Landersdorf
Nur ein kleiner Teigklumpen

Kinder mahlen im Geschichtsdorf ihr Mehl zum Backen selbst – Zaubertrank stärkt für mühselige Arbeit

12.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:10 Uhr

 

Landersdorf (HK) Rund zweieinhalbtausend Jahre zurück haben die Kinder die Zeit im Rahmen des Ferienprogramms gedreht. Wie die Kelten mahlten sie Mehl mit Steinen, um daraus Brot zu backen.

Der Platz an dem riesigen Steinklotz gleich neben dem Steinzeithaus wird knapp. Zu viele Kinder haben sich um den Stein versammelt, um ihn als Unterlage für ihre Arbeit zu nutzen. Ohne Pause drehen, schlagen und quetschen sie mit einem kleineren Stein die Weizenkörner, die sie in einem kleinen Häufchen vor sich liegen haben. Und immer noch kommen weitere Kinder dazu. Für sie sucht Nora Dollack, die im Geschichtsdorf ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, geeignete Steine als Unterlage. Auch die Neuankömmlinge sollen ausprobieren können, wie es sich anfühlt, wenn man nur mithilfe eines Steins aus Korn Mehl mahlen will. „Da seht ihr mal, welche Arbeit das war“, sagt Luise Renner schmunzelnd. Sie ist Mitglied im Verein der Freunde der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf, der an diesem Nachmittag im Rahmen des Thalmässinger Ferienprogramms zusammen mit den Kindern das Rad der Zeit ein gewaltiges Stück zurückdreht.

Welche Kulisse würde sich für diese Zeitreise besser eignen als das Geschichtsdorf in Landersdorf? Im Schatten des Steinzeithauses können sich Kinder wie die Kelten fühlen, wenn sie mit viel Mühe das Korn mahlen. Obwohl sie sich kräftig plagen müssen, geben sie nicht auf. Nur Ben wundert sich: „Meine Körner sind schon ganz flach, aber ich hab kein Mehl.“ „Das ist ganz schön anstrengend“, sagt eine Mutter und übernimmt für eine Weile den Platz ihrer Tochter. Eine Oma kann sich einen Hauch Schadenfreude angesichts der schuftenden Kinder nicht verkneife. „Dann wissen sie künftig wenigstens das Pausenbrot besser zu schätzen“, sagt sie.

Ein wenig Neid schwingt mit, als die Kinder auf Tims Platz schon ein beachtliches Häufchen Mehl entdecken. „Ist es dessen Technik beim Reiben und Drehen oder ist sein Stein besser“, fragen sie angesichts des Erfolgs von Tim. Als der sein Mehl vorsichtig in ein Puddingschüsselchen schiebt, um es mit Wasser und einer Prise Salz zu einem Teig zu vermischen, greift sein Bruder Ben schnell zu und sichert sich den Stein. Tim geht mit seinem Teigklümpchen zu Hans Renner, der neben dem Keltenhaus ein Lagerfeuer angeschürt hat. Der stellvertretende Vorsitzende der Freunde der Vor- und Frühgeschichte legt Tondachziegel auf den Rost, auf denen er die Teigklümpchen der Kinder platziert. Die kleinen Teigplätzchen sind schnell gebacken und mit einem Bissen verzehrt – das Ergebnis von über einer halben Stunde harter Arbeit. Kaum ist das erste selbst gemachte Plätzchen gegessen, geht es schon wieder zurück zum Mehl mahlen. Für das nötige Durchhaltevermögen sorgt der Zaubertrank, den Hildegard Hölzel ganz nach dem Rezept der keltischen Druiden zubereitet hat. Alle Zutaten verrät sie nicht, aber im Zaubertrank sind unter anderem Apfelsaft, Mineralwasser, Kräuter und Blumen wie Rosenblüten oder Ringelblumen drin. Und zur Erfrischung eine Zitrone oben drauf. So gestärkt kann weiter gemahlen werden. Und wer von den eigenen Teigplätzchen nicht satt wird, auf den wartet noch ein Stockbrot.