Neuburg
Klangfacetten vergangener Tage

Klassik-Sparte der Neuburger Sommerakademie erweckt beim Teilnehmer-Abschlusskonzert Alte Musik zu neuem Leben

12.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:10 Uhr

Belcanto und zarte Basstöne: Clotilde Diekmann (Gesang), Henner Kalerth (Theorbe), Gerd Demerath (Theorbe) und Julia Kirchner (Gesang) zeigten, was sie in der Woche zuvor einstudiert hatten. - Foto: Turchet

Neuburg (DK) Knapp eine Woche lang haben die Teilnehmer der Sommerakademie der Sparte Klassik im Einzelunterricht und in der Gruppe gelernt und geprobt. Beim Abschlusskonzert zeigten sie, was erarbeitet wurde und wie die unterschiedlichen Musiker miteinander harmonieren.

Viele musikalische Höhepunkte an einem Ort mit besonderer Kulisse erwarteten die Besucher: Beim Abschlusskonzert in der Sparte Klassik der Sommerakademie vereinigten sich die Teilnehmer, um Einblicke in die faszinierende Welt der Alten Musik zu geben. Der gutbesuchte Kongregationssaal im Schloss bot eine einmalige Atmosphäre an diesem Augustabend.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem Stück „Harmonico Tributo Sinata V für Streicher und Basso Continuo“ bei dem Marina Momeny und Ines Wein (Violine 1), Bettina Harke und Pavlos Milaszewicz (Violine 2), Stefan Dollansky und Margrit Exner (Viola), Miriam Seyboth und Yves Tordy (Violoncello), Henner Kahlert (Theorbe) und Matias Lanz (Cembalo) zeigten, wer sie die letzte Woche beschäftigte: der Komponist Georg Muffat. Im 16. und 17. Jahrhundert diente Musik zur Zerstreuung der dekadenten, noblen Gesellschaft. Heute entpuppt sich diese Musik als erstaunlich zarte, filigrane und eigenständige Perle. Dass Alte Musik wiederentdeckt und gespielt wird, ist Ensembles zu verdanken, die sich ihr ganz verschreiben und darüber hinaus auch die historische Aufführungspraxis studieren.

Faszinierend die Wirkung der historischen Traversflöte, gespielt von Miho Shirai, die im Gegensatz zu der heutigen Querflöte aus Holz besteht und einen warmen Klang hat. Zu den verschiedenen Ensembles, zu denen sich die Teilnehmenden vereinigten, zählt auch die Viola da Gamba (Margit Exner und Michaela Pilger) mit ihren sechs Saiten und Bundstegen und das Cembalo (Matias Lanmz, Johanna Soller und Mariko Goto). Auch in den Stücken wie „Quartett für Traversflöte 2 Viola da Gamba und Basso Continuo“ von Georg Philipp Telemann oder „Brandenburgisches Konzert Nr.2, F-Dur“ von Johann Sebastian Bach werden Streicherbögen anders gehalten wie heute gewohnt, Violinen ganz ohne Vibrato gestrichen. So auch am Abschlusskonzert: Der klare, etwas scharfe und unverblümte Klang der Violinen tat in seiner Reinheit wohl und ließ sämtliche Facetten der verwobenen Melodien durchschimmern.

Im Theorbe-Stück „Udite amanti“ von der Komponistin Barbara Strozzi konnte man sich ganz diesem Augen- und Ohrenschmaus hingeben. An eine Laute erinnernd, verfügt die Theorbe über einen zweiten, verlängerten Hals, auf welchem die Basssaiten aufgespannt sind, was zu einem sehr kontrastreichen Klang führt: zum einen die grazilen Melodietöne, darunter ein massiger Bass. Erstaunlich auch das Stück „Lead me to some peaceful groom“ von Henry Purcell. Sängerin Julia Kirchner, die von Theorbe-Spieler Gerd Demerath begleitet wurde, ließ es in einem sanften Ausblenden verstummen.

Im zweiten Teil des Konzertes eröffneten Michael Pilger, Maximilian Fahnler, Justine Gehring, Elena Schabert und Charlotte Schwenke an der Viola da Gamba mit dem Stück „The Belle Pavine“ von John Jenkis. Danach folgte „Jephte-Chorus-Plorate, filii Israel“ von Giacomo Carissimi, „Concerto (Quartett für zwei Violinen, Vila und Basso continuo in d-moll“ von Georg Philipp Telemann und „Sonata VI a-moll op. 34/6 für drei Traversflöten und Basso Continuo“. Den krönenden Abschluss bildete „Kantate Le retour de la Paix“ für zwei Sänger, Violinen, Viola da Gamba und Basso Continuo mit Caroline Ballmann, Katharina Heissenhuber, Julia Kirchner, Melanie Müller, Anna Kinoshita (Gesang), Gudrun Wember, Heike Rast (Blockflöte), Stefan Dollansky, Ines Wein (Violine), Fritz Klehr (Viola da Gamba) und Georg Staudacher (Cembalo).

Mit Temperament und einem Hauch Sentimentalität zauberten die Musiker eine Stimmung voller Überraschungen und packender Momente. Der milde Augustabend lud zum Verweilen ein, und so fand im Innenhof der letzte Höhepunkt bei einem Glas Wein seinen harmonischen Ausklang. Es war ein abwechslungsreiches, musikalisch hochstehendes Konzert, das noch vielen im Publikum in bester Erinnerung bleiben dürfte.