen machte Aufsichtsratschef Ludwig Schlosser nach der 100-Prozent-Entscheidung unerbittlich solide mit der Tagesordnung weiter. Auch das ist Raiffeisen-Volksbank.

Die lachenden Gesichter der vier Direktoren verrieten aber Erleichterung. Anstrengende Vorarbeiten liegen hinter ihnen, Infoabende, Einzelgespräche und Aufregung um einen anonym verschickten Brief eines Fusionsgegners. Der Erfolg gibt der Führung Recht. Ludwig Schlosser, Leiter des Neuburger Aufsichtsrates, bedankte sich bei den Schwaben für das "große Vertrauen". Rain hatte mit 96 Prozent zugestimmt.

Schlosser sieht eine "deutliche Stärkung unseres Wirtschaftsraumes". Bezirksgrenzen spielen keine große Rolle mehr. Das findet auch Regionaldirektor Anton Kandler: "Ich gratuliere zur Fusion, sie haben es richtig gemacht." Vorstand Roland Gieß, der aus Rain stammt, ist überzeugt davon, "dass sich beide Gebiete ideal ergänzen." Das Lechviertel pflege viele Verbindungen zur Donaustadt. Bis 1972 gehörte es zum Landkreis Neuburg. Auch die Sparkassen Neuburg und Rain sind seit 2005 wieder zusammen. Verschmelzungen haben die RV-Bank in 40 Jahren wachsen lassen. Die Keimzelle bildete die 1899 gegründete Raiffeisenkasse Ried. Sie "marschierte" Ende der 60er Jahre in Neuburg ein, als die dortige BRZ Schwierigkeiten hatte. Raiffeisenchef Anton Braun kaufte die Alte Post, später wechselte Raiffeisen an den Schrannenplatz (früher Merz-Meier). 1991 stieß die Raiffeisenbank Rennertshofen dazu, dann kamen Burgheim, Nassenfels, Feldkirchen-Zell, Unterstall, Bittenbrunn, Bergen und Joshofen. Mit der Volksbank ging man 2002 - nach einigen Anläufen - zusammen. Sie brachte Pöttmes und Königsmoos mit.

Heute umfasst die vereinigte RV-Bank Neuburg-Rain 16 Filialen: Luitpoldstraße, Ostend, Feldkirchen, Ried, Nassenfels, Rennertshofen, Karlshuld, Königsmoos, Burgheim, Rain, Marxheim, Genderkingen, Bayerdilling, Münster, Holzheim und Pöttmes.

Das Filialnetz hat Bestandsgarantie. Mittelfristig liege es an den Kunden, betont Direktor Werner Halbig, "sie stimmen mit den Füßen ab." Für die 250 Mitarbeiter der Genossenschaftsbank bedeute die Verschmelzung eine positive Entwicklung. "Es werden alle gebraucht", versichert der Vorstandsvorsitzende.

Die vereinigte Bank bringt es auf 1,1 Milliarden Euro Bilanzsumme und zwei Milliarden im Geschäftsverkehr. Neuburg bringt 800 Millionen Bilanzsumme ein, ihr Eigenkapital hat die RV-Bank (inklusive 22 Mio. Vorsorgereserven) auf stattliche 76 Millionen steigern können. Im schwierigen Umfeld "mit staatlicher Regulierungswut" erzielte die Bank einen respektablen Reingewinn von 3,2 Millionen Euro.

Das Bankgebäude am Schrannenplatz steht zum Verkauf. Das Bieterverfahren hat man bis Ende Juni verlängert. "Renommierte Investoren haben uns darum gebeten, um mit der Stadt Neuburg Abstimmungsgespräche zu führen", erklärte Direktor Halbig.

Die Verwaltung ziehe mit 40 bis 50 Mitarbeitern nach Kreut. Der Neubau koste etwa vier Millionen Euro, sei dreigeschossig und funktional ausgelegt. Danach beginne der Innenumbau der Alten Post in der Luitpoldstraße - Anlaufstelle für die Kunden und Sitz des Vorstandes.

Den Aufsichtsrat der neuen RV-Bank bilden neun Vertreter aus Neuburg und fünf aus Rain. Letztere wählte die Vertreterversammlung einstimmig. Neu ist Christian Hoppe aus Rennertshofen. Rolf Klug und Altbürgermeister Ernst Gebert verabschiedete das Auditorium mit Sonderbeifall. Sie seien 30 Jahre im Aufsichtsrat aktiv gewesen, so Ludwig Schlosser, "und zwar mit einer Tatkraft, die seinesgleichen sucht."