Neuburg (r) Eine Tomatenpflanze auf einem Grab - ungewöhnlich, aber problemlos. In Neuburg schlägt ein derartiger Einzelfall momentan Wellen. Eine Familie hatte im Andenken an die verstorbenen Großeltern einen Tomatenstock gepflanzt. Er ist kräftig gewachsen und anderen Besuchern aufgefallen.
Plötzlich wird über die Tomaten im Alten Friedhof an der Franziskanerstraße diskutiert. Ein Rückschnitt der Pflanze reicht offenbar nicht aus. "Gemüse hat auf dem Friedhof nichts zu suchen", das steht für Stadträtin Elfriede Müller fest. Als zuständige Referentin will sie Tomaten und Ähnliches auf Gräbern nicht dulden: "Da könnte man auch noch Radieschen aussähen." Das rigorose Reglement hat Medien auf den Plan gerufen. Gestern gab die Friedhofsreferentin zwei Radiointerviews. Das Thema tauchte auch in Facebook auf.
Es handelt sich um einen Einzelfall, wie er auf den städtischen Friedhöfen seit Jahrzehnten nicht vorgekommen ist. Die 23-jährige Enkeltochter hatte mit der Oma und dem Opa gerne Tomaten gezogen und geerntet. Daran sollte die Pflanze auf dem Grab erinnern - eine Form individueller Trauer. Die betroffene Familie findet nichts dabei.
"Jeder bewältigt Trauer auf seine Weise", das sei natürlich zu akzeptieren, sagt Elfriede Müller. Gemüse auf Gräbern aber will sie ausschließen, diese Auffassung hätten ihr "viele Neuburger Bürger bestätigt". Deshalb will die Stadträtin das Thema in den Finanzausschuss bringen, eventuell mit einer entsprechenden Satzungsänderung. Grundsätzlich zeige die Verwaltung viel Verständnis für Grabschmuck. So könnten Herzen, Teddys oder Spielzeug an Kindergräbern selbstverständlich bleiben. Am Fötengrab im erweiterten Friedhof sei eine Birke gepflanzt worden, wenn dort Trauernde kleine Spielzeuge aufhängen wollen.
