Neuburg
In der Chiceria rattert jetzt auch eine Nähmaschine

12.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:16 Uhr

Glücklich über ihren neuen Arbeitsplatz: Näherin Margit Vester (rechts) plant zusammen mit Chiceria-Leiterin Evelyn Papperitz einige neue Projekte in dem Ladenlokal. - Foto: Stengel

Neuburg (pes) Neues Jahr, neue Impulse: In der Chiceria wurde einiges umgekrempelt, so dass jetzt ein Näh- und Bügelservice eröffnet werden konnte. Fünf bis sechs Menschen mit Suchtleiden oder psychischen Erkrankungen arbeiten in dem Ladenlokal im Schnitt 14,5 Stunden pro Woche.

Die Tätigkeit soll ihnen Perspektiven und Selbstbestätigung geben. "Wir würden uns aber noch größeren Zuspruch aus der Bevölkerung wünschen", sagt Marianne Schlamp, Geschäftsführerin der Integra Soziale Dienste gGmbH mit Sitz in Gaimersheim, unter deren Dach die Chiceria betrieben wird.

Evelyn Papperitz hat sich als neue Leiterin der Chiceria Neuburg, die auch im Bürgertreff am Schwalbanger eine Zweigstelle hat, inzwischen bestens eingelebt. "Wir möchten unsere Räume anders beleben", erklärt die 52-jährige Heilpädagogin, die im September die Nachfolge von Silvia Heueisen angetreten hat. Ein Platz für die Nähecke wurde bereits gefunden. Und mit der ausgebildeten Näherin Margit Vester auch eine neue Assistentin, die das Handwerk beherrscht. Von Dienstag bis Freitag nimmt sie in der Zeit 9 bis 13.30 Uhr Änderungsaufträge entgegen, schwingt aber auch ihre eigene kreative Nadel und bereichert mit süßen Filz- und Fellimitattäschchen, Accessoires und Schlüsselanhängern das Sortiment der Chiceria. Zusammen mit den Klienten plant sie bereits die Kollektion zum Valentinstag: selbst genähte Herzchen in warmen Farben. Sie freut sich sehr auf ihre neue Aufgabe: "Kreativ sein können und mit Menschen zusammenarbeiten – das ist es!"

Ein Halbgeschoss tiefer steht Gabi Rodoy tatendurstig am Bügeltisch. In der Integra-Zentrale in Gaimersheim sei sie in einem Kurs auf diese Arbeit vorbereitet worden, "jetzt kann ich das perfekt", versichert die Frau. Ein Service, den das Chiceria-Team zu äußerst humanen Preisen anbietet: Ein geglättetes T-Shirt gibt es schon für 65 Cent, ein Hemd kostet 85 Cent.

Schließlich geht es in der Chiceria weniger um fulminante Umsatzzahlen, "sondern um die Gesunderhaltung von Menschen", wie Evelyn Papperitz und Marianne Schlamp die Philosophie dieses Integrationsprojektes für Menschen in persönlichen Schieflagen beschreiben. Dem jeweiligen Klienten wird nur so viel öffentliche Präsentation zugemutet, wie er erlaubt: Arbeitsbereiche wie Küche, Café, Bügelstation, Lager oder Laden ermöglichen eine unterschiedliche Anzahl von sozialen Kontakten.

"Und wenn der Laden hier brummen würde, könnten wir noch ein paar Klienten mehr einstellen", hofft Papperitz auf viele Kunden – sei es im Lokal, im Secondhandladen oder im neuen Bügel- und Nähbereich. Für Feste könne man die Chiceria samt Catering und Service auch anmieten. Außerdem wolle man sich "künftig verstärkt in die Events der Stadt einklinken, zum Beispiel im Fasching". Stets erwünscht seien auch Warenspenden – allerdings nach vorheriger Absprache.

Kontakt unter Telefon (0 84 31) 4 34 90 56.